Neustart für die Kinobranche

​Zurück zur Normalität 

Zettel an Kinositzen markieren im Saal 6 des Delphi Lux in Berlin-Charlottenburg die durchschnittliche Sitzbelegung unter Berücksichtigung der Corona-Auflagen. In der Hauptstadt dürfen ab dem 30.06. erstmals seit Monaten w... Foto: Sven Braun/dpa
Zettel an Kinositzen markieren im Saal 6 des Delphi Lux in Berlin-Charlottenburg die durchschnittliche Sitzbelegung unter Berücksichtigung der Corona-Auflagen. In der Hauptstadt dürfen ab dem 30.06. erstmals seit Monaten w... Foto: Sven Braun/dpa

BERLIN: Ab dieser Woche können die Kinos endlich in allen Bundesländern wieder öffnen. Auch die ersten größeren Neustarts sind angekündigt. Doch die Branche kann noch immer nicht aufatmen.

Wer in diesen Tagen ins Restaurant geht oder durch Parks spaziert, könnte glauben, dass die Corona-Pandemie vorbei ist. Auf den ersten Blick sieht vieles wieder so aus wie vor dem Lockdown. Auch die Kinobranche steht offiziell vor dem Neustart. Viele Kinos haben bereits wieder geöffnet, als letztes Bundesland folgt diese Woche Berlin. Doch der Schein trügt. Die Kinobranche muss weiter zittern.

Immerhin: Nach monatelanger Pause starten an diesem Donnerstag (2.7.) die ersten größeren Filme neu. Die früheren YouTube-Stars Heiko und Roman Lochmann erleben in «Takeover - Voll vertauscht» eine turbulente Verwechslungskomödie, während Regisseur Christian Petzold den Berlinale-Beitrag «Undine» mit Paula Beer und Franz Rogowski zeigt.

Ein wichtiger Grund dafür ist, dass nun in allen Bundesländern auch wieder die Kinos ihren Betrieb aufnehmen dürfen. In Berlin ist dies offiziell ab Dienstag möglich, viele Kinos in der Hauptstadt wollen am Donnerstag starten.

Überhaupt gab es zuletzt einige positive Nachrichten aus der Branche: Freiluft- und Auto-Kinos sind seit Wochen beliebt und erleben einen Besucheransturm wie selten zuvor. Doch das allein kann die Existenz der Kino- und Filmwelt nicht retten. Wichtig wäre, dass auch die regulären Kinos wieder genügend Tickets verkaufen. Das aber ist mehr als ungewiss; von Euphorie ist wenig zu spüren. Vielmehr wachsen die Sorgen, wie es nun wirklich weitergehen soll.

Eine große Hürde sind die Auflagen, die mit den Wiedereröffnungen verbunden sind. Zwischen den Besuchergruppen müssen 1,5 Meter Abstand gehalten werden - damit bleiben deutlich mehr Plätze in einem Saal frei als besetzt werden können.

Die Verbände HDF Kino und AG Kino - Gilde deutscher Filmkunsttheater haben diese Regelung bereits mehrfach scharf kritisiert. Sie verweisen unter anderem auf Nachbarländer, wo etwa nur ein Meter Abstand gefordert ist. Tatsächlich fragen sich viele, warum etwa in Flugzeugen und Zügen fremde Menschen direkt nebeneinander sitzen können, während im Kino - wo die Sitze deutlich breiter sind - ganze Reihen gesperrt werden müssen.

Das andere große Problem sind allerdings die Filme selbst, genauer gesagt der Mangel an neuen Großproduktionen. Im Juni waren zunächst eher kleine Werke in die Kinos gekommen, ab Juli sollte es dann richtig losgehen. Im kommenden Monat starten deutsche Filme wie «Takeover», «Undine» und «Berlin Alexanderplatz» (16.7.).

Vor allem aber Hollywoodproduktionen galten als wichtige Zugpferde. So sollten Ende des Monats Disneys «Mulan» und Christopher Nolans Thriller «Tenet» mit Robert Pattinson starten.

Nun jedoch haben die Studios die Reißleine gezogen und die weltweiten Starts dieser beiden Filme in den August verschoben - vorerst. Denn wenn die Kinos in großen Teilen der Welt wegen der Corona-Pandemie noch nicht wieder oder nur deutlich eingeschränkt geöffnet haben, dann wären auch die Einnahmen viel niedriger. Solche Verluste will kein Studio riskieren, besonders nicht bei Filmen, die viele Millionen US-Dollar gekostet haben. Bis sich die Aussichten in dieser Hinsicht spürbar verbessern, dürfte daher noch einige Zeit vergehen.

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