Wiedersehen nach 50 Jahren?

Foto: epa/Paul Braven
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WASHINGTON (dpa) - Ein halbes Jahrhundert ist es her, dass die ersten Menschen auf dem Mond landeten. 1972 verließen die bislang letzten Astronauten den Erdtrabanten. Heute werden Pläne zur Rückkehr konkreter.

«Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit», sagte Neil Armstrong vor 50 Jahren, als er um 3.56 Uhr MESZ als erster Mensch seinen Fuß im dicken Astronautenstiefel auf die Mondoberfläche setzte. Ein Moment, an den sich wohl fast jeder, der damals auf der Welt war, noch ganz genau erinnert. Ein Moment, der Raumfahrtgeschichte schrieb und sich in das kollektive Menschheitsgedächtnis einbrannte.

Deutlich unspektakulärer verließ rund drei Jahre später, am 14. Dezember 1972, der bislang letzte Mensch den Mond. «Wir gehen wie wir kamen und - wenn Gott es so will - werden wir wiederkommen, mit Frieden und Hoffnung für die ganze Menschheit», sagte der 2017 gestorbene US-Amerikaner Gene Cernan damals, bevor er wieder vom Erdtrabanten abhob.

Bei den Feiern zum 50. Jahrestag der ersten Mondlandung in den USA wird nicht nur Armstrongs berühmtem Satz gedacht. Auch die Erfüllung von Cernans Prophezeiung scheint näher zu rücken. Der Mond ist wieder in Mode. Eine Art zweites Wettrennen ist in Gang, an dem sich neben Russland und den USA diesmal auch China, Indien, Israel, Japan, Südkorea und die europäische Raumfahrtagentur Esa beteiligen.

Die Pläne der US-Raumfahrtbehörde Nasa für eine Rückkehr zum Mond sind ehrgeizig und werden immer konkreter - auch wenn ihre Finanzierung noch nicht gesichert ist: Innerhalb der kommenden fünf Jahre sollen wieder US-Astronauten auf dem Mond landen, darunter auch eine Frau. Vor kurzem vergab die Nasa bereits die ersten Aufträge für unbemannte Mond-Lander und Forschungsinstrumente. So soll beispielsweise ein unbemannter Rover namens «MoonRanger» auf dem Erdtrabanten herumfahren, außerdem sollen verschiedene Kameras und Messgeräte entwickelt und gebaut werden.

Die Nasa sieht den Mond inzwischen vor allem als Zwischenstation auf dem Weg zum Mars. Denn dass Menschen auf dem Erdtrabanten landen können, ist lange bewiesen - damals ein Spektakel der Raumfahrtingenieurskunst und für die USA ein politischer Sieg.

Der Traum von der Mondlandung war aber auch eine Folge des Zweiten Weltkriegs. Der Kalte Krieg spielte sich auf unzähligen Ebenen in Stellvertreter-Arenen ab: Wettrüsten, Spionage und Gegenspionage, Koreakrieg, Kubakrise, Vietnamkrieg, Bau der Berliner Mauer - und eben auch im Weltall.

Nachdem die Sowjetunion 1957 mit «Sputnik 1», dem ersten künstlichen Erdsatelliten, punktete, legte die Nasa nach und gewann mit der Mondlandung schließlich das «Space Race». Die Sowjetunion konnte dem nichts Beeindruckenderes mehr entgegensetzen. Sergej Koroljow, Architekt ihres Raumfahrtprogramms, war 1966 früh gestorben.

Auf die hitzige Wettbewerbsstimmung und die Siegeseuphorie auf amerikanischer Seite folgte allerdings schnell Ernüchterung. Die teuren Mond-Programme wurden rasch eingestellt - und die Frage blieb: Waren sie es wert gewesen? Die Stimmung kippte. In den USA protestierten Massen beim Hippie-Musikfestival Woodstock gegen den Vietnamkrieg und für Frieden und Verständigung auf der Welt. In Teilen des Ostblocks gab es wie beim Prager Frühling Rufe nach Liberalisierung, wenn auch zunächst noch brutal unterdrückt.

«Die Mondlandung war ohne Frage inspirierend und ein entscheidender PR-Sieg für die USA im 'Raumfahrt-Krieg' gegen die Sowjetunion», urteilt das Magazin «The Atlantic» heute. «Aber sie hatte auch einen Preis.» Um das Ziel so schnell wie möglich zu erreichen, seien alle anderen Projekte der Nasa eingestampft oder verkleinert worden. Die Erkenntnisse aus den Aufsehen erregenden Mondmissionen waren aus wissenschaftlicher Sicht aber nicht von großer Bedeutung - und wären unbemannt finanziell meist günstiger gekommen. Das «Apollo»-Programm sei nichts weiter als «eine Schlacht im Kalten Krieg» gewesen, bilanzierte der Ex-Astronaut William Anders. «Es war kein Forschungsprogramm.»

Zahlreiche ehemalige «Apollo»-Astronauten unterstützen nun aber die Rückkehr zum Mond. «Ich denke, es ist wichtig allein schon für die Psychologie der Menschheit, dass wir immer noch erkunden», sagte Ex-Astronaut Rusty Schweickart. Auch sein früherer Kollege Charlie Duke bezeichnete sich als «komplett dafür». «Es wird aber ganz schön viel Führungskraft brauchen, um das möglich zu machen.»

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