Hommage an Hannelore Elsner im «Club der einsamen Herzen»

Die drei Freundinnen Helga (Jutta Speidel, l-r), Kiki (Hannelore Elsner) und Marie (Uschi Glas) eröffnen gemeinsam ein Tanzcafe - Szene des Films
Die drei Freundinnen Helga (Jutta Speidel, l-r), Kiki (Hannelore Elsner) und Marie (Uschi Glas) eröffnen gemeinsam ein Tanzcafe - Szene des Films "Club der einsamen Herzen". Foto: Laurent Trümper/Ard/Degeto/dpa/dpa

MÜNCHEN (dpa) - Der Tod der Diva kam nicht nur für ihre Fans völlig überraschend. Drei noch nie gezeigte Filme hat die große Schauspielerin Hannelore Elsner hinterlassen. Einer von ihnen läuft jetzt im Ersten.

Hannelore Elsner hat das Leben geliebt. Spaß haben, feiern und genießen, mal fröhlich, mal nachdenklich. Bis zuletzt war sie eine wunderschöne, elegante Frau, die ebenso kapriziös wie unkompliziert sein konnte. Ihr überraschender Tod am Ostersonntag in München machte viele Menschen traurig. Nun ist die Schauspielerin noch einmal an der Seite von Uschi Glas und Jutta Speidel im Ersten zu bewundern, in einer ihrer letzten Rollen. In der Tragikomödie «Club der einsamen Herzen» am Samstag (8. Juni/20.15 Uhr) spielt sie die abgebrannte Schlagersängerin Kiki, die nach 45 Jahren zwei ehemalige Freundinnen wiedertrifft. Ein Film, in dem Elsner noch mal nach Herzenslust feiern und Männern den Kopf verdrehen durfte. Und eine Hommage an eine große Diva des deutschen Films.

Dass Kiki sich nicht aufs Altenteil abschieben lässt, macht sie unmissverständlich klar. Mal mit Stiefeletten, schwarzem Lederrock und Federboa, mal mit Paillettenkleid oder mädchenhaftem Ringel-Shirt und Blume im Haar. Eine Frau, die weiß, dass sie trotz Falten immer noch sexy aussieht. Ihre Freundinnen dagegen sind im Altersfrust erstarrt. Maria (Glas) ist Dauergast auf Beerdigungen, um nicht einsam zu sein. Und Helga (Speidel) wird von ihren Töchtern dazu gedrängt, ihr Haus zu verkaufen, um alle Geldsorgen zu lösen. Ihr bester Freund: Der Eierlikör.

Kiki ist entsetzt und will Helga und Maria zurück ins Leben bringen. Schließlich fassen die drei einen Plan: Sie wollen ihren Jugendtraum wahr machen und ein Tanzcafé eröffnen. Doch ihre Familien haben anderes im Sinn. Sie würden die Damen lieber in die Seniorenresidenz abschieben.

Christine Hartmann («Hanni und Nanni») hat am Drehbuch mitgeschrieben und Regie geführt. Der Film ist harmlos amüsant, doch es fehlt der rechte Biss; vor allem die Dialoge sind erstaunlich zahm. Mehr Schlagfertigkeit, mehr Garstigkeit hätte man sich gewünscht, wenn Elsner, Glas und Speidel sich gegenseitig anzicken oder mit ihren Familien streiten. Das ist schade, vor allem angesichts des prominenten Ensembles, darunter auch Hansi Kraus, bekannt aus Klamotten wie «Lausbubengeschichten» oder «Die Lümmel von der ersten Bank».

Dass die Tragikomödie trotzdem berührt, liegt an Elsner, Glas und Speidel, die mit viel Herz bei der Sache sind. Eine leise Wehmut durchzieht die 90 Minuten Film, in dem es auch um Angst geht - vor der Einsamkeit, vor Gebrechen und dem Tod. Elsner als Kiki vertreibt mit ihrem strahlendem Lächeln die trüben Gedanken. So ist «Der Club der einsamen Herzen» ein wunderbares Abschiedsgeschenk für eine großartige Hannelore Elsner. Sie darf das machen, was sie auch im Leben gern tat - feiern, tanzen, das Leben genießen. «Ein nicht enden wollender Skandal», wie Maria sarkastisch anmerkt. Und Kiki stellt irgendwann fest: «Man sollte wirklich gehen, wenns am schönsten ist.»

Der berührendste Moment kommt am Ende, wenn Elsner auf der Bühne steht und singt, ein letzter großer Auftritt, vielleicht kitschig, aber doch mit leichter Gänsehaut: «Die Zeit vergeht, wer hält sie auf, mein Spiegelbild wird manchmal fremd. Doch mein Blick ist noch derselbe, jung und wach, bereit für mehr.» Applaus. Ende.

Aber noch nicht ganz. Im September soll die noch vollendete Romanverfilmung «Hannes» unter der Regie von Hans Steinbichler mit Elsner ins Kino kommen. Die TV-Tragikomödie «Lang lebe die Königin» ist noch in Arbeit. Elsner starb vor Ende der Dreharbeiten. Der Film solle aber auf jeden Fall fertig werden, hieß es beim Bayerischen Rundfunk. Doch wann und wie, das sei noch offen. Elsner spielt darin eine krebskranke Frau, die eine Spenderniere benötigt. Ihre letzte Rolle, in der die Fiktion von der Wirklichkeit eingeholt wurde.

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