«Die Vermessung der Erde»

bis in die entlegenste Schlucht

Foto: Georg Ismar/Dpa
Foto: Georg Ismar/Dpa

BERLIN (dpa) - Die Erde ist ein recht großer Planet. Doch wie groß genau, ist stellenweise noch immer unklar. Eine Dokumentation erzählt von Menschen, die sich um genauere Daten kümmern.

Geheimnisse auf der Erde gibt es nur noch wenige, etwa wenn bislang unbekannte Tier- oder Pflanzenarten entdeckt werden. Trotz ziemlich genauen Kartierens nahezu jeden Quadratmeters durch moderne Satellitentechnik gibt es aber noch immer Lücken. Wie diese Datensammlung zu mehr Erkenntnis für Umweltveränderungen verhelfen kann, aber auch immer mehr in unseren Alltag eindringt, zeigt die Dokumentation «Die Vermessung der Erde». Sie ist am kommenden Samstag (20.15 Uhr, Arte) zu sehen.

Ohne die Stadt London mit dem Nullmeridian in Greenwich im Südosten der Stadt wäre die Vermessung der Erde gar nicht denkbar. Der Halbkreis wurde 1884 dort festgelegt, steht senkrecht zum Erdäquator, verläuft also vom Nord- zum Südpol, ist die Bezugsachse für alle Längengrade der Erde und gibt weltweit Zeit und Datum an. Ein Weltzeittag beginnt, wenn in Greenwich Mitternacht ist. So erklärt es der Physiker und TV-Moderator Harald Lesch gleich zu Beginn des Filmes, als er dort eine Globusmanufaktur besucht, die handgemachte Unikate anfertigt.

Sodann geht es nach Deutschland. Eine der archäologisch wertvollsten Funde hierzulande ist die Himmelsscheibe von Nebra (eine Kopie ist derzeit im Berliner Gropiusbau zu sehen). Die 3.600 Jahre alte Bronzescheibe stellt in Gold die Sonne, eine Mondsichel und 30 Sterne dar, darunter den Sternhaufen der Hyaden. Mit dieser Scheibe lassen sich die Winter- und Sommerwende anhand des Sonnenstands ermitteln, sie funktioniert wie ein Kalender und war für die Bauern bei der Zeitbestimmung zur Aussaat und Ernte wichtig. Später macht sich Lesch auf die Spuren der Entstehung von Landkarten, und stellt den Geographen Gerhard Mercator (1512 - 1594) sowie den Naturforscher Alexander von Humboldt (1769 bis 1859) vor.

Heute prägen die Datensammler aus dem All unseren Alltag. In Oberpfaffenhofen bei München arbeiten Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) an einem bedeutenden Projekt namens TanDEM-X, einer dreidimensionalen Karte der gesamten Welt. Die Forscher wollen mit Hilfe von Satelliten, Kameras und Drohnen in Erfahrung bringen, wie unsere Erde im Detail aussieht, und arbeiten an einem weltweiten Geländemodell, das mit einer Genauigkeit der Höhen von einem Meter entstehen wird.

Stefan Doch ist Direktor des Deutschen Fernerkundungszentrums und verantwortlich für die Aufbereitung der Daten. Er sagt im Film: «Erdbeobachtungssatelliten machen mit ihren kontinuierlichen Messungen die gesamte Erde sichtbar. Somit können die Veränderungen auf unserer Erde genau kartiert werden». Das gilt insbesondere für Gletscher, Grundwasser, Meeresboden, Waldgebiete und Vulkane.

Autor Christopher Gerisch («Abenteuer Neuseeland», «Troja ist überall») bietet in seiner detailreichen, teils auch abstrakten Dokumentation allerhand Rückblicke in die Geschichte und stellt diverse Plätze vor, an denen heute Messungen stattfinden - zum Beispiel auf einem 320 Meter hohen Turm mitten im brasilianischen Regenwald. Er zeigt aber auch, wie begehrt und teuer solche sensiblen Daten sind, die an Flughafenplaner, Straßenbauer und Vermessungsämter verkauft werden dürfen und Begehrlichkeiten bei Militärstrategen wecken. Denn bis hin zu beliebten Stadtvierteln, unwegsamen Bergregionen und einsamen Schluchten wird nun wirklich alles vermessen.

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