Sonne, Mond und Sterne im Oktober 2019

Sternschnuppen-Ãœberraschung?

Der Sternenhimmel über Pilsum in Ostfriesland. Foto: Matthias Balk/Dpa
Der Sternenhimmel über Pilsum in Ostfriesland. Foto: Matthias Balk/Dpa

STUTTGART (dpa) - Am Sternenhimmel macht sich der Herbst bemerkbar. Jupiter und Saturn ziehen über den Abendhimmel. Überraschungen könnte ein Sternschnuppenstrom bieten.

Bereits in der nun immer früher einsetzenden Abenddämmerung sieht man tief am Südwesthimmel den Riesenplaneten Jupiter. Er ist leicht als heller Lichtpunkt zu erkennen, der infolge der horizontnahen Dunstschichten leicht gelblich erscheint. Jupiter geht am Monatsbeginn kurz vor 22 Uhr unter. Am 3. und am 31. begegnet die Sichel des zunehmenden Mondes dem Riesenplaneten, wobei die zweite Begegnung deutlich enger bei einer dünneren Mondsichel ausfällt.

Als zweiter heller Planet am Abendhimmel ist Saturn zu sehen. Allerdings verkürzt er drastisch seine Sichtbarkeitsdauer. Nur durch die immer früher einsetzende Abenddämmerung bleiben ihm bis Ende Oktober noch drei Stunden Sichtbarkeit am Abendhimmel. Am 31. verschwindet der Ringplanet bereits eine Viertelstunde vor neun Uhr abends in den südwestlichen Dunstschichten. Kurz darauf geht er unter.

Am 5. zieht der zunehmende Halbmond ein wenig südlich an Saturn vorbei. Besonders eindrucksvoll wirkt der Planet im Teleskop bei etwa 200-facher Vergrößerung. Wer noch nie den Saturnring mit eigenen Augen in einem Teleskop gesehen hat, sollte die Chance jetzt nutzen und eine Sternwarte aufsuchen, bevor sich der Ringplanet vom Abendhimmel zurückzieht.

Während die Ringe um die Planeten Jupiter, Uranus und Neptun nur auf Aufnahmen von Raumsonden als lichtschwache, dünne Gebilde erkennbar sind, wurde der prächtige und helle Saturnring schon von den ersten Fernrohrbeobachtern im 17. Jahrhundert entdeckt. In der kosmisch gesehen kurzen Zeit von hundert Millionen Jahren wird Saturn sein Ringsystem verlieren. Die eisgepanzerten Ringpartikel regnen permanent auf den Saturnglobus hinab. Ein Nachschub für die Partikel ist nicht in Sicht.

Ende Oktober bekommt Jupiter Konkurrenz von der hellen Venus, die allmählich tief am Südwesthimmel in Erscheinung tritt. Allerdings ist unser innerer Nachbarplanet noch nicht besonders auffällig. Erst um die Weihnachtszeit wird Venus als auffällig heller Abendstern die Blicke auf sich ziehen. Merkur ist im Oktober nicht am Nachthimmel zu sehen.

Der sonnenferne und lichtschwache Uranus steht der Sonne am 28. im Sternbild Widder genau gegenüber. Er ist somit die ganze Nacht am Sternenhimmel vertreten. Allerdings ist er wegen seiner großen Entfernung so lichtschwach, dass er mit bloßen Augen kaum zu sehen ist. Er wurde erst im März 1781 von Wilhelm Herschel mit seinem selbst gebauten Spiegelteleskop entdeckt. Sein Gasleib mit felsigem Kern ist in eine dichte Atmosphäre eingehüllt. Fünf große Monde begleiten ihn auf seinem Weg um die Sonne: Miranda, Ariel, Umbriel, Titania und Oberon. Ferner fesselt er mit seiner Schwerkraft zwei Dutzend Minimonde an sich.

Für einen Lauf um die Sonne benötigt der siebte Planet 84 Jahre. Ende Oktober ist Uranus mit 2817 Millionen Kilometern fast zwanzig Mal weiter von uns entfernt als die Sonne. Das Licht benötigt von Uranus zur Erde zwei Stunden und 37 Minuten. Mit 51.100 Kilometer Durchmesser - dies entspricht dem vierfachen Erddurchmesser - ist Uranus der drittgrößte Planet in unserem Sonnensystem. Im Teleskop erkennt man ihn als kleine, grünliche Murmel.

Vom 6. bis 10. Oktober tauchen die Sternschnuppen der Draconiden auf. Sie scheinen dem Sternbild Drache zu entströmen. Ihren Ursprung führen sie auf den Kometen 21P/Giacobini-Zinner zurück, weshalb dieser Meteorstrom auch Giacobiniden heißt. Das Maximum wird in diesem Jahr am 9. Oktober erwartet. Da die Trümmerwolke des Kometen 21P schon sehr langgezogen ist, ist mit Überraschungen zu rechnen, was die Meteorhäufigkeit betrifft. Im Jahr 2011 wurden pro Stunde bis zu 400 Meteore registriert.

Am abendlichen Sternenhimmel macht sich nun der Herbst bemerkbar. Das Sommerdreieck aus den drei hellen Sternen Wega, Deneb und Atair ist deutlich nach Westen gerückt. Deneb im Schwan steht dabei fast senkrecht über unseren Köpfen. Mit rund 2.000 Lichtjahren Entfernung ist diese bläuliche Riesensonne der fernste Stern erster Größenklasse. Deneb leuchtet 130.000 Mal heller als unsere Sonne.

Fast im Zenit sieht man das Himmels-W, die Königin Kassiopeia. Der Große Wagen hingegen rollt tief den Nordhorizont entlang, wobei er leicht übersehen werden kann. Hoch im Süden nimmt das große Sternenviereck des Pegasus seinen Platz ein. Der Pegasus ist das Leitsternbild des Herbstes. Deshalb nennt man das Pegasusquadrat auch Herbstviereck. Der klassischen Sage nach entsprang das geflügelte Ross Pegasus dem Leib der schrecklichen Medusa, nachdem ihr Perseus den schlangenbesetzten Kopf mit einem Schwerthieb abgeschlagen hatte. Auch der Held Perseus ist als Sternbild am Herbsthimmel vertreten.

An das Herbstviereck schließt sich die Sternenkette der Andromeda an. Im Sternbild der Andromeda erkennt man unter guten Sichtbedingungen ein schwach leuchtendes, längliches Fleckchen. Es handelt sich um unsere Nachbarmilchstraße, die berühmte Andromedagalaxie. Etwa 500 Milliarden Sterne formen ein riesiges, spiralförmiges Sternengebilde in fast drei Millionen Lichtjahren Entfernung. Andere große Galaxien sind viele Millionen und Milliarden Lichtjahre von uns entfernt.

Halbhoch am Osthimmel ist der Widder zu sehen, ein kleines Sternbild, dessen drei hellste Sterne ein stumpfwinkliges Dreieck bilden. Der Widder ist leicht zu erkennen, obwohl seine Sterne nicht besonders hell sind. Tief am Südhimmel leuchtet Fomalhaut, hellster Stern im Sternbild Südlicher Fisch. Der Name kommt aus dem Arabischen und bedeutet so viel wie «Maul des Fisches».

Am 13. Oktober tritt um 23.08 Uhr im Sternbild Fische die Vollmondphase ein. Es ist der kleinste Vollmond im Jahr 2019, denn nur drei Tage vorher befindet sich der Mond mit 405 900 Kilometer in Erdferne, während ihn am 26. zu Mittag in Erdnähe nur 361 310 Kilometer von uns trennen. Neumond wird am 28. um 4.38 Uhr erreicht.

Die Sonne zeigt sich gegenwärtig fleckenlos. Das jetzige Minimum der Sonnenaktivität ist besonders ausgeprägt. Nach aktuellem Stand gibt es neben dem bekannten 22-jährigen Magnetzyklus, der alle elf Jahre ein Fleckenmaximum beschert, noch zwei weitere Magnetzyklen von 400 und 1950 Jahren Länge. Demnach könnte die Sonne in den nächsten 50 Jahren fast fleckenfrei bleiben. Dies wurde schon einmal beobachtet: In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts blieb die Sonne fast 70 Jahre inaktiv. Diese fleckenlose Periode ist als Maunder-Minimum bekannt.

Die Tageslänge schrumpft im Oktober um fast zwei Stunden, die Mittagshöhen der Sonne nehmen um elf Grad ab. Am Sonntag, 27. Oktober, endet die Mitteleuropäische Sommerzeit. Um drei Uhr morgens sind die Uhren um eine Stunde zurückzustellen.

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Leserkommentare

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