Drama über Krebskranken mit geheimer Vergangenheit

Andre M. Hennicke (vorn) und Jannis Niewöhner in einer Szene des Films «Jonathan». Foto: Jeremy Rous/Swr/Farbfilm-Verleih/ARD/dpa/dpa
Andre M. Hennicke (vorn) und Jannis Niewöhner in einer Szene des Films «Jonathan». Foto: Jeremy Rous/Swr/Farbfilm-Verleih/ARD/dpa/dpa

BERLIN (dpa) - Jonathans Mutter ist vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. So glaubt es der 23-Jährige. Von seinem krebskranken Vater will er mehr erfahren, bevor auch dieser stirbt. Pjotr Lewandowski ist ein berührendes Drama gelungen.

Selbst kurz vor seinem Krebstod will sich Burghardt kaum von seinem Sohn helfen lassen. Medikamente verweigert er, stößt Jonathan weg. Immer wenn der Junge versucht, dem Alten näher zu kommen, weicht der aus. «Bald bist du mich los», sagt der Vater. Der 23-Jährige aber kümmert sich unablässig um ihn. Und will gerne noch vor dessen Ende etwas über seine längst gestorbene Mutter erfahren.

Das Erste zeigt das Drama «Jonathan» am Dienstag (25. Juni) spätabends ab 22.45 Uhr in der Nachwuchs-Reihe «Filmdebüt im Ersten», mit der sie jungen Filmemachern wie in diesem Fall Pjotr Lewandowski eine Chance geben will. Dabei ist es fast schade, dass der Film, der im Oktober 2016 im Kino anlief, im Fernsehen nun erst zu so später Zeit gesendet wird. Denn das berührende Stück über Ängste, Tod, Tabus, Sexualität und Humor hätte auch das Zeug zur Primetime-Ausstrahlung.

Lewandowski erzählt die Geschichte von Jonathan: Während es seine Freunde in die große Stadt zieht, rackert der sich auf dem Hof ab. Er schwankt zwischen Aufopferung für den sterbenskranken Vater, der Liebe zu dessen Pflegerin Anka und der Suche nach Antworten auf Fragen zu seiner Mutter. Alles, was er über deren Tod und das Verhältnis zum Vater bislang gehört hat, entpuppt sich Stück für Stück als Lügengebäude, das immer stärker zerbröckelt.

Beim Schreiben des Drehbuchs hat sich der Autor und Regisseur an einer wahren Begebenheit orientiert - einer Geschichte, die ihn ergriffen hat, wie Lewandowski sagt. Burghardts Geheimnis wird nur langsam gelüftet. Seine Schwester Martha kommentiert einmal gegenüber Jonathan: «Du und dein Vater, ihr seid nicht für die Wahrheit gemacht.» Ohne an dieser Stelle zu viel zu verraten: Es geht um eine Liebesangelegenheit, die totgeschwiegen werden sollte. Die sich auch im 21. Jahrhundert noch als kompliziert erweist.

Mit Jannis Niewöhner, André M. Hennicke, Julia Koschitz, Thomas Sarbacher, Barbara Auer und Max Mauff ist der Film prominent und gut besetzt. Sie spielen ein sehr gefühlvolles Miteinander ihrer Figuren. Vor allem der unausweichliche Tod Burghardts, auf den alles zusteuert, kann auch dem Zuschauer nahe gehen.

Ihm verlangt Lewandowski allerdings viel Aufmerksamkeit und Konzentration ab. Einige Sequenzen sind sehr kurz. Schon mit dem nächsten Schnitt wechseln Ort, Szenerie und Protagonisten. Zeitweise wirken die Ausschnitte wie Fetzen, die das Publikum zu einer Geschichte zusammenpuzzeln muss.

Die Auseinandersetzung mit dem Tod ist in dem Film allgegenwärtig. Provokativ ist eine Sex-Szene, in der Burghardt Probleme mit den Schläuchen bekommt, an denen er hängt. An einer anderen Stelle sagt Pflegerin Anka: «Wenn du sterben willst, dann musst du das Leben zulassen. Und wenn es nur für einen Tag ist.»

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