Familientreffen auf Mallorca

Bei Wöhlers geht es um die Wurst

Szene des Films «Familie Wöhler auf Mallorca». Foto: Christiane Pausch/Wdr/ARD/dpa
Szene des Films «Familie Wöhler auf Mallorca». Foto: Christiane Pausch/Wdr/ARD/dpa

BERLIN (dpa) - Bei Familie Wöhler ist seit Jahren vieles schief gelaufen. Manche reden nicht mehr miteinander, die anderen sind froh, sich selten zu sehen. Opa Helmut will das ändern und lädt nach Mallorca ein. Aber es läuft nicht so, wie er sich das denkt.

Die Wöhlers sind so eine Familie, die alle deutschen Marotten und Neurosen zu versammeln scheint. Opa Helmut (Michael Gwisdek) duldet keinen Widerspruch und hält viel auf die Metzgerei in Brandenburg, die seit 218 Jahren in den Händen der Familie ist. Seinen Sohn Klaus (Harald Krassnitzer) hat er ein Leben lang schikaniert. Der kann keine Wurst mehr sehen und leidet nicht nur unter hohem Blutdruck. Enkelsohn Mark (Tino Mewes) hat sich vor sechs Jahren abgesetzt und die Familie seitdem ignoriert. Und Enkeltochter Stefanie (Jennifer Ulrich) traut sich nicht zu erzählen, dass sie dem Familienbetrieb ebenfalls den Rücken kehren will und mit ihrem Partner Noah (Elvis Clausen) längst andere Pläne hat.

Der ganz normale Wahnsinn also, aus dem TV-Komödien gemacht werden. Das Erste zeigt «Die Wöhlers auf Mallorca» (Regie: David Gruschka) am Samstag, 23. Februar, um 20.15 Uhr. Klaus Wöhler befürchtet das Schlimmste, als er sich mit Stefanie auf den Weg zu seinem Vater macht, der auf Mallorca lebt und mitgeteilt hat, die beiden sehen zu wollen. «Der will mich sicher wieder nur quälen», jammert er im Auto auf den kurvenreichen Straßen der Mittelmeerinsel.

Opa Helmut kommt ihnen mit Hut, Wanderstock und Rucksack entgegen, kurz angebunden und bestimmend wie eh und je. Drei Tage will er mit ihnen über bergige Pfade wandern, kündigt er an. Klaus ist schon nach der ersten Etappe völlig außer Atem, und als sein Sohn Mark überraschend auftaucht, den Opa ebenfalls nach Mallorca eingeladen hat, will er sofort zurück zum Flughafen. «Hier fährt niemand zurück, hier wird sich vertragen!», grantelt der Alte. «So, und jetzt wird gewandert!»

Bei den Touren geht es ans Eingemachte. Schließlich hat jeder etwas zu beichten, was keinen von ihnen leicht von den Lippen kommt: Familienpatriarch Helmut stellt der Familie seine neue Frau Carla (Lola Casamayor) vor, von der selbst sein Sohn noch nichts wusste. Klaus räumt ein, dass er die Metzgerei verkaufen will, in der seit Generationen Blutwurst mit Gerstengrütze nach geheimem Rezept hergestellt wird. Mark gesteht, dass er im Gefängnis gesessen hat und jetzt in den USA mit Cannabis handelt - inzwischen immerhin legal. Und Stefanie rückt damit raus, dass sie sich nicht mehr für den Vater krumm machen und lieber ein eigenes Restaurant eröffnen will.

Das Drehbuch von Jan Hinter und Stefan Cantz ist eher etwas grob gestrickt. Und dass ausgerechnet Harald Krassnitzer, bekannt als Ermittler aus dem «Tatort» in Wien, einen Brandenburger Metzger spielt, ist auch kurios. Michael Gwisdek - respektable 77 - macht als wanderlustiger Rentner keine schlechte Figur, auch wenn die homophoben Sprüche, die ihm die Drehbuchautoren in die Rolle geschrieben haben, mäßig lustig und völlig überflüssig sind.

Die Konflikte klären sich jedenfalls allesamt. Vater und Sohn kommen sich nach einem Unfall in den Bergen wieder näher. Tränen fließen, der Rettungshubschrauber kommt, alles wird gut - und die Metzgerei verkauft. «Lass uns den Laden dicht machen!», ist auch Helmut Wöhler bei Rotwein und Gitarrenklängen einverstanden. «Scheiß auf die Tradition», sagt er. «Zukunft ist besser.» Und da will niemand widersprechen.

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