TV-Drama «Schöne heile Welt»

Heil ist hier gar nichts

Willi (Richy Müller, r) und Franz (N’Tarila Kouka) in einer Szene des Films «Schöne heile Welt». Foto: Alexander Kluge/Swr/ARD/dpa
Willi (Richy Müller, r) und Franz (N’Tarila Kouka) in einer Szene des Films «Schöne heile Welt». Foto: Alexander Kluge/Swr/ARD/dpa

BERLIN (dpa) - Manchmal erscheint das Leben ausweglos, doch dann gibt plötzlich alles wieder einen Sinn - wie der Film «Schöne heile Welt» im Ersten zeigt. Das TV-Drama mit Richy Müller erinnert an einen Kinoerfolg mit Hollywoodstar Clint Eastwood.

So richtig heil ist hier eigentlich gar nichts: Ein Mann lebt allein in einem abbruchreifen Haus, um ihn herum nur ödes Brachland. Was die unverhoffte Begegnung mit einem Jungen in ihm auslöst, erzählt das TV-Drama «Schöne heile Welt», das am Mittwoch (20. Februar/20.15 Uhr) im Ersten zu sehen ist. Willi (Richy Müller) ist Mitte 50, trägt einen strengen Seitenscheitel und Karohemden - und er hat sich in seinem Leben eingerichtet, ohne Partnerin, und ohne Arbeit. In dem tristen Mietshaus, am Rande von Offenburg, wohnt er mittlerweile alleine, denn es soll eigentlich abgerissen werden.

Doch Willi kennt sich gut aus in der Bürokratie, und so kann er den Vermieter immer wieder austricksen. Außerdem weiß er genau, wie an diverse Zuschüsse vom Sozialamt zu kommen ist, und arbeitet schwarz als Elektriker. Eines Tages lernt er den elfjährigen Fianarantsoa (N'Tarila Kouka) kennen, der mit seiner Mutter Asyl beantragen will. Er nennt den Jungen kurzerhand Franz, bringt ihn und seine Mutter in einer leeren Wohnung im Haus unter und freundet sich mit beiden an. Mit dem Jungen geht er sogar zum Eislaufen - das hatte Willi zuletzt mit seinem Sohn Erich (David Liske) gemacht, zu dem er keinen Kontakt mehr hat. Doch das soll sich ändern, und die Verkäuferin an der Käsetheke des Supermarktes ist eigentlich auch ganz nett.

Für Drehbuchautor und Regisseur Gernot Krää (67, «Wackersdorf», «Paulas Geheimnis») waren aktuelle gesellschaftliche oder politische Ereignisse (Thema Flüchtlinge) bei der Inszenierung des Films, der auf Arte im vergangenen Jahr Premiere hatte, offenbar nicht so wichtig. Vielmehr zeigt er das Schicksal zweier Verlierer, die in einer zunehmend düster scheinenden Welt (für die Kameramann Jürgen Carle passende Bilder fand) zurechtkommen müssen und dabei sehr verloren wirken - ohne jegliche Perspektive. Umso mehr versuchen sie, Halt aneinander zu finden und so etwas wie Verantwortung füreinander zu entwickeln und zu übernehmen.

Ein wenig erinnert dieses fast märchenhafte Drama an den - allerdings wesentlich brutaleren - US-Film «Gran Torino» (2008, mit Clint Eastwood), im dem es auch um einen griesgrämigen und wortkargen Menschen geht, der seine Mitmenschen nicht sonderlich mag. Die allmähliche Verwandlung in einen fast sympathischen und mitfühlenden Mann ist hier durch Richy Müller (63, «Ein todsicherer Plan») glaubhaft gelungen. Mit sparsamen Mitteln kann er zeigen, was für ein guter und rechtschaffener Mensch letztendlich in seiner Figur steckt. Und das macht er - jenseits der ausgetretenen «Tatort»-Pfade - einfach grandios.

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