Münchner «Polizeiruf»

Gelungenes Debüt für Verena Altenberger

Verena Altenberger als Elisabeth «Bessie» Eyckhoff aufgenommen bei einem Pressetermin bei Dreharbeiten zur TV-Produktion «Polizeiruf 110». Foto: Tobias Hase/Dpa
Verena Altenberger als Elisabeth «Bessie» Eyckhoff aufgenommen bei einem Pressetermin bei Dreharbeiten zur TV-Produktion «Polizeiruf 110». Foto: Tobias Hase/Dpa

MÜNCHEN (dpa) - Hanns von Meuffels war ein Grübler. Geselligkeit und Ausgelassenheit lagen ihm eher fern. Sieben Jahre lang spielte Matthias Brandt die Rolle des Münchner «Polizeiruf»-Ermittlers. Nun startet Verena Altenberger als seine Nachfolgerin - und macht vieles anders.

Sieben Jahre lang war Matthias Brandt Hauptermittler in den Münchner Folgen der ARD-Krimireihe «Polizeiruf 110». Nun hat er eine Nachfolgerin: Die Österreicherin Verena Altenberger ist ab Sonntag (15. September) um 20.15 Uhr im Ersten auf Verbrecherjagd in der bayerischen Landeshauptstadt, allerdings nicht bei der Kripo, sondern als Polizeioberkommissarin in Uniform. «Der Ort, von dem die Wolken kommen» heißt der erste Fall der jungen Beamtin Elisabeth Eyckhoff, genannt Bessie, ein ambitionierter Krimi von Florian Schwarz mit einem ungewöhnlichen Ermittlungsansatz und kleinen Schwächen.

Ein verstörter, verwahrloster Jugendlicher wird an der Isar aufgefunden. An seinem Körper trägt er Wunden. Wurde er geschlagen? Irgendwo eingesperrt? Doch der Junge schweigt. Mit allen Mitteln versucht Bessie, ihn zum Reden zu bringen. Sie fürchtet, dass er einem Peiniger entflohen ist, der noch andere Kinder gefangen hält. Als sie keinen Ausweg mehr weiß, versucht sie mit Unterstützung einer Psychologin, dem traumatisierten Jugendlichen seine Geschichte zu entlocken, indem beide hypnotisiert werden.

Altenberger (31), Fernsehzuschauern bekannt aus der RTL-Comedy-Serie «Magda macht das schon», macht ihre Sache sehr gut und völlig anders, als ihr Vorgänger Brandt. Ihre Figur der Elisabeth Eyckhoff ist sympathisch, unkonventionell und erfrischend gradlinig. Eine, die gerne feiert und weniger grübelt.

Mit gutem Ermittlerinstinkt und Leidenschaft vergräbt sie sich in ihren Fall und lässt nicht locker. Antrieb ist für sie nicht nur ihr Gerechtigkeitssinn. Im Laufe des vielschichtigen Films wird klar, dass sie ein dunkles Geheimnis hütet. So gibt es auch viele düstere Momente, die aber immer wieder aufgelockert werden. Für Humor sorgen vor allem Bessies Kollegen Maurer (Andreas Bittl) und Cem (Cem Lukas Yeginer), der auch ihr Halbbruder ist und zielsicher in viele Fettnäpfchen tritt.

Cornelia Ackers, Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk (BR) wollte mit der Figur der Elisabeth weniger Hierarchien in dem traditionellen Krimi-Format: «Jünger, offener, weiblicher!», beschreibt sie ihr Konzept. «Nicht so sehr: Der Kommissar/die Kommissarin wird es schon richten.»

Ob sie irgendwann Karriere machen und bei der Kriminalpolizei landen wird? Möglich, aber nicht zwingend, denn allzu viele Kompromisse will sie dafür nicht machen. «Die Elisabeth, wie sie derzeit ist, macht mir und allen Beteiligten große Freude und Lust, auch in diese Richtung weiterzuarbeiten», sagt Altenberger über ihre Rolle. «Wir schauen nach den Geschichten und werden die Elisabeth auch entsprechend auf- oder absteigen lassen.»

Der Film macht Lust darauf, mehr von Elisabeth Eyckhoff zu sehen - dann hoffentlich ohne die Schwächen ihrer «Polizeiruf»-Premiere. Hin und geraten einzelne Stränge der Erzählung aus dem Blick und lassen Fragen offen.

Die wenigsten Zuschauer dürften außerdem mit Hypnose vertraut sein und sich deshalb fragen, wie es möglich sein kann, dass Elisabeth und der Junge im Zustand der Hypnose miteinander in Verbindung treten können. Und dann ist da noch die Kleinigkeit mit den Glocken, die zu Beginn des Films läuten. Mit weitem Blick fliegt die Kamera über die Stadt und fängt einzelne Kirchtürme ein, deren Uhren aber alle unterschiedliche Uhrzeiten anzeigen: 12.50 Uhr oder 14.40 Uhr - jedenfalls keine Zeit fürs traditionelle Mittagsgeläut.

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