ARD zeigt Ottilie von Faber-Castell als Vorreiterin der Emanzipation

Schauspieler Johannes Zirner als Alexander von Faber-Castell und Kristin Suckow als Ottilie von Faber-Castell stehen am Set bei einer Probe während der Dreharbeiten zu dem Film „Ottilie von Faber-Castell“. Foto: Monika Skolimowska/Zb/dpa
Schauspieler Johannes Zirner als Alexander von Faber-Castell und Kristin Suckow als Ottilie von Faber-Castell stehen am Set bei einer Probe während der Dreharbeiten zu dem Film „Ottilie von Faber-Castell“. Foto: Monika Skolimowska/Zb/dpa

BERLIN (dpa) - Auf einem Barockschloss bei Prag ist der Historienfilm «Ottilie von Faber-Castell - Eine mutige Frau» entstanden. Typisch für den Film am Samstag im Ersten sind herrliche Kulissen und Kostüme.

Fernsehfilme über historische Frauenfiguren gibt es bei ARD und ZDF immer öfter. Ob «Katharina Luther», Bertha Benz («Carl & Bertha») oder Elly Beinhorn («Elly Beinhorn – Alleinflug») - selbstbewusste Frauen stehen dabei im Mittelpunkt, ohne sich hinter Männern verstecken zu müssen. So ist das auch bei der dreistündigen Produktion «Ottilie von Faber-Castell - Eine mutige Frau». Das Erste zeigt sie am Samstag (14.9.) um 20.15 Uhr.

Tatsächlich bietet sich die Erbin und Chefin des 1761 gegründeten, im Fränkischen angesiedelten und weltweit tätigen Bleistift-Imperiums als Rollenmodell an. Ottilie (1877-1944) wurde als 16-Jährige von ihrem Großvater Lothar von Faber zu seiner Nachfolgerin bestimmt. Und die als leidenschaftlich geschilderte Schönheit sprengte das Korsett ihrer Zeit und ihrer Gesellschaftsschicht, indem sie sich trotz ihrer vier Kinder mit 41 Jahren von Alexander von Faber-Castell scheiden ließ. Und dann auch noch ihre große Liebe Philipp von Brand heiratete.

Unter dem Titel «Eine Zierde in ihrem Haus» hat die Bestsellerautorin Asta Scheib darüber vor mehr als 20 Jahren eine Roman-Biografie geschrieben. «Frei nach dem Roman» verfasste Claudia Garde («Tatort») ein Drehbuch und inszenierte die Geschichte im vergangenen Sommer auf der barocken Schlossanlage Libochowitz (Libochovice) bei Prag.

Mit einem Stab ausgezeichneter Schauspieler, zu denen - neben der jungen Theater- und Filmkünstlerin Kristin Suckow («Frau Mutter Tier») als Ottilie in ihrer ersten Fernsehhauptrolle - Größen wie Martin Wuttke als Großvater, Eleonore Weisgerber als Großmutter sowie Maren Eggert als Ottilies Mutter gehören. Die beiden Männer in deren Leben verkörpern Johannes Zirner als Graf Castell und Hannes Wegener als von Brand.

Bei aller vielschichtigen Darstellungskunst sind in dem Fernsehfilm auch einige Sex- und Gewaltszenen zu sehen. Mittels Computer-Animation sind historische Fabrikanlagen und die Arbeiten darin zu erleben. Eine wichtige Rolle spielen in dem Geschehen, das sich über mehr als 20 Jahre erstreckt, aber auch die prachtvollen Räume und Gärten des böhmischen Palastes, der hier für das Faber-Castellsche Schloss Stein bei Nürnberg steht.

Szenenbildnerin Martina Brünner hat mit detailliertem Wissen und erlesenem Geschmack dabei genauso großartige Arbeit geleistet wie die Kostümbildnerin Petra Kray. Sie hat kostbare alte Garderobe und Accessoires aus ganz Europa zusammentragen. Hat diese teils restauriert, teils mit Neuem ergänzt - das Gesamtergebnis bildet eine besondere Augenweide.

Die Schauspieler haben freiwillig in einem eher heruntergekommenen Hotel gewohnt, weil es direkt am Schlosspark mit seinen Pfauen lag, wie Suckow über die Dreharbeiten erzählt. «Wir wollten diese Welt nicht verlassen, sind dort auch nach Feierabend immer wieder eingetaucht», erklärt die 29-jährige Berlinerin.

«Das Allereindrücklichste bei den Kostümen war für mich das Korsett», erinnert sie sich, «ich habe physisch die Einschränkungen gespürt, die die Frauen dadurch hatten. Konnte nicht richtig ein- und ausatmen, mich nicht mehr frei bewegen.» Im Laufe der Handlung werden die Kleider jedoch luftiger, das Korsett verschwindet nach 1900. «Es ist ein Riesenschritt, ein Ablegen einer Haltung, wenn die Korsetts wegfallen», sagt Hauptdarstellerin Kristin Suckow.

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