«Höhenstraße»

Schräger ZDF-Krimi für Fans des schwarzen Humors

Sigrid (Franziska Hackl) und Roli (Nicholas Ofczarek) in einer Szene des Krimi «Höhenstraße». Foto: Ingo Pertramer/Zdf/dpa
Sigrid (Franziska Hackl) und Roli (Nicholas Ofczarek) in einer Szene des Krimi «Höhenstraße». Foto: Ingo Pertramer/Zdf/dpa

WIEN (dpa) - Regisseur Schalko schlägt wieder zu: Mit einer absurd anmutenden Geschichte liefert er in «Höhenstraße» schwarzhumorige Unterhaltung, ohne zu albern zu werden. In Österreich erfreuten sich schon vor drei Jahren viele an dem preisgekrönten Film - nun läuft er im Zweiten.

Ordentlich einen heben, ein paar Unschuldige wahllos anhalten und dabei Kohle erpressen. Für die modernen Wegelagerer Roli und Ferdinand ist das ein großer Spaß - bis die vermeintlichen Streifenpolizisten im Suff einen Mann und seinen afrikanischen Begleiter kurzerhand festnehmen. Nur was macht man nun mit zwei eingekerkerten Männern im Keller, wenn man morgens wieder zur Besinnung kommt? Für die beiden Protagonisten im Landkrimi «Höhenstraße» (Mittwoch, 20.15 Uhr, ZDF) liegt die Lösung auf der Hand: Lösegeld fordern und auf die Sonnenseite des Lebens wechseln.

Schon jetzt zu schräg? Es kommt noch besser - und das Endergebnis ist wahrlich nicht schlecht. Roli (Nicholas Ofczarek, 48, «Falco – Verdammt, wir leben noch!») wanzt sich als falscher Kommissar an die übervorsorglichen und auf ihre kleine Welt begrenzten Eltern einer der Geiseln heran. Neben Details zu den Ersparnissen der Familie kommen dabei allerlei andere Dinge ans Licht: Geisel Robert (David Oberkogler, «Grenzland») lebt eher in den Tag hinein und verkauft für den Lebensunterhalt sein Sperma, worauf seine Mutter wahnsinnig stolz ist («Er hat halt Spaß daran - und er ist fleißig»).

18 Kinder soll er so schon gezeugt haben. Eines davon ist mit Behinderung zur Welt gekommen - und die alleinerziehende Mutter (Franziska Hackl, 36) würde es ihm am liebsten wie einen nicht passenden Pulli zurückgeben. Bleibt noch die zweite Geisel, der Afrikaner Uku, der eigentlich nur in Deutschland ist, um mit Roberts Schwester (Doris Schretzmayer, 47, «Die Toten vom Bodensee») verkuppelt zu werden - was die schlicht für eine bekloppte Idee hält.

Auf dieser Grundlage entspannt Regisseur und Drehbuchautor David Schalko (46, «M - Eine Stadt sucht einen Mörder») eine wilde Geschichte, die Abgründe zu Tage fördert und Welten aufeinander krachen lässt. Die beiden Kriminellen - der eine fast sympathisch, von einer Schlager-Karriere träumend (Ferdi - Raimund Wallisch, 50, «Der Blunzenkönig»), der andere ein fieser Proll und Blender (Roli) - kommen dabei Minute für Minute näher an den gewaltigen Batzen Geld, von dem aber auch einige andere gerne etwas abhätten.

David Schalko balanciert hier mit einer völlig absurden Geschichte gekonnt auf einer Klippe. In «Höhenstraße» besteht stets die Gefahr, dass es wie bei so vielen deutschsprachigen Komödien endet: Übertrieben, zu albern, nicht mehr ernst zu nehmen. Doch Schalko bekommt stets rechtzeitig die Kurve und erzeugt einen zugegebenermaßen schrägen Film, der unterhaltsam und kurzweilig ist und den Zuschauer schmunzeln lässt.

Mit ein bisschen Fremdscham garniert, ist der Ende 2016 erstmals im ORF ausgestrahlte Film, der sich 2017 beim Deutschen Fernsehkrimipreis gegen die Konkurrenz durchsetzte, letztlich sogar ein großer Spaß. Die Jury sprach damals gar von einem «unerwarteten Meisterwerk der Filmkunst» und der «grauenhaft komischen, abgründig witzigen Welt» des David Schalko.

Nur vereinzelt muss man sich sorgen, dass der ganze schwarze Humor die ernste Note, die diesem Film doch eigentlich ebenfalls innewohnt, überdecken könnte. Denn hier prallen passiver Rassismus, absurder Stolz auf merkwürdige Lebensleistungen, Übervorsorge ohne echtes Gespür für Probleme, ein offenes Herz für Korruption und allerlei andere Absurditäten aufeinander. Schalko gießt das in die tollsten Weisheiten - und kann damit bestens unterhalten. Kostprobe gefällig? «Liebe hat immer einen Grund, genau wie eine Verspannung immer einen Grund hat.» Oder besonders schwarz: «Einen Toten hat man irgendwann vergessen. Ein behindertes Kind - das bleibt.»

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