«Play» erzählt von den dunklen Seiten im Netz

TV-Drama im Ersten

Jennifer Reitwein (Emma Bading) will das VR-Headset von Pierre (Jonas Hämmerle) ausprobieren in einer Szene des Spielfilms
Jennifer Reitwein (Emma Bading) will das VR-Headset von Pierre (Jonas Hämmerle) ausprobieren in einer Szene des Spielfilms "Play". Foto: Alexander Fischerkoesen/Ard Degeto/BR/dpa

Millionen Menschen in Deutschland spielen regelmäßig Computerspiele. Nur bei einem Bruchteil davon wird daraus eine Sucht. Der ARD-Spielfilm «Play» beschäftigt sich mit solchen Schattenseiten des Gamings.

Berlin (dpa) – Obwohl das Spielen von Computer-, Konsolen- und Onlinegames längst kein Nischen-Zeitvertreib mehr ist, gewinnen Gamer nur langsam an Ansehen. Das Klischee vom ungepflegten Kellerzombie, der in seiner Freizeit ausschließlich Videospiele zockt, hält sich hartnäckig. Medien berichten regelmäßig über computersüchtige Nerds, Filme wie «Lomo – The Language of Many Others» oder «Homevideo» erzählen vorwiegend von den Schattenseiten des Internets. In dieselbe Kerbe schlägt Phillip Koch mit seinem TV-Drama «Play», das ebenfalls das ein oder andere Klischee bemüht. Im deutschen Film dürfen Gamer offenbar nicht einfach nur Gamer sein.

Das Erste zeigt «Play» am Mittwoch (11. September) um 20.15 Uhr. Im Mittelpunkt der Handlung steht die 17-jährige Jennifer (Emma Bading), die eines Tages auf das Virtual-Reality-Spiel Avalonia stößt. Tag für Tag taucht sie fortan in die Fantasiewelt ein und knüpft hier neue Kontakte. Außerhalb von Avalonia dagegen beginnen ihre schulischen Leistungen abzusacken. Auch mit ihren Eltern Frank und Ariane (Oliver Masucci und Victoria Mayer) gerät sie immer öfter aneinander.

Als die ihr daraufhin erst das WLAN-Passwort ändern und später den Computer ganz wegnehmen, zeigt Jennifer erste Entzugserscheinungen. Ihre Ausflüge nach Avalonia werden immer exzessiver, nachdem sie erst ihrem Freund den Laptop klaut und sich schließlich mit einem nagelneuen Gerät im Wald verschanzt.

Für einen ARD-Fernsehfilm kann sich das Ensemble von «Play» durchaus sehen lassen: Emma Bading überzeugte zuletzt in der Teenie-Kinokomödie «Meine teuflisch gute Freundin», Oliver Masucci gehörte unter anderem zum Cast des Oscar-nominierten Dramas «Werk ohne Autor», und Victoria Mayer punktet regelmäßig in Fernsehinstitutionen wie dem «Tatort».

Diese Dreier-Familienkonstellation lässt sich an «Play» am wenigsten kritisieren - auch wenn es Phillip Kochs Drehbuch insbesondere mit Emma Bading nicht besonders gut meint. So sehr sich Bading Mühe gibt, die rauschhaften Suchtanfälle ihrer Figur glaubhaft zu verkörpern, sie kommen einfach zu plötzlich und überraschend. Und bereits nach einer einzigen kurzen Spielsession wird Jennifer von Albträumen geplagt.

Der Film dämonisiert das Gaming: Nimmt man das in «Play» dargestellte Szenario für bare Münze, dann scheint es fast keine andere Möglichkeit zu geben, als in eine Sucht abzugleiten, sobald man beginnt, sich regelmäßig einem Computerspiel zu widmen. Dass zu Emmas labilem Gemütszustand auch noch anderes wie ein Umzug in eine fremde Stadt oder ein Neuanfang an einer Schule beitragen, behandelt Koch eher beiläufig. Auch die Dialoge überzeugen nicht immer.

Vor allem aber: «Play» bildet eine Teenagerwelt ab, wie sie sich Erwachsene vorstellen. Man darf bezweifeln, dass sie wirklich so ist. Fast rechnet man mit einer Talkrunde im Anschluss an das TV-Drama, in der fünf Erwachsene über die Jugend von heute philosophieren. Die gibt es dann aber doch nicht.

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