«Krieg der Träume»

​Ein internationales Filmprojekt im XL-Format

Der Regisseur Jan Peter bei einem Fototermin von Arte zu seiner Dokumentarserie
Der Regisseur Jan Peter bei einem Fototermin von Arte zu seiner Dokumentarserie "Krieg der Träume". Foto: Georg Wendt/Dpa

BERLIN (dpa) - Manche Historiker sehen die Zeit von 1918 bis 1939 als eine Epoche. Es ist die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, die als die beiden großen Katastrohen des 20. Jahrhunderts gelten. Wie haben Zeitgenossen die Zeit wahrgenommen? Ein Filmprojekt sucht Antworten.

Geschichte im Fernsehen kann sehr trocken sein - dass es auch anders geht, zeigt die internationale TV-Serie «Krieg der Träume» zur Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, von denen der erste vor fast 100 Jahren zu Ende ging. Sie startet an diesem Dienstag (11. September) um 20.15 Uhr bei Arte mit acht und am Montag danach um 22.45 Uhr im Ersten mit drei zwar längeren, insgesamt aber leicht gekürzten Folgen.

Alle 13 Figuren, die zu sehen sind, hat es tatsächlich gegeben. Darunter ist Hans Beimler (Jan Krauter), der als Obermaat der kaiserlichen Hochseeflotte den Kieler Matrosenaufstand verfolgt. Zurück in seiner Heimat Bayern kämpft er für die Münchner Räterepublik und eine kommunistische Gesellschaft. Die zarentreue Kosakensoldatin Marina Yurlova (Natalia Witmer) wird vor einem Erschießungskommando der Roten Armee gerettet. Sie will zurück an die Front, findet sich aber schließlich in einem Zug nach Wladiwostok wieder.

Währenddessen möchte die Polin Apolonia Chalupiec (Michalina Olszanska) unbedingt zum Film. Regisseur Ernst Lubitsch (Roland Bonjour) gibt ihr die Hauptrolle in «Carmen» - unter dem Künstlernamen Pola Negri wird sie ein gefeierter Star.

Leutnant Rudolf Höß (Joel Basman) verachtet die Weimarer Republik. Gleichgesinnte findet er im Freikorps Roßbach, in dem ehemalige Soldaten das Vaterland auf eigene Faust verteidigen - später wird er KZ-Kommandant in Auschwitz. Der vietnamesische Kommunist Nguyen Ai Quoc (Alexandre Nguyen) schließt sich in Moskau der Kommunistischen Internationalen an, die Berufsrevolutionäre ausbildet - bald darauf wird er bekannt als Ho Chi Minh.

Jan Peter (50) hat vier Jahre für seinen Film recherchiert und gedreht. Er hatte ein Budget von etwa zehn Millionen Euro zur Verfügung, 21 europäische Sendeanstalten waren beteiligt. Sein aufwendiges, ungewöhnliches Filmprojekt baut auf seinem Werk «14 - Tagebücher des Ersten Weltkriegs» (2014) auf.

Peter schildert die Schicksale seiner 13 Protagonisten anhand von Zitaten aus Tagebüchern und Briefen sehr subjektiv, aber konsequent und authentisch aus diversen Perspektiven. Und er verknüpft sie geschickt miteinander und verbindet historische Filmaufnahmen mit gelungenen Spielszenen auf vortrefflich geschnittene Weise. Er verzichtet auf einen Erzähler und belässt die fiktionalen Spielszenen jeweils in ihrem Originalton (mit Untertiteln).

Seine spannende Doku-Reihe im Hochglanz-Look erzählt von zerplatzten Lebensträumen, enttäuschten Hoffnungen, schweren Verwüstungen - und vom Entstehen einer Demokratie mit Gewaltenteilung und dem Recht auf freie Meinungsäußerung und ihrer anschließenden Zerstörung durch Diktatur und Krieg. Und sie zeigt, dass Demokratie ein kostbares Gut ist und keineswegs eine so beständige Sache, wie gerade heute wieder zu beobachten ist.

«Es ist schon bemerkenswert und auch unheimlich, was sich in der Welt und besonders in Europa in den letzten Monaten getan hat», sagte Peter der dpa. «Zu sehen ist ganz klar, wie sehr der erstarkende Nationalismus eine Reaktion auf eine Krise ist, und wie sich dieselben Antworten wie damals auch heute wiederfinden.»

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