Es ist schon wieder Dschungelcamp

Freitag startet die neue Staffel

Sonja Zietlow und Daniel Hartwich, Moderatoren der RTL-Show
Sonja Zietlow und Daniel Hartwich, Moderatoren der RTL-Show "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!", sitzen in ihrem "Studio". Foto: Stefan Menne/Rtl/dpa

BERLIN (dpa) - Das RTL-Dschungelcamp gilt als letztes großes Lagerfeuer-Format im deutschen Fernsehen. Nach fast 15 Jahren werden allerdings hier und da Abnutzungserscheinungen sichtbar.

Wenn sie in den Flieger nach Australien steigen, diese Stars, die nicht wirklich welche sind, dann fliegt immer auch Hoffnung mit. Hoffnung der wahlweise aufstrebenden oder verglühenden Fernseh-Sternchen auf ein bisschen Ruhm und Geld - und die Hoffnung der deutschen Fernsehnation auf großes Drama und Sternstunden des Trash-TV. Oder zumindest auf die ein oder andere Bereicherung der Sprachkultur mit «Kasalla», «Was geht los da rein?», englisch anmutenden Fragen wie: «What happens when we break?» oder gewissermaßen hochphilosophischen Aphorismen: «Ich hab' Angst, dass ich morgen tot aufwache!»

Es ist schon wieder Dschungel-Zeit. Am Freitag (11. Januar) startet bei RTL die neue Staffel «Ich bin ein Star, holt mich hier raus» (IBES). Sie ist schon die 13. Ausgabe dieses - nicht nur wegen des Campfeuers - wahrscheinlich letzten großen Lagerfeuer-Formates im deutschen Fernsehen. Moderiert wird das Ganze altbewährt von Sonja Zietlow und Daniel Hartwich.

Die Quoten der Dschungel-Ausgabe von 2018 waren im Vergleich zu anderen aktuellen Fernseh-Formaten immer noch fast bombastisch. Nach RTL-Angaben schalteten im Schnitt 5,62 Millionen Zuschauer ein, um den Weg von Daniela Katzenbergers Halbschwester Jenny Fankhauser auf den Dschungelthron zu verfolgen.

Allerdings ist ein gewisser Abwärts-Trend nicht zu leugnen. Die Quoten von 2018 waren die schlechtesten seit zehn Jahren und die drittschlechtesten in der Dschungel-Geschichte überhaupt. Die quotentechnisch erfolgreichste Staffel von 2014 mit Dschungel-Königin Melanie Müller schalteten im Schnitt noch 8 Millionen Zuschauer ein.

Die Hamburger Medienwissenschaftlerin Joan Kristin Bleicher sieht inzwischen «Abnutzungserscheinungen» bei dem Trash-TV-Format. Sie sagt: «Wir haben immer noch die gleichbleibenden Handlungsstrukturen und die gleichen Rollenmuster.»

Und die Dschungelcamper erscheinem in diesem Jahr manchem so weit von der im Titel erwähnten Bezeichnung «Star» entfernt wie in bislang wohl keiner Staffel. «Am Freitag wird Google heißlaufen», prognostiziert Bleicher - weil dieses Mal wahrscheinlich wirklich kaum jemand die Kandidaten kenne.

Die Kandidaten-Kategorien sind dabei die gleichen wie immer: Ex-Sportler (dieses Mal: Bob-Olympiasiegerin Sandra Kiriasis), Ex-Schlagersänger (Peter Orloff), (Ex-)Schauspieler (Tommi Pieper, die Synchronstimme von Alf, Doreen Dietel und Felix van Deventer) und (Ex-)Erotiksternchen (Sibylle Rauch und Leila Lowfire). Die restlichen Hängematten werden - wie üblich - aufgefüllt mit Ex-Castingshow- und Reality-TV-Kandidaten. Darunter sind in diesem Jahr wieder vor allem Eigengewächse aus der RTL-Gruppe (Bastian Yotta, Chris Töpperwien) - und die als Heulsuse bekannt gewordene Gisele Oppermann (Bleicher: «Die ist tatsächlich unvergessen»).

Besonders viel verspricht Bleicher sich von «Bachelor»-Kandidatin Evelyn Burdecki und «Bachelorette»-Kandidat Domenico De Cicco. Die waren nämlich seit der RTL-Show «Bachelor in Paradise» ein Paar und sind seit ihrer Trennung nicht mehr sonderlich gut aufeinander zu sprechen. «Confrontainment-Garantie» erhofft Professorin Bleicher sich davon. Allerdings löste sich eine ähnliche Hoffnung vor zwei Staffeln beim Ex-Paar Gina-Lisa Lohfink und Marc Terenzi in harmonisches und wenig zuschauerfreundliches Wohlgefallen auf.

Langeweile ist die größte Gefahr für das Format, sagt auch Bleicher. «Wenn da nichts kommt, ist das schwierig - gerade für die Quoten.» Das gelte vor allem, wenn die ein, zwei wirklich bekannteren Menschen, die es traditionell immer gab auf einer der Dschungel-Hängematten, in diesem Jahr fehlten.

Bleicher sieht eine gewisse Schwierigkeit, nach rund 15 Jahren noch geeignetes Personal für das Format zu finden: «Die Leute, die bereit sind, das zu machen, die waren auch schon drin.» Und die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass sich die große Hoffnung auf die große Après-Dschungel-Karriere meist schnell zerschlug. Ihre Idee: RTL sollte nur alle zwei Jahre Möchtegern-Promis in den Urwald schicken - «und warten, bis es wieder gute Kandidaten gibt».

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