«Vermisst in Berlin» mit Jördis Triebel und Natalia Wörner

Die beurlaubte Kommissarin Judith Volkmann (Jördis Triebel, l) muss sich gegenüber der zwielichtigen Evelyn Kraft (Natalia Wörner) behaupten - Szene des Films
Die beurlaubte Kommissarin Judith Volkmann (Jördis Triebel, l) muss sich gegenüber der zwielichtigen Evelyn Kraft (Natalia Wörner) behaupten - Szene des Films "Vermisst in Berlin" (undatierte Filmszene). Foto: Armin Golisano/Zdf/dpa

BERLIN (dpa) - Jördis Triebel sucht einen Flüchtlingsjungen, Natalia Wörner steckt im ZDF-Film «Vermisst in Berlin» in zwielichtigen Geschäften. Die Botschaft ist klar: Es geht um die raue Wirklichkeit.

Ein nobles Restaurant in Berlin, die Kellnerin trägt einen Hummer auf dem Tablett. Zwischen den Esstischen räkelt sich eine Tänzerin in Dessous an einer Stange. «Champagner, bitte», ruft eine Frau. Sie klemmt der Tänzerin einen Geldschein unter die Wäsche und küsst deren Hintern. So weit, so verrucht.

Die Gangsterbraut mit dem Geldschein und tätowiertem Dekolleté heißt Evelyn Kraft, gespielt von Natalia Wörner. Ihr Gegenpart im ZDF-Krimi «Vermisst in Berlin» (11. Februar, 20.15 Uhr) ist Judith Volkmann - die Kellnerin. Die ist eigentlich Polizistin, gespielt von Jördis Triebel. Auf dem Heimweg vom Restaurant läuft ihr nachts ein Junge vors Auto. Das lässt ihr keine Ruhe.

Wenig später ist ein Igel aus einem Schulgarten tot, in einer Kirche in der Nachbarschaft findet Judith ein Lager mit Matratze und Blutspuren - ein Kinderversteck? War jemand so verzweifelt, sich einen Igel zu grillen? Ein Flüchtlingskind? Was ist mit dem Jungen passiert? Ihr früherer Chef Deniz Kovačević (Edin Hasanovic) kann ihr nicht helfen, für ihn ist es einer von vielen Vermisstenfällen.

Judith ist fassungslos, als sie erfährt, dass bei Tausenden Flüchtlingskindern das Schicksal ungeklärt ist. «800 kleine Kinder geistern durch Deutschland und keinen interessiert es?» Ihr Kollege Deniz sagt dazu: Die Kinder seien nicht wirklich verschwunden, nur aus der Statistik, fast immer suchten sie Verwandte irgendwo in Europa.

Schnitt: Bei einer Familie steht die Polizei vor der Tür, eine Abschiebung. Ein Kind fehlt, die Polizisten müssen wieder abrücken. Eine andere Szene: Gangsterbraut Evelyn schaut dabei zu, wie ihr Freund im Berliner Tiergarten ein Geldbündel bekommt. Ein ZDF-Film also, der vieles aus dem Themenkreis Flüchtlinge, Schleuser und Migration aufgreift – klar ein Krimi aus der Zeit nach 2015.

Das ist in seiner Geballtheit plakativ und in der Handlung für den Zuschauer nicht leicht zu entwirren. Die Ermittlerin hat auch noch ein leicht chaotisches Privatleben und eine Schwester, deren Lover nackt in der Küche steht. Es geht um vermisste Kinder, Clans, die mit den Flüchtlingen zwielichtige Geschäfte machen, junge Männer, die als Stricher im Tiergarten landen, und eine Heimchefin, die mittendrin steckt. Ein Kind stirbt.

Es ist ein ZDF-«Fernsehfilm der Woche», der Mitgefühl auslösen und zum Nachdenken anregen will, was in Berlin mit den Flüchtlingen und im Tiergarten, der direkt am Regierungsviertel liegt, alles passiert. Natalia Wörner, Botschafterin der Kindernothilfe, sagt, für sie sei die Frau, die sie spiele, der absolute Alptraum. Es gebe viele Erschütterungen, die sie aus dem Film mitgenommen habe. «Und an erster Stelle steht die Tatsache, dass diese Realitäten systematisch unter den Teppich gekehrt werden.»

Regisseurin Sherry Hormann («Wüstenblume») hat sich schon öfter mit der rauen Wirklichkeit befasst. Über «Vermisst in Berlin» sagt sie, die Realität knalle manchmal härter ins Bewusstsein, als es einem lieb sei: «Allen, die an diesem Film gearbeitet haben, erging das so. Weil es geschieht, während man dreht: Mitten in Deutschland.» Am Ende geht Jördis Triebel als Judith im Film der bösen Natalia Wörner als Evelyn an die Gurgel. Die Polizei rückt zur Razzia an - aber ob dann alles gut wird?

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