Zukunftssicherung

Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte

Zukunftssicherung

Als ich heute Abend heim kam, saß meine Herzallerliebste über einige Papiere gebeugt.
"Callolo, würdest du hier bitte mal unterschreiben?"
"Das ist in Thai-Schrift geschrieben, mein Schatz, und du weißt, dass ich die nur sehr eingeschränkt lesen kann. Was ist das?"
"Das ist ein Vertrag, damit du Geld bekommst, wenn ich sterbe."
"Eine Lebensversicherung zu meinen Gunsten? Bist du verrückt geworden?"
Meine Herzallerliebste schaute mich verunsichert an.
"Der Vertreter hat gesagt, umgekehrt wäre es viel teurer."
"Klar, du bist ja auch dreißig Jahre jünger als ich, da ist die Chance, dass ich vor dir sterbe, natürlich höchst unwahrscheinlich", erwiderte ich und grinste sie dabei an.
"Das verstehe ich nicht, Callolo, es sind nur tausend Baht im Monat."
"Ja, aber wenn ich vor dir sterbe, bekommst du nicht einen einzigen Satang. Und bei unserem Altersunterschied spricht ja wohl einiges dafür. Was soll das also?"
"Und was ist damit?" Sie reichte mir ein neues Blatt, ebenfalls in Thai-Schrift.
"Was ist das?"
"Eine Krankenversicherung für dich."
"Ich habe doch eine."
"Aber diese ist viel besser, Callolo."
"Wer sagt das?"
"Der Versicherungsexperte. Der kennt sich aus."
Ich rufe meinen Nachbarn Erwin an, der gut Thai sprechen und lesen kann. Schon nach wenigen Minuten ist er da. Ich bitte ihn, den Vertrag zu lesen, während meine Herzallerliebste für uns einen Kaffee aufbrüht.
"Um Gottes Willen!" sagt er, "sobald du siebzig Jahre alt wirst, also in zwei Jahren, fliegst du da raus, kannst aber erst in fünf Jahren kündigen."
"Aber das ist doch Betrug."
"Hm, hm", Erwin schüttelt den Kopf, "wenn du das unterschreibst, ist das verbindlich."
"Und was ist mit dieser Lebensversicherung?"
Er liest den Vertrag sorgfältig durch.
Dann sagt er: "Der Vertreter war sehr geschickt. Er hat Nai vorgegaukelt, dass du mindestens hundert Jahre alt wirst."
"Was heißt das?"
"Der Vertrag besagt", antwortete Erwin, "dass du eine halbe Million Baht bekommst, wenn deine Nai vor dir stirbt. Und das kostet pro Jahr achtzehntausend Baht."
Meine Herzallerliebste kommt mit dem Kaffee aus der Küche.
"Callolo", sagt sie, "das ist alles zu deinem Besten."
"Du irrst, Schatz, es ist alles nur zum Besten des Versicherungsvertreters."
"Aber er war so nett, Callolo, und er wollte nur, dass wir unsere Zukunft sichern."
Und dann zieht sie noch einen weiteren Vertrag hervor.
"Was ist das denn?"
"Das ist eine Ehe-Scheidungs-Versicherung."
"Davon habe ich noch nie etwas gehört."
"Der Vertreter sagte, das ist das Allerneueste auf dem Markt, ein Hit. Davon schließt er jeden Monat über hundert Verträge ab, hat er mir versichert."
Ich gebe das Papier an Erwin weiter, der es kopfschüttelnd liest.
"Das ist offenbar die neueste Masche, Farangs abzuzocken. Aber zugegeben, clever gemacht."
"In wiefern?" wollte ich wissen.
"Nun, es garantiert deiner Frau bei einer Scheidung eine Abfindungssumme von zwei Millionen Baht."
"Und die Versicherungssumme dafür soll der Farang-Esel auch noch selber zahlen? Halten die uns für bekloppt?"
Ich lobte meine Herzallerliebste dafür, dass sie nichts unterschrieben hatte, bedankte mich bei Erwin und lud ihn ein, am nächsten Tag mit mir zu essen, während meine Herzallerliebste auf den Versicherungsexperten wartete, um ihm all seine Verträge ohne Unterschrift zurückzugeben.
Als ich heim kam, sagte Nai, er sei deshalb sehr unfreundlich geworden.
"Und was hast du ihm geantwortet?" fragte ich.
"Ich habe nur gesagt: Sie sind sehr clever, aber mein Mann ist noch cleverer."
"Bravo, Schatz", das hast du hervorragend gemacht", sagte ich und nahm sie in den Arm, "aber du bist die Aller-Aller-Cleverste."
Sind Sie nicht auch meiner Meinung?

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Volker Picard 27.07.21 18:50
Bravo, da haben Sie ja wirklich eine vernünftige
Frau, denn solcher "Schwachsinn" ist leider hier "normal". Ich bin auch froh, dass meine Allerliebste auch (bis auf beknackte Bankverträge) keine Verbindlichkeiten oder Versicherungsverträge unterschreibt. Hoffentlich lernen viele Falang durch ihre Berichte, denn über die beknackten Vorgehensweisen könnte ich auch ein Buch schreiben.