UBS übernimmt gescheiterte Credit Suisse

Credit-Suisse-Krise: Abzocker-Mentalität und Behördenversagen

Am Hauptsitz der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich ist das Logo der Schweizer Bank zu sehen. Foto: epa/Michael Buholzer
Am Hauptsitz der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich ist das Logo der Schweizer Bank zu sehen. Foto: epa/Michael Buholzer

ZÜRICH/BERN: Die Schweizer Großbank Credit Suisse ist gescheitert. Die größere Konkurrentin UBS übernimmt die angeschlagene Bank. Oberstes Ziel war: Einen Flächenbrand in der Branche zu verhindern.

Es ist ein gewaltiges Beben in der europäischen Bankenszene. Die Übernahme der strauchelnden Credit Suisse durch ihre größere Konkurrentin UBS soll Ruhe in die nervösen Finanzmärkte bringen. «Der Bundesrat ist überzeugt, dass die Übernahme die beste Lösung ist, um das Vertrauen wiederherzustellen», sagte der Schweizer Bundespräsident Alain Berset am Sonntagabend.

Warum ist die Credit Suisse (CS) gestrauchelt?

Die altehrwürdige Bank, Jahrgang 1856, hat sich mit jahrelangem Missmanagement und Risikogeschäften selbst ins Abseits manövriert. Da war die bulgarische Mafia, die 2004 bis 2007 laut Staatsanwaltschaft ungestört Geldwäsche über CS-Konten abwickelte. Da waren 2013 die windigen Geschäfte einer britischen CS-Tochter in Mosambik, wo bei Krediten an Staatsfirmen Millionen verschwanden. Dann gab es zwischen 2016 und 2019 die Bespitzelung eigener Kaderleute, von denen einer in Gangstermanier auf den Straßen Zürichs verfolgt wurde. Und die Bank war jüngst bei den Risikogeschäften des Hedgefonds Archegos und der Greensill-Fonds dabei und verlor bei deren Zusammenbruch Millionen. Das Vertrauen in die CS war also schon gesunken, der Zusammenbruch jüngst der Silicon Valley Bank und die Angst vor einer möglichen weltweiten Bankenkrise hat sie tiefer in den Abwärtsstrudel gerissen.

Warum hat das Management versagt?

Abzocker-Mentalität in den Teppich-Etagen der Bank macht der «Tages-Anzeiger» als einen Grund aus. Die Zeitung hat aus den Geschäftsberichten errechnet, dass die Bank seit 2013 zwar kumuliert 3,2 Milliarden Franken Verlust machte, die Top-Manager aber im selben Zeitraum 32 Milliarden Franken (32,2 Mrd Euro) an Boni einsteckten.

Hätten Behörden nicht früher intervenieren müssen?

Für den Banken-Branchendienst Inside Paradeplatz haben die Schweizer Nationalbank, die Finanzaufsicht und die Regierung versagt. Sie hätten der Bank spätestens seit Herbst, als Zweifel an einer Zukunft der Credit Suisse lauter wurden, kritische Fragen stellen müssen, schrieb der Herausgeber Lukas Hässig am Sonntag. Dann hätte das Ruder noch herumgerissen werden können. Das passierte nicht. «Auf der Brücke der Helvetia hat in den letzten Jahren ein Panik-Orchester das Kommando übernommen», schrieb Hässig. «Dieses schaute monatelang tatenlos zu, wie die CS-Titanic mit voller Fahrt auf den Eisberg zuraste.» Helvetia ist die lateinische Bezeichnung der Schweiz.

Wie wichtig ist die Credit Suisse?

Sie gehörte - wie die Deutsche Bank - zu den 30 systemrelevanten Banken der Welt. Diese Einordnung stammt vom internationalen Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board - FSB), der das internationale Finanzsystem überwacht. Diese Banken sind international vernetzt, weshalb ihr Scheitern andere mitreißen könnte - sie sind «too big to fail» (engl. «zu groß zum Scheitern»). Sie unterliegen besonderen Sicherheitsauflagen.

Zusammen mit der CS wird die UBS nun eine Mammutbank, größer als die Deutsche Bank. Sie wird eine Bilanzsumme von mehr als 1,5 Billionen Franken haben (Daten Stand Ende 2022). Die Deutsche Bank hatte gut 1,3 Billionen Euro.

Wann gab es zuletzt eine weltweite Finanzkrise?

Die nahm im Sommer 2007 ihren Lauf. Im spekulativ aufgeblähten US-Immobilienmarkt stiegen die Zinsen für Interbankfinanzkredite sprunghaft, als klar wurde, dass Hypotheken für wenig solvente Kunden massenweise platzen würden. Die Banken vertrauten sich gegenseitig nicht mehr. In der Folge brach am 15. September 2008 die amerikanische Großbank Lehman Brothers zusammen. Die nachfolgende Krise breitete sich weltweit aus, zahlreiche Bankhäuser mussten mit Milliardenkrediten gestützt werden.

Solche Probleme wie damals, dass vielen Banken durch plötzlich wertlos gewordenen Ramschhypotheken in die Bredouille kamen, gibt es jetzt nicht. Zur Zeit macht Banken die Zinswende in den USA und im Euroraum zu schaffen. Es kam zu Kursverlusten an den Märkten etwa für Staatsanleihen. Zum Problem wird dies vor allem, wenn Banken die Papiere vor Ende der Fälligkeit verkaufen. Dazu sah sich die Silicon Valley Bank gezwungen, weil Anleger drohten, ihre Gelder abzuziehen, wenn sie nicht höhere Zinsen bekommen. Die daraus resultierenden Verluste brachen ihr das Genick.

Ist die Welt besser gewappnet als in der letzten Finanzkrise?

Um die Branche krisenfester zu machen, wurden die Regularien verschärft. So müssen Banken inzwischen deutlich mehr Eigenkapital vorweisen, mit dem sie in Krisen Verluste abpuffern können. Zudem werden seit 2016 in Europa im Fall der Schieflage eines Instituts zunächst Eigentümer und Gläubiger zur Kasse gebeten. Erst als letztes Mittel geht es an Einlagen von Sparern sowie Gelder aus einem von den Banken finanzierten Krisenfonds (Single Resolution Fund). Darin waren zuletzt rund 66 Milliarden Euro.

Wie sind die Ersparnisse bei Banken und Sparkassen abgesichert?

Die Spareinlagen von Kunden sind in Deutschland im Fall einer Bankenpleite bis zu 100.000 Euro pro Person gesetzlich geschützt. Darüber hinaus sichern fast alle Kreditinstitute weit über das gesetzliche Maß hinaus Kundengelder freiwillig ab. Bei privaten Banken sind nach Angaben des Bundesverbands deutscher Banken in der Regel je Kunde mindestens 750.000 Euro Einlage pro Bank geschützt. Bei vielen Instituten liegen die Sicherungsgrenzen noch höher. Ähnlich ist es bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

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Leserkommentare

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Strauss 21.03.23 19:50
Zu diesen Sündern gehört auch die SVP
welche am Zürichberg oben wohnen....
Rene Meyer 21.03.23 19:50
Es war eine „Vergewaltigung“
der UBS durch den Staat, keine Übernahme!
Norbert Kurt Leupi 21.03.23 15:20
Der " Fall " und die Übernahme....
der CS werden auch in diesem Wahljahr politische Folgen haben ! Während die Liberalen ( FDP ) die Geld - und Machtpolitik der Bankster unterstützt haben und die Freie Marktwirtschaft hochjubeln ist und war die SP immer ein kritischer Beobachter und Gegner der überbordenden Rolle der Swiss - Banker ! Das könnte sich im Herbst auf die Stimmen-Lage auswirken ! " Das arme Volk schleppte schon immer den Karren , worauf die Fürsten und die Liberalen ihre Affenkomödie spielten " !
Strauss 21.03.23 15:00
Joe, die Chinesen sind kein floh besser.....
Wenn man bedenkt was die schon alles von der ganzen Welt her, von Singapur aus, nach Indonesien verscheppert haben. Und an die Absender nie bezahlt haben. Als Folge, lieferte man dann nur noch mit
`` unwiderruflichem akreditiv``. Also nur noch Vorauszahlung.
Richtig, ab und zu seien auch mal leere Container gekommen........
Strauss 21.03.23 14:00
Ehrlich währt am längsten...
Und wer nid stiehlt dä chunt zu nüt, ( sagte man früher in der Schweiz)
Peter Joe 21.03.23 08:26
Finanzkrise
Es ist auch eine politische und nicht nur eine Finanzkrise. Die Zentralbanken der EU, der Schweiz, Kanadas, England und die US Corporation koennte in den Abgrund gezogen werden. Die CS Rettung ist nicht nur ein Versuch das Dominosteine fallen zu verhindern sondern jetzt versuchen die Banken unserioese Geschaefte zu vertuschen incl. Geldwaesche und Bestechungsgelder. Es ist wie der Zusammenbruch des korrupten Westens. Interessant ist, dass China jetzt Gold oder physische Produkte verlangen reale Dingen und nicht mehr nur Computer Clicks fuer Zahlungsausgleiche.
Ole Bayern 20.03.23 17:20
@ Ling Uaan….
……Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen … aber voll !
Was ist , wenn nun dieser Finanzgigant UBS Probleme bekommt ,
mit jetzt zusammen ca. 1,5 Bill Bilanzsumme ? Wer soll und kann den Laden dann retten ? … etwa die kleinere SNB ? …. nein … funktioniert nicht …zumindest nicht im vollem Maße !
In einem so kleinen Land wie die CH einen Monopolisten in der Bankenindustrie
zu etablieren erfordert ein Höchstmaß an Kontrolle.
Aber ich denke die Schweizer Behörden und die SNB werden die richtigen
Maßnahmen ergreifen aus der Erfahrung des Zusammenbruchs der CS. Letztendlich haben sie gezeigt, wie schnell und effektiv hier bei der Fusion der CS / UBS gehandelt werden konnte. Dies ist schon mal aller Ehren wert.
Und über die UniCredit und Italien will ich in Moment gar nicht nachdenken … da würde mir das
Hirn zerplatzen .
Die hohe Staatsverschuldung in Italien ist schon ein gewaltiges Problem,
aber unlösbar ist die auch nicht.
Und eines sollte ja jedem bewußt sein … die Zeche zahlt IMMER das Volk.
Wer sollte es denn auch sonst zahlen ?

VG
Norbert Kurt Leupi 20.03.23 16:30
Das 1856 von Alfred Escher ...
gegründete und aufgebaute " Schweizer Bauwerk " ist durch machtgeile und geldgierige Investment-Bankster durch Misswirtschaft in den Tod getrieben worden !
Ling Uaan 20.03.23 16:20
Hm, grübel, grübel, studier
30 Banken „to big to fail“ - dann sind es jetzt nur noch 29! Und wenn die UBS/CS in Schieflage gerät - bzw. sich erneut verzockt? Wer „rettet“ die dann? Die SNB hat ja wohl hiermit und letztes Jahr ihre letzten Patronen verschossen.

Und das die sechs größten Zentralbanken mehr oder weniger unbegrenzt Geld zur Verfügung stellen, also nur die Druckmaschine anwerfen, klingt IMHO auch nicht gut. Wird ja wohl die Inflation noch mehr anheizen, und dann zahlen am Ende wir alle die Zeche. Oder sehe ich das falsch? Bei Khun Ole Bayern höre ich ja auch eine gewisse Skepsis raus.

Ganz zu schweigen wenn auch noch eine UniCredit, vollgestopft mit faulen Anleihen des italienischen Staates, in Schieflage gerät. Klingt alles nicht gut.
michael von wob 20.03.23 16:00
@ Detlef Milkert
Ziemlich naive Frage. Politiker bauen Mist und haften nicht. Manager setzten Milliarden in den Sand und bekommen Millionen Abfindungen. Winterkorn hat 22 Milliarden Schaden verursacht und kassiert Millionen Rente weil diese Lumpen richtige Verträge abschließen. Den Kleinen hängt man und den Großen läßt man laufen. Es war schon immer so !
Ole Bayern 20.03.23 15:50
Hallo Finanz - Guys …..
…. ich habe mich heute früh mal intensiver mit dem Deal UBS /CS beschäftigt und schlau gemacht !
Zum Einem, und das scheint erfreulich , haben die 5 großen Welt - Zentralbanken nun beschlossen
in einer gemeinsamen Aktion ausreichend Geld auf US$ Basis zur Verfügung zu stellen .
Dies war beim letzten Crash in der Finanzindustrie 2008 bereits auch so , nun ja … ob sich dadurch die
Lage beruhigt bezweifle ich mal stark . Es wird eine sehr turbulente Woche an den Finanzmärkten , das
steht mal fest . Neben der Silicon Valley Bank, der Signature Bank und der Credit Suisse gibt es auch nun bei der US First Republic Bank
offensichtlich eine erhebliche Schieflage .
Aber bei genauem Hinsehen der Fusion UBS / CS gibt es ein großes Problem für diverse Investoren und Inhaber der CS – Anleihen.
Während die UBS mit dem Kauf der CS über 3,2 Mrd $ das Eigenkapital erhöht , gehen ganz offensichtlich die
Inhaber der CS – Anleihen vollkommen leer aus . Die CS Anleihen - Kurse sind auf NULL gesetzt wurden.
Dieser Deal , sollte es denn nun auch tatsächlich so sein , geht eindeutig zu Gunsten der UBS , und nicht ausgleichend auch zur CS.
Wenn dies so ist , werden garantiert Unmengen Anleihen von Bankaktien der Welt abgezogen.
Und dies kann das Bankensystem weltweit zum Wanken bringen, wenn Bank – Anleihen einfach auf NULL gesetzt
werden können bei Fusionen . Es bleibt also spannend…. aber dafür Gold nun über 2000 $ / OZ , wer also Gold besitzt , lacht sich ins Fäustchen. VG Ole
Detlef Milkert 20.03.23 15:34
Haftungsfrage für Schadenersatz?
Bei der Haftung will man die Eigentümer heranziehen, warum nicht diejenigen, die den Mist fabriziert haben? Den Managern die Bonis wieder entziehen und zurückfordern, die sind dafür doch verantwortlich!!!
Titus 20.03.23 14:30
UBS/Credit Suisse Deal
Nun hat sich das Blatt gewendet. Vor noch nicht allzu langer Zeit war die UBS selbst ein Sanierungsfall und musste mit Milliarden Beträgen gestützt werden um überhaupt weiterbestehen zu können. Und nun, da sich ihre Philosophie (vorallem Grosskapital Kunden anzuwerben) offensichtlich bezahlt gemacht hat, ist die UBS so stark im Markt dass ihr grösster Rivale im schweizerischen Bankensektor sie zu einer Mammutbank macht. Die Folgen sind zur Zeit nur schwer zu beurteilen, Fakt ist jedoch, dass sie in der Schweiz eine Monopol Stellung einnehmen wird. Ob dies das gewünschte Szenario der schweizerischen Regierung ist, bleibt fraglich.