Favre bleibt und soll die Bayern jagen

​Zorc hört wohl 2022 auf

Cheftrainer Lucien Favre aus Dortmund. Foto: epa/Friedemann Vogel
Cheftrainer Lucien Favre aus Dortmund. Foto: epa/Friedemann Vogel

DORTMUND: Sportlich waren die wichtigsten Entscheidungen getroffen: Dortmund hat die Meisterschaft verpasst, Platz zwei aber sicher. Trainer Lucien Favre bleibt, Sportchef Michael Zorc verlängerte noch mal für ein Jahr. Und der erste Neuzugang wurde verpflichtet.

Als habe nie ein Zweifel an Lucien Favre bestanden: BVB-Sportdirektor Michael Zorc versuchte, aus dem Verbleib des Schweizers bei Borussia Dortmund keine große Sache zu machen. Aller Diskussionen zum Trotz darf sich der Cheftrainer von Borussia Dortmund ein drittes Mal bei der Meister-Jagd auf Serien-Champion FC Bayern München versuchen.

Sportdirektor Zorc bestätigte am Donnerstag, dass der in dieser Saison mehrfach in die Diskussion geratene Favre den BVB auch 2021 trainieren wird. Und dann nach zwei Vize-Meisterschaften die zuletzt achtmal in Folge triumphierenden Bayern stürzen soll. «Wir gehen jetzt in dieser Konstellation in die neue Saison», sagte Zorc ruhig, quasi im Nebensatz: «Wir wollen da auch noch mal angreifen.»

Zorc kündigte auch baldige Gespräche über die Verlängerung des bis 2021 laufenden Vertrages an: «Wir haben intern ein sehr großes Vertrauensverhältnis und werden die Gespräche sicher zu gegebener Zeit führen.» Favre drängt nicht darauf. «Ich habe einen Vertrag bis 2021, und es ist zu früh, darüber zu sprechen», sagte der Schweizer.

Der Trainer hat einige Argumente auf seiner Seite. Den mit 2,16 Punkten besten Punkteschnitt aller BVB-Trainer. Den Vereinsrekord von 84 Saisontoren, den sein Team schon vor dem letzten Spieltag aufgestellt hat. Oder den Ein- und Aufbau zahlreicher Talente. Allen voran Jadon Sancho (20), Erling Haaland (19) und Giovanni Reyna (17).

Dem 62-Jährigen wurde aber immer wieder vorgeworfen, mit dem BVB die entscheidenden Spiele zu verlieren und insbesondere in diesen zu mutlos agieren zu lassen. Eine weitere Bewährungschance rettete ihm die starke Rückrunde, in der Dortmund trotz der erneuten Niederlage gegen die Bayern (0:1) bisher 39 Punkte holte. «Das ist eine sehr gute Bilanz», sagte Zorc: «Natürlich war die Hinrunde nicht wie erhofft. Aber wenn Bayern München 80 Punkte und mehr macht, wird es für jede Mannschaft in Deutschland schwer, davor zu landen.»

Auch Favre, der sich zumindest mit den öffentlichen Titel-Ansagen seiner Bosse oft schwertat, erklärte: «Wir haben unser Bestes gegeben. Aber Bayern ist einen Tick besser.» Man wolle natürlich «um den Titel mitspielen. Aber es ist schwer gegen Bayern. Und nicht nur gegen Bayern. Die Konkurrenz macht große Fortschritte.»

Sportchef Zorc, seit 1978 im Verein, hatte derweil am Mittwoch seinen Vertrag bis 2022 verlängert. Ursprünglich war ein Rückzug im kommenden Sommer angedacht, auf Bitten von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in der herausfordernden Corona-Zeit macht der 57-Jährige noch ein Jahr weiter. Dann ist aber wohl Schluss. «Ich bin noch sehr motiviert, wir wollen noch was erreichen», sagte Zorc, der am Donnerstag mit dem belgischen Rechtsverteidiger Thomas Meunier (28) den ersten Neuzugang für die neue Saison verkünden konnte.

Zu seiner Person sagte er: «Aber irgendwann ist auch der Zeitpunkt da, dass man Jüngere ranlässt und andere Einflüsse in den Club lässt.» Was er nach 2022 mache, «darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht», sagte er: «Ich habe dann ja auch ein stattliches Alter erreicht.»

Gedulden muss sich derweil Marco Reus (31). Seinen Einstieg ins Mannschaftstraining vor zwei Wochen habe der Kapitän abbrechen müssen, sagte Favre: «Die Hoffnung ist aber da, dass er am Anfang der neuen Saison fit ist.» Sein Freund Mario Götze (28) wird dann nicht mehr in Dortmund sein. Gegen 1899 Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr) wird er zum Abschied nicht spielen können, weil er nach der Geburt seines Sohnes noch nicht ins Teamtaining eingestiegen ist. Man werde Götze aber nochmal im Stadion verabschieden, sagte Zorc, «auch wenn es natürlich strange ist ohne Publikum». Die zweite BVB-Zeit des WM-Finaltorschützen von 2014 hätten sich «beide Parteien anders vorgestellt», gestand Zorc ein.

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