Zickzack-Kurs bei Ermittlung der Bombenleger

KOH SAMUI: Mit wieder neuen Spekulationen, dieses Mal mögliche politische Drahtzieher aus Südthailand, sorgt der Bombenanschlag im CentralFestival Samui vom vergangenen Freitag weiter für mehr Aufregung als Klarheit.

Thailands nationaler Polizeichef Somyot Pumpanmuang erklärte gegenüber Fernsehstationen und Zeitungen, dass deutliche Hinweise für die Beteiligung namhafter Politiker aus dem Süden des Landes vorlägen. Genauere Angaben zu diesen Personen und ihren möglichen Motiven machte der Polizeigeneral nicht.

Damit sind in den sechs Tagen seit dem Anschlag unterschiedliche Tatvarianten in die Öffentlichkeit gelangt: Zunächst war von einer Verbindung zu Wiederholungs-Bombenlegern in der Hauptstadt Bangkok die Rede gewesen, die der Redshirt-Bewegung zugeordnet wurden; später kam die Variante südthailändischer Separatisten aus den Provinzen Yala, Narathiwat und Pattani ins Spiel – gestützt durch die Erkenntnis, dass der Bomben-Mazda aus Yala stammt; schließlich wurde von Polizeikräften offen diskutiert, es gäbe möglicherweise naheliegende Motive, nämlich persönliche Racheakte von CentralFestival-Angestellten oder sogar von Politikern, die auf Koh Samui wirtschaftliche Interessen verfolgen.

Die wie ‚Kaffeesatzleserei‘ anmutenden Vermutungen haben wenig zur Glaubwürdigkeit der Ermittler beigetragen, die ihrerseits genervt auf den Druck der thailändischen Militärregierung reagierten. Einer Sonderkommission von mehr als 100 Spezialisten obliegt die Aufgabe, die über 120 Videokameras im CentralFestival und an den Autofähren Raja und Seatran auszuwerten. Sie müssen außerdem eine Fülle von möglichen Tatverdächtigen verhören und entsprechende Spuren zu den Hintermännern nachweisen.

Fakt ist, dass laut Polizeiangaben mindestens einer der seit drei Tagen festgesetzten Parkplatzwächter des CentralFestival Samui einschlägig vorbestraft ist. Fakt ist auch, dass drei Sicherheitsbeamte aus den Unruheprovinzen in der Nacht des Anschlages, am 10. April um 22.30 Uhr, in Chaweng ihren Dienst verrichteten. Sie sind bis heute die Hauptverdächtigen und sollen sich bei ihren Aussagen in erhebliche Widersprüche verstrickt haben.

Auf Koh Samui ist längst Ruhe eingekehrt. Die verstärkten Sicherheitskontrollen am CentralFestival und auch am Flughafen sowie den Autofähren nehmen die Bewohner mit stoischer Gelassenheit hin. Bewohner und Urlauber sehen die Notwendigkeit, diesen Anschlag lückenlos aufzuklären. Nur dann könne der Fall abgeschlossen werden und das Vertrauen in die Sicherheit der Insel wiederhergestellt werden, sagte ein einheimischer Hotelier aus Chaweng.

Er erklärte gegenüber unserer Redaktion, dass die absolute Glaubwürdigkeit der Ermittlungsresultate das allerwichtigste sei. In sozialen Netzwerken treiben die Spekulationen vor allem bei thailändischen Nutzern wildwuchernde Blüten…

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Jürgen Franke 16.04.15 15:11
Ja, lieber John
das ist nun einmal so in Thailand. Wer hier etwas anderes erwartet hat, ist sicherlich ein Träumer und ein Ignorant. Wir können froh sein, dass nicht die IS dahinter steckt, denn dann hätte man sicherlich ein Bekennerschreiben erhalten. Oder es kommt noch. Die Touristen werden sich vorher informieren müssen, in welches Land sie reisen wollen. Ich bekomme regelmäßig Informationen vom AA in Berlin. Trotzdem kann es jeden Menschen auf dieser Welt treffen. Wo auch immer.