Zentraler Trauerakt für Opfer des Anschlags von Hanau

Foto: epa/ Armando Babani
Foto: epa/ Armando Babani

HANAU: Zur Gedenkfeier kommen unter anderen Bundespräsident Steinmeier und Kanzlerin Merkel in die hessische Stadt. Ein Großteil der Plätze ist den trauernden Familien vorbehalten. Viele Hanauer sollen über Großleinwände dabei sein können.

Zwei Wochen nach dem Anschlag mit elf Toten wird am Mittwoch (18.00 Uhr) bei einer Trauerfeier in Hanau der Opfer gedacht. Zu dem Gedenkakt werden unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesratspräsident Dietmar Woidke (SPD) und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) erwartet. Rund 650 Gäste sind in ein Kongresszentrum geladen. Ein Großteil der Plätze wird nach Angaben der Stadt den trauernden Familien zur Verfügung gestellt. Das Programm sieht neben Ansprachen von Steinmeier und Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) auch Reden von Vertretern der Angehörigen vor.

Bei dem rassistischen Anschlag hatte ein 43-jähriger Deutscher am Abend des 19. Februar neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Weitere Menschen wurden verletzt. Der Sportschütze soll auch seine Mutter getötet haben, bevor er sich selbst das Leben nahm. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der mutmaßliche Täter eine rassistische Gesinnung und war psychisch krank.

In den Tagen nach dem Verbrechen hatte es in Hanau bereits zahlreiche Mahnwachen, Trauermärsche und Kundgebungen gegeben. Mit der zentralen Trauerfeier findet nun das offizielle Gedenken von Stadt und Land statt. Die Veranstaltung wird auf Großbildleinwänden auf zwei Plätzen in der Innenstadt übertragen. Der Hessische Rundfunk überträgt die Trauerfeier im Fernsehen und online als Live-Stream.

Auch nach der zentralen Trauerfeier wird die Erinnerung an die Opfer nicht enden. So hat ein Bündnis für den 14. März in Frankfurt zu einer Demonstration gegen Hass und Gewalt aufgerufen. Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus soll es nach Angaben der Stiftung gegen Rassismus am 20. März in mehr als 1.700 Moscheegemeinden bei den Freitagsgebeten in Ansprachen und Gebeten unter anderem um die Opfer von Hanau gehen.

Die Frankfurter Wissenschaftlerin Meltem Kulacatan plädierte für mehr sprachliche Sensibilität im Umgang mit den Opfern und ihren Angehörigen. Der Ausdruck «Fremdenfeindlichkeit» im Zusammenhang mit der rassistischen Gesinnung des mutmaßlichen Täters sei «ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. «Denn das sind natürlich keine Fremden. Hanau ist ihre Heimat, die Metropolregion Frankfurt ist ihre Heimat.»

Um gegen das «Gift Rassismus» anzugehen, müsse der Staat diejenigen stärker fördern, die sich gegen Rassismus einsetzen, sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND/Mittwoch). Bislang fehle eine gesetzliche Grundlage, um Projekte gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit auch dauerhaft fördern zu können. «Es ist höchste Zeit, diesen Schritt zu gehen. Ich werde in Kürze einen konkreten Gesetzentwurf vorlegen und hoffe auf Unterstützung auch des Koalitionspartners bei diesem Anliegen.» Giffey kündigte an, in den kommenden Haushaltsverhandlungen mehr Geld für die Demokratieförderung einzufordern. Sie verwies in dem Zusammenhang auf das Projekt «Demokratie leben!».

Einem RND-Bericht zufolge will die Grünen-Bundestagsfraktion in einem Antrag, der am Donnerstag in den Bundestag eingebracht werden soll, auf eine psychologische Begutachtung von Waffenbesitzern drängen. Darin heißt es demnach, die Bundesregierung müsse «hinreichend wirksam gewährleisten, dass eine erteilte waffenrechtliche Erlaubnis zuverlässig entzogen wird, wenn die persönliche Eignung oder Zuverlässigkeit nicht mehr gegeben ist». Auch müsse «nach dem Waffengesetz bereits vorgeschriebene Überprüfung im Hinblick auf die persönliche Eignung in psychologischer Hinsicht verbessert» werden.

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