«de Volkskrant»: Rechtzeitige Notfallwarnungen können Leben retten
AMSTERDAM: Zu den folgenschweren Unwettern in Spanien meint die niederländische Zeitung «de Volkskrant» am Samstag:
«Dass die Folgen der Erderwärmung immer stärker spürbar werden, zeigte sich bereits bei den Überschwemmungen in Deutschland und Belgien im Jahr 2021, bei denen mehr als 200 Menschen ums Leben kamen. Der Klimawandel hat die Niederschläge verstärkt, stellten Wissenschaftler auch damals fest.
Um die erste Möglichkeit, Risiken von Klimakatastrophen zu verringern - nämlich weniger CO2 auszustoßen - steht es schlecht. Die Welt steuert auf eine «katastrophale» Erwärmung von 3 Grad bis zum Jahr 2100 zu, warnten die Vereinten Nationen kürzlich in einem Bericht. (...)
Die zweite Möglichkeit besteht in der Anpassung. Dass damit viel gewonnen werden kann, zeigt sich bei rechtzeitigen Warnungen und Evakuierungen. Die Zahl der Todesfälle durch Unwetter ist nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen, weil Wettervorhersagen immer genauer werden.
Berichte aus Spanien zeigen allerdings, dass im Hinblick auf Notfallwarnungen einiges schiefgelaufen ist. Informationen von Meteorologen wurden nicht ernst genommen, und Bewohner erhielten viel zu spät Warnungen mit entsprechenden Instruktionen auf ihre Mobiltelefone.»
«The Irish Times»: US-Wahlkampf offenbart Spaltung und Verbitterung
DUBLIN: Die in Dublin erscheinende «Irish Times» kommentiert am Samstag die Präsidentschaftswahl in den USA:
«Wer auch immer gewinnt, auf der Verliererseite wird es eine Welle von Schuldzuweisungen geben. Wenn Kamala Harris sich geschlagen geben muss, werden die Demokraten Joe Bidens fehlgeleiteten Versuch beklagen, sich um eine zweite Amtszeit zu bewerben. Sollte Donald Trump erneut verlieren, werden einige Republikaner argumentieren, dass ein eher dem Mainstream entsprechender Kandidat besser abgeschnitten hätte.
Doch die Patt-Situation in einer Handvoll Staaten, in denen die Wahl wahrscheinlich entschieden wird, sind nur ein kleiner Teil einer viel umfassenderen amerikanischen Malaise: Die Verbitterung und die Spaltung, die diesen Wahlkampf geprägt haben, werden sich fortsetzen. (...)
Trumps Kriminalität, Korruptheit, Frauenfeindlichkeit, Xenophobie und psychische Instabilität machen ihn für jedes Amt ungeeignet. Und es ist inständig zu hoffen, dass er am kommenden Dienstag erneut scheitert. Sollte dies jedoch tatsächlich der Fall sein, werden die Angst, der Groll und die tiefe Enttäuschung über die amerikanische Gesellschaft, die seinen Aufstieg begünstigt haben, sicherlich neue Ausdrucksformen finden, die - so schwer es auch vorstellbar sein mag - noch düsterer ausfallen könnten.»
«Tages-Anzeiger»: Lindner will politische «Wende» erzwingen
ZÜRICH: Zum «Wirtschaftswende»-Papier von Bundesfinanzminister Christian Lindner heißt es am Samstag im Schweizer «Tages-Anzeiger»:
«Angesichts der Wirtschaftskrise will der Finanzminister eine politische «Wende» erzwingen. Die damit verbundenen Forderungen sind aus Sicht der sozialdemokratischen und grünen Koalitionspartner allesamt Provokationen - und könnten eine Entlassung oder einen Ausstieg der FDP aus der Koalition vorbereiten. (.)
Lindners Papier zur «Wirtschaftswende» erinnert nicht zufällig an ein ähnliches Schreiben eines anderen liberalen Ministers: Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff leitete mit ihm 1982 den Bruch der Koalition von SPD-Kanzler Helmut Schmidt ein. (.)
Vergleichbar mit der heutigen Lage ist, dass sich die Koalitionäre damals ebenfalls über Monate hinweg auseinandergelebt hatten und dass eine Wirtschaftskrise die politischen Probleme drastisch verschärfte.
Ein wichtiger Unterschied liegt im Umstand, dass diesmal drei Parteien und nicht zwei die Koalition bilden - und die FDP anders als damals keine Regierungsalternative hat. Nach Neuwahlen würde sie sich wohl im besten Fall auf den Bänken der Opposition wiederfinden, im schlimmeren Fall aus dem Bundestag fliegen - wie 2013, nach der letzten Regierung mit liberaler Beteiligung.»