«NZZ»: Putin kann über Kriegsmüdigkeit im Westen frohlocken
ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung» kommentiert am Samstag den Krieg in der Ukraine:
«Selenskyj hat zweifellos recht: Wladimir Putin, der Gewaltherrscher in Moskau, versteht nur die Sprache der Härte. Nur eine starke Ukraine kann ihn von seinem Eroberungszug abbringen, nur ein entschlossener Westen kann den Traum von einem neuen russischen Imperium zerplatzen lassen.
Der schnellste Weg zum Frieden führt deshalb über eine Aufrüstung der Ukraine - nicht mit dem Ziel, dass die Ukrainer mit diesem Material alle besetzten Gebiete zurückerobern, aber mit der Absicht, dem Kreml die Sinnlosigkeit weiterer Offensiven vor Augen zu führen. Erst dann wird Putin zu Verhandlungen bereit sein.
Obwohl diese Überlegungen letztlich banal sind, werden sie im Westen gerne verdrängt. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz spricht wohlfeil von der Notwendigkeit baldiger Friedensgespräche und testet damit einen Wahlkampfslogan, obwohl er genau wissen müsste, dass man Putin nicht mit nettem Zureden zu einem echten Frieden bringt. (.)
Obwohl kein einziger westlicher Soldat in einem ukrainischen Schützengraben umgekommen ist und keine einzige westliche Stadt den Horror der russischen Raketenangriffe miterleben musste, breitet sich in Amerika und Europa mehr Kriegsmüdigkeit aus als in der Ukraine. Darüber kann der Aggressor Putin nur frohlocken.»
«De Telegraaf»: Hisbollah ist auf Bodenoffensive Israels vorbereitet
AMSTERDAM: Zum Vorgehen der israelischen Armee gegen die pro iranische Hisbollah-Miliz im Libanon heißt es am Samstag in der niederländischen Zeitung «De Telegraaf»:
«Dank der Unterstützung durch den Iran verfügt die Hisbollah über eine militärische Macht, um die sie so mancher Staat beneiden würde. Sie ist zweifellos die gefährlichste und am schwersten bewaffnete Terrorbewegung der Welt (...).
Israel erwägt ernsthaft eine Bodenoffensive, um die Hisbollah von seiner Grenze zum Libanon zurückzudrängen. Dabei wird es jedoch auf eine gestählte Armee treffen, die in Syrien Kampferfahrungen gesammelt hat. Die Hisbollah-Truppen haben sich im Südlibanon eingegraben, wo sie sich seit 18 Jahren auf eine direkte Konfrontation mit Israel vorbereiten (...).
Zudem stehen nach Angaben israelischer Medien hinter der Grenze zu Syrien rund 40.000 schiitische Kämpfer bereit - unter ihnen auch Jemeniten und Iraker -, um sich dem Kampf gegen Israel anzuschließen. Alles, worauf sie warten, ist ein Signal von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah.»
«La Vanguardia»: AfD zielt auf ostdeutsche Emotionen
BARCELONA: Die spanische Zeitung «La Vanguardia» befasst sich in einem Kommentar am Samstag den zweiten Tag in Folge mit den möglichen Gründen für die Wahlerfolge der AfD:
«(...) Andererseits hat die AFD an einen Faktor appelliert, der für ihr Zielpublikum (in den östlichen Bundesländern) eine starke emotionale Anziehungskraft hat: Ostdeutschland sei die Essenz des wahren Germanentums, des Volkes, weil es vom Verfall der Moral und der nationalen Werte, der in seinem westlichen Teil stattgefunden hat, unberührt sei.
Die Ostdeutschen seien reiner, weil sie sich dem Multikulturalismus und all den fremden Ideen widersetzt hätten, die das politische, soziale und kulturelle Klima in Westdeutschland pervertiert hätten. Auf diese Weise wird eine klare Botschaft vermittelt: Trotz des Gefälles im Lebensstandard zwischen Ost und West ist der Osten das geistige Reservoir und die Hoffnung auf eine nationale Erneuerung.
Was wird die Zukunft Deutschlands sein? Das kann niemand wissen. Die derzeitige Regierungskoalition aus SPD, Grünen und Liberalen ist erschöpft, und Goethes Nation steckt in einer tiefen Krise, nicht nur wirtschaftlich. Dabei ist die AfD nicht nur keine Lösung, sondern ein ernsthaftes Problem.»
Pressestimmen zum Tod von Radsportlerin Furrer
ZÜRICH: Die Radsport-Welt steht nach dem Tod der 18 Jahre alten Schweizerin Muriel Furrer unter Schock. Die WM geht weiter - viele Fragen bleiben offen.
Der Tod der 18 Jahre alten Schweizerin Muriel Furrer bei der Weltmeisterschaft in Zürich schockiert die Radsport-Welt. Die Rennen werden trotz der Tragödie fortgesetzt. Das sei der Wunsch der Familie, hieß es von den Organisatoren. Furrer war am Donnerstag während des Juniorinnen-Rennens in einem Waldstück gestürzt und einen Tag später ihren schweren Verletzungen erlegen.
Schweiz
«Luzerner Zeitung»: «Die Rad-Weltmeisterschaft in Zürich sollte ein grosses Fest werden. Doch sie wird zu einer riesigen Trauerfeier (...) Doch die Erfüllung des Traums der Heim-Weltmeisterschaft wird für Furrer und ihre Angehörigen zu einem Albtraum.»
«St. Galler Tagblatt»: «Ein viel zu frühes Ende: Der tragische Tod von Muriel Furrer ist für den Schweizer Radsport auch ein trauriges Déjà-vu.»
«Basler Zeitung»: «Der tragische Unfall der jungen Fahrerin aus Egg wirft Fragen bezüglich Sicherheit der Strecke auf. Zudem kursieren derzeit viele ungesicherte Informationen, wonach die junge Fahrerin aus Egg lange unentdeckt im Unterholz lag und das Feld der Fahrerinnen auf der zweiten Runde gar an ihr vorbeifuhr. (...) Klar ist, dass im Rennprotokoll keine Zwischenzeit für die Schweizerin registriert ist. Das deutet darauf hin, dass Muriel Furrer das Ziel am Sechseläutenplatz nie passiert hat, um die letzte Runde auf dem City Circuit zu absolvieren. Das wiederum kann bedeuten, dass sie gestürzt ist, als das Peloton das Waldstück zum ersten Mal passierte.»
«Neue Zürcher Zeitung»: «Noch ist unklar, wie es zum tödlichen Unfall der Schweizerin Muriel Furrer an den Rad-WM kam. Doch die generelle Zunahme von Stürzen ist besorgniserregend. Der Handlungsbedarf ist offensichtlich.»
«20 Minuten»: «Das Schlimmste ist eingetreten: Am Freitag gab die Organisation der Rad-WM in Zürich bekannt, dass Muriel Furrer gestorben ist.»
Belgien
«Het Nieuwsblad»: Es besteht weiterhin große Unsicherheit über die Umstände des Unfalls. Weder die UCI noch das Organisationskomitee konnten hierzu etwas mehr sagen. Nicht einmal über den genauen Unfallort.
England
«Cyclingnews»: «Mit dem Tod von Muriel Furrer verliert die internationale Radsportgemeinschaft eine Radfahrerin mit einer glänzenden Zukunft vor sich.»