Zeitungen zum Geschehen am Samstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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«Corriere della Sera»: Israel bei Uni-Protesten nur Sündenbock

MAILAND: Die italienische Zeitung «Corriere della Sera» beschäftigt sich am Samstag mit den Protesten an vielen westlichen Universitäten:

«Was aber, wenn das eigentliche Ziel nicht das ist, was lauthals geschrien wird, wenn es nicht Israel ist, sondern ein anderes? Die Aufstände der Jugendlichen sind im Grunde immer eine Revolte gegen den Vater. Gegen sein Gebot, das Gehorsam gegenüber den Normen und Rollen der Gesellschaft erzwingt. (...)

Neu und außergewöhnlich hingegen ist die - exemplarisch an amerikanischen Universitäten sichtbare - Tatsache, dass sich die gegenwärtige antiisraelische Jugendrevolte auf überhaupt keinen kulturellen Kanon bezieht, schon gar nicht auf einen westlichen, auf keinen Text, auf kein Buch. Ihr gesamter Hintergrund liegt in einem Lager, das dem Westen als solchem programmatisch und radikal feindlich gegenübersteht. Im Grunde genommen benutzen ihre Protagonisten Israel lediglich als Symbol, als Sündenbock.»


«The Irish Times»: Kiew hofft auf raschere Waffenlieferungen

DUBLIN: Die «Irish Times» kommentiert am Samstag den Kriegsverlauf in der Ukraine:

«Die russische Offensive in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine ist ein wichtiger Meilenstein in einem Krieg, der im vergangenen Jahr hauptsächlich von ukrainischen Vorstößen und Abwehrerfolgen auf dem Schlachtfeld geprägt war. Diese Entwicklung hat sich seit dem Frühjahr gedreht. Russlands Operationen hatten sich zuvor auf den Osten von Donezk konzentriert, doch die Einnahme von Dörfern und Gebieten in der Region Charkiw führt dazu, dass ukrainischen Streitkräfte von anderen Frontlinien abgezogen und dorthin verlegt werden müssen. (...)

Die Verzögerungen bei den US-Waffenlieferungen haben die ukrainischen Probleme bei der Verabschiedung eines neuen Gesetzes zur Mobilisierung von mehr jungen Menschen für die dezimierten Streitkräfte noch verschärft - das Alter der Wehrpflichtigen wird von 27 auf 25 Jahre gesenkt. Ein spürbar nervöses Kiew hofft trotz des erwarteten Vorstoßes eines erstarkten Russlands in diesem Sommer, dass der strategische Vorteil und die für den Gegner günstige Gelegenheit verschwinden werden, wenn US-Lieferungen und neue Rekruten auf das Schlachtfeld gelangen.»


«de Volkskrant»: Vorteile der EU-Kooperation nicht aufs Spiel setzen

AMSTERDAM: Die Amsterdamer Zeitung «de Volkskrant» kommentiert am Samstag die EU-kritische Haltung der rechtsgerichteten künftigen Regierung der Niederlande:

«Die EU wird als etwas dargestellt, das von außen kommt und ?unsere? Freiheit einschränkt. In Wirklichkeit werden alle europäischen Regeln und Gesetze von den Mitgliedsstaaten selbst gemacht. (...)

Die europäische Zusammenarbeit ist notwendig, um grenzüberschreitende Probleme wie Einwanderung, Klima und Sicherheit zu bewältigen. Die Natur- und Umweltpolitik ist ein gutes Beispiel. Der Rhein hört nicht beim Grenzort Lobith auf zu fließen. Wenn Deutschland den Fluss verschmutzt, leiden die Niederlande darunter. Deshalb ist es wichtig, europäische Vereinbarungen zu treffen. Sind diese einmal getroffen, müssen sich die Mitgliedsländer daran halten. Europa würde nicht mehr funktionieren, wenn in den 27 Mitgliedstaaten nach jeder Wahl zuvor getroffenen Vereinbarungen infrage gestellt werden. (...)

Auch der Wunsch, den niederländischen Beitrag zur EU zu reduzieren, wird angesichts der großen Vorteile, die eine Handelsnation wie die Niederlande von der europäischen Zusammenarbeit hat, auf wenig Verständnis stoßen. Diese Vorteile sollten nicht durch den Opportunismus der neuen Regierung aufs Spiel gesetzt werden. Die europäische Entscheidungsfindung ist eine Frage von Geben und Nehmen. Wer nur nehmen will, wird in Brüssel nichts zustande bringen.»


«NZZ»: Wahlkampfspektakel im Gerichtssaal

ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung» kommentiert am Samstag den Schweigegeldprozess gegen Donald Trump:

«Die eigentliche Anklage ist ? ganz im Gegenteil zum Zeugenaufgebot ? trocken wie Zwieback. Da geht es weder um außerehelichen Sex noch um Schweigegeld, beides ist ja auch nicht illegal. Sondern es geht darum, ob Trump elf Zahlungen für «juristische Dienstleistungen» an Michael Cohen absichtlich falsch verbucht hat, um die Schweigegeldzahlung zu verhüllen, die ein Wahlgesetz in New York verletzt haben könnte. (?)

Die boulevardeske Gerichtsverhandlung in New York befeuert all jene, die in den Rechtsverfahren gegen Trump eine politische Verschwörung sehen. In den letzten Tagen drängte eine ganze Armada republikanischer Politiker in den Gerichtssaal, von Speaker Mike Johnson bis zur Abgeordneten Marjorie Taylor Greene. Sie kommen, um ihrem Präsidentschaftskandidaten den Rücken zu stützen und Loyalität zu beweisen. Der Gerichtssaal ist zum Wahlkampfspektakel geworden. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass dieser Prozess von Anfang an politische Schlagseite hatte. Der Staatsanwalt Alvin Bragg gewann seine eigene Wahl im demokratisch dominierten New York mit dem Versprechen, Trump zur Rechenschaft zu ziehen.»

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