Zeitungen zum Geschehen am Samstag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«ABC»: Nord-Stream-Sabotage muss dringend aufgeklärt werden

MADRID: Die spanische Zeitung «ABC» kritisiert in einem Kommentar am Samstag Geheimniskrämerei um die Frage, wer hinter den Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 steckt:

«Die bekannten Details einer Razzia in Frankfurt an der Oder stützen die Hypothese, dass die Ukraine hinter der Sabotage der Nord Stream stecken könnte, der Gaspipeline, die Erdgas von Russland nach Deutschland durch die Ostsee liefern sollte. Bisher gab es mehrere Hypothesen, die versuchten, den Anschlag vom 26. September 2022 zu erklären, während die neuen Ermittlungen offenbar Kiew mit der Explosion der Gaspipeline in Verbindung bringen.

Die Geheimhaltung, unter der die Ermittlungen durchgeführt werden, verhindert, dass bisher jeder Rückschluss auf die Urheberschaft unmöglich ist und auch eine sogenannte (inszenierte) False-Flag-Operation nicht ausgeschlossen werden kann. Aber der strategische Wert der Infrastruktur und die internationalen Interessen, die durch die Sabotage berührt werden, erfordern eine absolut transparente Untersuchung, die die Aufklärung eines Falles ermöglicht, der für die Erklärung des Kriegsverlaufs in der Ukraine von entscheidender Bedeutung sein könnte.»


«The Telegraph»: Anreize für Migranten sind zu groß

LONDON: Zur Flüchtlingspolitik der britischen Regierung meint der Londoner «Telegraph» am Samstag:

«Die Eindämmung der illegalen Migration erfordert natürlich internationale Zusammenarbeit. Die Regierung hat sich in den letzten Monaten um bilaterale Vereinbarungen bemüht, sowohl mit Ländern, aus denen die illegalen Migranten kommen, als auch mit Staaten, die sie auf ihrem Weg nach Großbritannien durchqueren. Länder wie Bulgarien sind zu wichtigen Transitstationen für Migranten geworden, die später mit kleinen Booten über den Ärmelkanal nach Großbritannien gelangen.

Doch auf internationaler Ebene sind die Möglichkeiten begrenzt. Die Krise der illegalen Einwanderung nach Großbritannien ist darauf zurückzuführen, dass die Behörden nicht in der Lage sind, diejenigen wieder abzuschieben, die es bis an die britische Küste schaffen. Der Anreiz für Migranten, die gefährliche Überfahrt zu wagen, ist einfach zu groß. Solange das nicht geändert wird, werden keine geopolitischen Quasselrunden oder gut gemeinte Vereinbarungen die Boote aufhalten.»


«de Volkskrant»: Sanktionen gegen die Taliban überdenken

AMSTERDAM: Die niederländische Zeitung «de Volkskrant» plädiert am Samstag für die Lockerung der Sanktionen gegen das Taliban-Regime in Afghanistan:

«Die Rückkehr der frauenfeindlichen, erzkonservativen Taliban ist kaum zu ertragen - vor allem nicht für die afghanischen Frauen selbst, die dank westlicher Bemühungen in den Genuss einer modernen Bildung und eines Berufslebens gekommen waren. Aber angesichts der Tatsache, dass Millionen von Zivilisten von Hunger und bitterer Armut bedroht sind und die Taliban sich keinen Millimeter bewegen, sollte die Wirksamkeit von Sanktionen als Druckmittel überdacht werden. (...)

Wenn die Sanktionen ihren Zweck verfehlen und nur bewirken, dass die Bevölkerung verarmt, muss man nach anderen Lösungen suchen. Klar ist, dass die Afghanen niemals in der Lage sein werden, sich von innen heraus gegen das Taliban-Regime zu wehren, wenn sie vor allem um ihr Überleben kämpfen müssen oder in Massen aus dem Land geflohen sind. Die - teilweise - Anerkennung eines frauenfeindlichen und repressiven Regimes scheint ein unvermeidliches Opfer zu sein, um das afghanische Volk vor dem Untergang zu bewahren.»


«NZZ»: Politischer Preis für Südafrikas Opportunismus ist gering

ZÜRICH: Ungeachtet eines internationalen Haftbefehls ist Russlands Präsident zum Gipfel der Brics-Staaten nach Südafrika eingeladen worden. Dazu meint die «Neue Zürcher» am Samstag:

«So verständlich der Ärger im Westen über Pretorias Wankelmut bei Putin ist, er lässt allzu leicht vergessen, dass es einen Unterschied darstellt, ob man von Washington und Brüssel aus auf die geopolitischen Realitäten blickt - oder eben von Afrikas Südkap. Südafrikas Kommunikation in dieser Sache ist zweifellos ein Armutszeugnis. Die ihr zugrunde liegende Politik des Landes aber folgt durchaus einer nachvollziehbaren Logik. Sie ist simpel: Wer sich auf keine Seite schlägt, kann weiterhin mit allen Geschäfte machen.

Aus der Sicht Pretorias ist es durchaus rational, sich aus dem Kräftemessen zwischen West und Ost möglichst herauszuhalten. Zumindest ökonomisch spricht für die Regierung wenig dafür, im Konflikt Farbe zu bekennen. Südafrika hat dadurch nebst der EU und den USA auch Russland und China weiterhin als wichtige Handels- und Investitionspartner. Zugleich ist der politische Preis, den das Land für diesen Opportunismus bezahlt, gering. Der Westen mag verärgert sein, vom Land abwenden wird er sich kaum.»

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Michel Maillet 07.06.23 19:30
Coi bono
Ich muss Herrn Franke recht geben...Herr Schwake hat die Frage selbst beantwortet. Es können nur die Ukrainer mit Hilfe geheimdienstlicher Operationen der USA gewesen sein. Biden hat es sozusagen durch die Blume gesagt und die Ukrainer hätten den größten Nutzen davon gehabt.
Jürgen Franke 05.06.23 09:00
Herr Schwake, diese wichtige Frage
haben Sie sich ja bereits selbst beantwortet. Sie kennen sicherlich die Antwort: "Wir werden es verhindern" von Biden auf die Frage einer Journalistin in einem Interview in Anwesenheit von Scholz in den USA
Rolf W. Schwake 05.06.23 08:40
Nord-Stream, die unendliche Geschichte!
Die Frage "Coi bono" - also wem zum Nutzen - sollte das Interesse aller wecken: Wer hat seine Energielieferungen als Waffe eingesetzt? Wenn die USA oder die EU oder die Ukraine es gewollt hätten, wären beide Stränge zur selben Zeit in die Luft geflogen.Wer bleibt dann noch übrig, der einen Vorteil daraus zieht?