Zeitungen zum Geschehen am Freitag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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«Stuttgarter Zeitung» zu Weidel/Musk

Langfristig bleibt die große Frage, wie der Trend zur immer stärkeren Aufspaltung der Gesellschaft in eigene Welten - gerade, aber nicht nur am rechten Rand - aufgehalten werden kann.

Eine einfache Antwort und erst recht einen einfachen Weg gibt es nicht. Gefordert sind Politiker, die auch jenseits von Wahlkämpfen ständig das Gespräch mit den Menschen suchen. Doch auch jeder Einzelne muss seinen Beitrag leisten. Ein Problem ist aber nur schwer lösbar: Da die Algorithmen der großen Kommunikationsplattformen oft entscheiden, was wir sehen und was nicht, haben Menschen wie Elon Musk enorme Macht - ohne demokratische Legitimation. Unternehmerisches Genie bringt gesellschaftliche Verantwortung mit sich. Wenn Menschen wie Musk oder Facebook-Gründer Mark Zuckerberg diese Schuhe zu groß sind, können Gesellschaften darüber ins Stolpern geraten.


«Frankfurter Rundschau» zu Strafmaß im Urteil gegen Trump

Wenn ein US-Gericht Donald Trump im Schweigegeldprozess für schuldig befindet, den künftigen US-Präsidenten aber nicht bestraft, damit er in Ruhe arbeiten kann, dann passt das zu dieser Farce von Verfahren.

Die Vorfälle liegen etwa neun Jahre zurück, die Anklage zwei und das Urteil wurde im Mai vergangenen Jahres gefällt. Der US-Justiz ist es mit anderen Worten nicht gelungen, einen mächtigen Milliardär in die Schranken zu weisen. Trump und seine Anwälte konnten mit juristischen Tricks das Verfahren verzögern. Ähnliches gilt für die anderen Prozesse gegen Trump. Die Dokumentenaffäre, die Vorwürfe der Wahlmanipulation in Georgia oder die Verwicklung Trumps in den Putschversuch haben eines gemeinsam: Die Verfahren blieben fast ergebnislos. Im Schweigegeldprozess gab es allerdings ein Urteil. Trump ist der erste als Straftäter verurteilte US-Präsident. Dieser Schandfleck wird den Narzissten schmerzen. Politisch schadet es ihm jedoch nicht. Das wundert inzwischen aber niemanden mehr.


«Münchner Merkur» zu Söder/Klimaziel

Eine Blamage.

Anders ist es kaum zu beschreiben, dass der bayerische Löwe auch bei den Klimazielen alle anderen ausstechen wollte und jetzt als Bettvorleger landet. Ohne Atomenergie sei die CO2-Neutralität bis 2040 nicht erreichbar, sagt Markus Söder. Recht hat er. Doch hätte man das auch schon 2021 wissen können, als er und seine Staatsregierung großspurig das Zieljahr 2040 ausgaben, um die Klimaparteien Grüne und SPD zu übertrumpfen, die sich mit 2045 begnügten. Jetzt haben CSU und Freie Wähler erkannt, dass es so, wie Deutschland die Energiewende versucht hat, nicht geht, dass sein überschießender Moralismus weltweit nicht mehr bewundert, sondern belächelt wird. Heute locken die Herolde der Transformation die Wähler nicht mehr an, sondern schrecken sie mit ihren unbezahlbaren Verheißungen ab. Deswegen setzen sich Söder und Aiwanger vor der Bundestagswahl wieder an die Spitze. Diesmal beim Rückzug.


«Rzeczpospolita»: Musk und Trump als mächtige Stand-up-Comedians

WARSCHAU: Die polnische Tageszeitung «Rzeczpospolita» schreibt am Freitag zu den politischen Aktivitäten des US-Milliardärs Elon Musk:

«Der Wettbewerb unter Stand-up-Comedians ist groß. Also überschreiten sie Grenzen, um ihrer Konkurrenz voraus zu sein. Sie suchen eifrig nach Themen, die schockieren können. Sie brechen Tabus, je nach Publikum geht es dabei um Geschlecht, Religion, Nation, Gender, Hautfarbe. Manchmal ist es lustig, manchmal ist es reinigend, manchmal ist es geschmacklos. Jetzt haben die Stand-up-Comedians, die in Gemeindezentren oder vor anonymen Zuschauern im Internet auftreten, neue Konkurrenten. Donald Trump und Elon Musk, gewählter Präsident und inoffizieller Co-Präsident, haben die größte Bühne betreten.

Schon jetzt versucht der designierte amerikanische Co-Präsident Musk, Veränderungen auf den politischen Bühnen verbündeter Länder zu erzwingen. Er will Einfluss darauf nehmen, wer in Großbritannien regiert oder in Deutschland, wo er die AfD unterstützt. Er nutzte seine Plattform X, um für die Chefin der systemfeindlichen deutschen Rechtsaußenpartei, Alice Weidel, zu werben. Die US-Doppelspitze beeinflusste auch Polen, indem sie darauf drängte, den vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchten israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu zu den Gedenkfeiern in Auschwitz einzuladen. Gibt es eine gute Lösung? Man kann die Stand-up-Comedians nicht anschauen und soziale Medien abschalten. Aber es ist schwer vorstellbar, dass sie aufhören zu existieren.»


«La Repubblica»: Musk überlässt Weidel größte Bühne der Welt

ROM: Zum Online-Talk der AfD-Chefin Alice Weidel mit dem US-Milliardär Elon Musk auf dessen Plattform X schreibt die italienische Zeitung «La Repubblica» am Freitag:

«Der wohlhabendste Mann der Welt, Elon Musk, mehr als 200 Millionen Follower bei X, überlässt der Chefin der rechtsextremen AfD die größte Bühne der Welt - seine soziale Plattform. Die beiden scheinen sich wohlzufühlen und lachen viel. Aber in den falschen Momenten. Als Musk zum Beispiel sagt, dass «jede Zivilisation, die etwas auf sich hält, mindestens zwei Planeten besiedeln sollte», bleiben sie ernst. Und auch als Weidel sagt, Hitler sei Kommunist gewesen.

Bibliotheken mit Geschichtsbüchern stehen in Flammen, aber die 200.000, die dem seltsamen Paar bei X zuschauen, stürzen sich in begeisterte Kommentare. Das Ziel der Show ist ganz klar, Musk wiederholt es zweimal: «Nur die AfD kann Deutschland retten.» Als Musks Unterstützung für die AfD kommt, ist es, als blühe Weidel auf. Nach gut einer Stunde, als Weidel Musk nach dem Mars fragt und ob er an Gott glaubt, ist das Publikum erschöpft und die Show vorbei.»


«La Vanguardia»: Trump schlachtet die Katastrophe aus

MADRID: Zu den Waldbränden im Großraum Los Angeles schreibt die spanische Zeitung «La Vanguardia» am Freitag:

«Die jüngsten Ereignisse sind ein weiteres klares Beispiel für die Folgen des Klimawandels: Naturkatastrophen treten nicht nur häufiger auf, sondern auch mit zunehmender Intensität. Die extreme Trockenheit in Los Angeles und in der Umgebung - nach einem der wärmsten und trockensten Winter, die jemals verzeichnet wurden - hat die Region in einen idealen Brandherd verwandelt. Verstärkt wird die Situation durch die ungewöhnlich starken Santa-Ana-Winde (...). Diese haben selbst kleine Feuer zu gigantischen Flammenstürmen anwachsen lassen, die alles zerstören, was sich ihnen in den Weg stellt. (...)

Der designierte Präsident Donald Trump hat versucht, die Katastrophe politisch auszuschlachten, indem er die Arbeit des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom kritisierte. Das ist kein Zufall: Newsom gilt als eine der vielversprechendsten Figuren der Demokratischen Partei. Er könnte Trump in Zukunft auf nationaler Ebene herausfordern. (...) Trumps Absicht ist es nicht nur, die Arbeit der Demokraten zu diskreditieren, sondern auch, von der wahren Ursache der Katastrophe - dem Klimawandel - abzulenken.»


«Aftonbladet»: Sanktionen gegen russische Schattenflotte notwendig

STOCKHOLM: Die sozialdemokratische schwedische Tageszeitung «Aftonbladet» (Stockholm) kommentiert am Freitag die jüngsten Kabelschäden in der Ostsee, zu denen Ermittlungen gegen ein mutmaßliches Schiff der sogenannten russischen Schattenflotte laufen:

«Das finnische Entern des Schiffs «Eagle S» im Finnischen Meerbusen an Weihnachten war dringend notwendig. Finnland reagierte auf den Verdacht der Sabotage eines Stromkabels in der Art und Weise, wie es ein Staat tun sollte. Neben der Verfolgung der Tat wurde damit auch ein Signal an alle anderen Akteure gesendet, die so etwas versuchen möchten.

Doch um die sogenannte Schattenflotte in der Ostsee loszuwerden, braucht es mehr als nur spektakuläre Enterungen. Die Flotte ist eine Gegenmaßnahme Russlands, um die wegen der Aggression gegen die Ukraine verhängten Sanktionen zu umgehen. Es handelt sich um alte Schiffe mit mangelhafter Wartung und ohne funktionierende Versicherung. Die Schiffe füllen nicht nur die russische Kriegskasse, sie stellen auch eine Gefahr für die Umwelt dar. Wir sollten Sanktionen gegen die russische Schattenflotte einführen.»


«The Irish Times»: Trumps Drohungen sind alarmierend

DUBLIN: Die in Dublin erscheinende «Irish Times» kommentiert am Freitag die Äußerungen von Donald Trump zu Grönland, Panama und Kanada:

«Es ist alarmierend, dass Trump militärischen Zwang im Namen der nationalen Sicherheit der USA nicht ausschließt, um sowohl Grönland - ein halbautonomes dänisches Gebiet und damit ein durch die Klausel über gegenseitige Verteidigung geschütztes Nato-Mitglied - als auch den Panamakanal zu annektieren. Zudem hat er angedeutet, Kanada könne durch wirtschaftlichen Druck gezwungen werden, der 51. Staat der Union zu werden, während ein unkooperatives Dänemark mit einem Blitz von Zöllen konfrontiert werden könne, um es in Bezug auf Grönland gefügig zu machen. (...)

Trump ergeht sich in maßlosen Übertreibungen als Verhandlungsinstrument, und viele vermuten, dass seine impliziten Drohungen mit Gewaltanwendung genau das sind und nicht ernst genommen werden sollten. Gänzlich unwahrscheinlich ist es aber nicht. Erst 1989 sind die USA in Panama einmarschiert, um den Drogenboss Manuel Noriega zu stürzen. Heute wird Chinas Einfluss in der Region als direkte Bedrohung der US-Schifffahrtsinteressen angesehen. Zumindest dürfte es Trump um bessere Geschäfte und mehr Einfluss in diesen Schlüsselregionen gehen.»


«NZZ»: EU muss sich jetzt in Syrien engagieren

ZÜRICH: Zur Syrien-Politik der EU meint die «Neue Zürcher Zeitung» am Freitag:

«Es ist höchste Zeit, dass die EU-Außenbeauftragte den Blick einmal nach Süden wendet. Kaja Kallas, der Russland-Falke in Brüssel, sollte jetzt schnell eine Syrien-Politik entwerfen. Stattdessen sagt sie, eine substanzielle Unterstützung der EU hänge «vom Fortschritt vor Ort» ab.

Das ist der falsche Ansatz. Syrien ist für Europa strategisch wichtig. Brüssel und die europäischen Hauptstädte sollten schnell mit konkreter Aufbauhilfe zur Stabilisierung des Landes beitragen. Der Erfolg ist natürlich ungewiss.

Stehen die Europäische Union und die Vereinigten Staaten aber abseits, wachsen die Risiken, dass das Land erneut in einem Bürgerkrieg versinkt. Es ist dann mehr als wahrscheinlich, dass sich ein neuer Flüchtlingsstrom Richtung Europa bewegt. Umgekehrt bedeutet eine Beruhigung der Lage, dass ein Teil der syrischen Kriegsflüchtlinge in die Heimat zurückkehren kann.»

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Wilfried Stevens 11.01.25 21:30
150 EU-Spitzel wie zu DDR-Zeiten
Ich sehe diese in germany geführte einseitige Diskussion wie Wolfgang Kubicki, der u.a. sagte "Wenn wir - wie ich heute lese - 150 Beamte der Europäischen Union haben, die eine Diskussion von Elon Musk und Frau Weidel beobachten sollen, dann haben wir ein Demokratieproblem.“
Jürgen Franke 11.01.25 19:30
Dieses Interview könnte
das Todesurteil für die AfD bedeuten.
Ole Bayern 11.01.25 17:20
Nun muß ja wohl der letzte Normaldenkende gemerkt.
..haben, was uns bei Machtübernahme der Rechtsnationalen in D bevorsteht.
Was eine deutsche, in der CH lebendende , Parteivorsitzende der AfD bei dem Gespräch mit Musk von sich gibt, ist eigentlich gar nicht zu glauben. Sind dies etwa die Patrioten, wie sich diese Trottel immer selbst nennen und darstellen. Braucht D Typen, welche ihre Heimat derart diffamieren, aber ca. 150 T€ p.a. vom Bundestag abstauben?
Sie gibt hier einen Blödsinn sonders Gleichen von sich ( u.a. z.B. Hitler war in Wirklichkeit ein Linker, ein Kommunist eben )
Hier muß man doch am gesunden Hirn der Frau Weidel Zweifel hegen, oder ?
Und man kann ja über CSU/SPD/FDP usw. denken was man will je nach politischer Ausrichtung, aber derartige Äußerungen würden von Merz / Söder / Scholz / Lindner gegenüber ausländischen Milliardären NIE kommen.
Und letztens schrieb ich einen Satz zur FPÖ und der AfD, nämlich daß beide nicht 100 % vergleichbar sind. Auch hier, ein Haider, Strache oder nun Kickl würden niemals wie Weidel derart über ihre Heimat herziehen. Und jeder kann sich die Ansprache von Kickl zur bevorstehenden Koalition von dieser Woche ja einmal zu Gemüte ziehen, und diese Ansprache mit den wirren Blödsinn einer A. Weidel vergleichen, und sich dann ein eigenes Bild machen. Obwohl, und dies sei nochmal deutlich gesagt, ich bin kein Anhänger der Rechtsnationalen, weder in Österreich und schon gar nicht in Deutschland.
Aber politische Bildung endet ja auch nicht bei der CSU .... dies ist auch klar.

VG Ole
Thomas Sylten 11.01.25 15:00
Meine absolut harmlose Antwort zu Jörgs Kommentar wurde rot unterlegt - ging mir neulich bei den Elefanten auch so. Und wo früher dann wenigstens mit Verzögerung freigeschaltet wurde, passiert das jetzt nicht mehr: Macht der Farang jetzt auf Marc Zuckerberg??
Jörg Obermeier 11.01.25 06:40
My 2-Cent:
Ein Highlight dieser Woche war für mich zweifellos das Videotelefonat von der Alice mit dem Elon. Zuerst musste ich ja noch ein paarmal kräftig lachen. Dann wurde es zunehmend lächerlich und zwischendrin war ich mir nicht sicher tatsächlich das Original zu sehen. Mir kam klammheimlich die Idee, dass dies vielleicht doch nur eine KI basiertes Fake sein könnte. Oder sollte sich die Alice tatsächlich in rund einer Stunde selber als das outen was schon vorher zu vermuten war? Aber ganz offensichtlich, es war das Original. Und hat irgendwie das Vorurteil bestärkt, dass akademische Grade bestenfalls dafür geeignet sind nachzuweisen, dass man eine ganz vernünftige Ausbildung erhalten hat. Punkt! Im Nachhinein muss ich immer noch lächeln über so manche der hiesigen Kommentatoren welche über die Eignung einiger Ampel-Politiker hergezogen. Soviel verbalen Murks hat jeder einzelne von denen in 3 Jahren nicht hingebracht was eine Alice doch glatt in eine Stunde reinpackte. Ich muss zugeben, ich habe es auf einen Rutsch nicht bis zum bitteren Ende durchgehalten. Hey, ich bin ein alter weißer Mann. Da ist die Restlaufzeit schon arg begrenzt um sie mit so einem Schund völlig sinnfrei zu verplempern. Aber dass es überhaupt stattgefunden hat finde ich gut und richtig. Wenn man sowas erfinden würde, würde wohl jeder AfD- und/oder Alice-Fanboy behaupten das wäre ganz üble Lügen-Propaganda.