«Berliner Morgenpost» zu glutenfreien Lebensmitteln
Haben Sie sich schon einmal dabei erwischt, dass Sie eine Packung "Haferkekse glutenfrei" in den Einkaufswagen packen wollten? Natürlich sind glutenfreie Lebensmittel für die Menschen, die an der Glutenunverträglichkeit Zöliakie leiden, ein Segen.
Sie helfen den Betroffenen, ohne Angst vor zum Teil massiven körperlichen Reaktionen zugreifen zu können. Doch das, was eigentlich gegen Krankheit helfen soll, ist zu einem Lifestyle-Produkt geworden. Dabei ist es weitgehend unbekannt, dass glutenfreie Ernährung für Gesunde nicht nur nicht nötig, sondern schädlich sein kann. Eine große US-Studie konnte belegen: Bei Menschen, die eine besonders glutenarme Kost zu sich nahmen, wurde häufiger als im Schnitt eine koronare Herzerkrankung diagnostiziert. Was also tun? Vielleicht im Supermarkt kurz daran denken: Glutenfreiheit ist vor allem ein Geschäft.
«Frankfurter Allgemeine Zeitung» zur Debatte um Migrationspolitik
Bemerkenswert an der Migrationsdebatte im Bundestag war, dass sich die ehemaligen Regierungsfraktionen SPD und CDU/CSU in einem Punkt einig waren: Sie begründen ihre jeweiligen Vorschläge zur Korrektur der Migrationspolitik mit einer Abkehr von der Merkel-Ära (.).
Dabei war es doch die übergroße Rücksicht auf SPD und Grüne, die Merkel leitete. Die gemeinsame Abkehr führt allerdings nicht dazu, dass sich ein "Deutschlandpakt" in der Migrationspolitik abzeichnen würde. (.) Auf nationaler Ebene gibt es (.) Punkte, die altbekannten Streit markieren: Abschiebungen, sichere Herkunftsstaaten, Grenzkontrollen, Sozialstandards. Gäbe es auf allen Seiten ein Verständnis dafür, dass die Lage in deutschen Kommunen unhaltbar geworden ist, müsste auch hier eine schnelle Einigung möglich sein. (.).
«Münchner Merkur» zu CSU/Parteitag
In Bayern ist alles größer, besser, schöner.
Erst recht, wenn sich die Staatspartei CSU selbst feiert wie an diesem Samstag auf dem Parteitag. Ihr wortgewaltiger Chef Markus Söder wird es zwei Wochen vor der Wahl an nichts fehlen lassen, am allerwenigsten am Weihrauch für sich selbst. Doch verbirgt sich hinter den Rauchschwaden eine tief verunsicherte Partei und ein ebenso nervöser Vorsitzender. Wie es mit beiden nach der Wahl weitergeht, ist unklar. Ein Aiwanger kann sich als Volkstribun für die Landbevölkerung aufspielen, die Grünen den Lautsprecher für die "woken" Städter geben, die AfD die Zornigen umwerben. Doch die Aufgabe der CSU ist es, als Volkspartei das ganze Land zusammenzuhalten. Dieser Spagat wird schwieriger. Wie nie zuvor in der seit 77 Jahren dauernden Regierungszeit von Europas stolzester Regionalpartei muss die CSU um ihren Rang bangen. Droht sie ihn zu verlieren, kann das schnurrende Kätzchen noch immer zur fauchenden Furie werden.
«Houston Chronicle»: Amtsenthebung gegen Biden ist «Zirkusnummer»
HOUSTON: Zu den Forderungen vieler Republikaner zu einem Amtsenthebungsverfahren von US-Präsident Joe Biden schreibt der «Houston Chronicle»:
«Joe Biden ist zwar der große Fisch, den die Republikaner im Repräsentantenhaus zu fangen versuchen, aber der einzige Grund, warum er sich in dieser Situation befindet, ist, weil sein Sohn ein ziemlicher Versager ist. Hunter Biden hatte eine alarmierende Anzahl von zweifelhaften internationalen Geschäften getätigt, bei denen er offenbar versuchte, aus seinem Familiennamen Kapital zu schlagen. Er wird außerdem wegen Waffenbesitzes und Steuerhinterziehung auf Bundesebene angeklagt und kämpft in aller Öffentlichkeit gegen seine Drogensucht. (...)
Dennoch rechtfertigte keine der Enthüllungen auch nur annähernd eine Amtsenthebungsuntersuchung - wird aber für viele Schlagzeilen sorgen. Tatsächlich ist dies eine einmalige Gelegenheit, Biden vor seinem Wahlkampf 2024, wo er (...) voraussichtlich erneut gegen Trump antreten wird, politisch zu schaden. (...) Es ist eine Chance für die Trump-Anhänger, die falsche Gleichsetzung zu bekräftigen, dass dieser "Skandal" irgendwie auf derselben Ebene steht wie die vier separaten Strafverfahren, mit denen Trump selbst konfrontiert ist. (...)
Aber bis eine der Anhörungen etwas ans Licht bringt, dass seinen Vater (Joe Biden) direkt in irgendein Fehlverhalten verwickelt ist, sollten wir diese Amtsenthebungsuntersuchung einfach als das bezeichnen, was sie ist: eine parteipolitische Zirkusnummer.»
«Lidove noviny»: Warschau und Kiew sollten sich mäßigen
PRAG: Zum Streit zwischen Polen und der Ukraine über Getreideexporte schreibt die konservative Zeitung «Lidove noviny» aus Tschechien am Freitag:
«Polen liefert der Ukraine keine Waffen mehr. Polen liefert der Ukraine keine eigenen Waffen mehr. Polen liefert der Ukraine im Moment keine Waffen, aber wie es in der Zukunft aussieht, wird sich zeigen. Sind das Beispiele für Wahlkampfrhetorik der polnischen PiS-Regierung auf Kosten der Ukraine? Mit Sicherheit ja. (...) Doch auch die Rhetorik der ukrainischen Seite ist kompromisslos. Im Bemühen, das Seine zu erreichen, setzt Kiew oft auf Zwang mittels moralischer Erpressung. Das Hervorrufen von Schuldgefühlen kann nicht auf immer und ewig funktionieren - vor allem bei denjenigen, die wirklich helfen.»
«Le Figaro»: Papst kann warnen, Regierungen müssen handlen
PARIS: Zum Besuch von Papst Franziskus in Marseille schreibt die konservative französische Tageszeitung «Le Figaro» am Freitag:
«Natürlich gehört es zur Aufgabe eines Papstes, zu größter Nächstenliebe aufzurufen, indem er die Menschen ermahnt, sich niemals an die Tragödien von Schiffbrüchen und Ertrinken vor den Küsten Europas zu gewöhnen. Es ist jedoch die Aufgabe der Regierenden, mit Umsicht und Entschlossenheit angesichts dieser spektakulären Vorfälle vorzugehen, die die westlichen Gesellschaften emotional berühren, aber deren Komplexität sich nicht auf Schrecken und Großzügigkeit reduzieren lässt.
Jeder, ob Politiker oder Papst, muss die politische, wirtschaftliche und sogar klimatische Situation der Länder berücksichtigen, aus denen die Gruppen von Exilbewerbern kommen. Genauso wie die Erpressung durch Staaten wie die Türkei oder Tunesien, die Migranten als Karte in einem Verhandlungsspiel mit Europa über andere Themen einsetzen. Ganz zu schweigen von der Frage, ob die Europäer in der Lage sind, die Neuankömmlinge angemessen aufzunehmen und zu integrieren. (...)
Die Forderung nach Menschlichkeit und eine verantwortungsvolle Haltung sind also keine Gegensätze, (...) sondern zwei Teile der Politik, die die Völker zu Recht von ihrer Regierung erwarten können.»
«Jyllands-Posten»: UN begegnen der neuen Wirklichkeit der Welt
AARHUS: Die rechtsliberale dänische Tageszeitung «Jyllands-Posten» (Aarhus) kommentiert am Freitag die Gipfelwoche bei den Vereinten Nationen in New York:
«Die UN-Generaldebatte war eine unfreiwillige Demonstration dafür, wie tiefgreifend der geopolitische Bruch in diesen Jahren ist. Die Macht verschiebt sich und bekommt neue Gesichter und Akteure. Die regelbasierte internationale Gemeinschaft und ihre Institutionen, zu deren wichtigsten die Vereinten Nationen zählen, stehen unter Druck. Mit dem Ukraine-Krieg wird erneut deutlich, dass das Recht übertrumpft werden kann von roher Macht, ohne dass die Weltgemeinschaft dies verhindern kann. Die UN sind ein Ideal, das auf edlen Absichten und großen Ambitionen basiert. Sie sind noch immer die beste Wahl für ein versammeltes Forum für den Dialog zwischen den Staaten der Welt. Aber sie wurden von einer neuen Wirklichkeit eingeholt.
Die Debatte über dringend notwendige Reformen läuft schon seit langem, ohne dass sich etwas bewegt. Große, wachsende Mächte wie Indien, Brasilien und Indonesien erwarten völlig berechtigt größeren Einfluss. Dasselbe gilt für Deutschland aus der Reihe der klassischen Großmächte. Dass Frankreich nicht schon vor langer Zeit aus eigener Initiative vorgeschlagen hat, seinen ständigen Sitz im Sicherheitsrat mit seinem engen Partner Deutschland zu teilen, sagt alles darüber, wie schwierig es sein wird, das UN-System gründlich zu reformieren.»
«Magyar Nemzet»: Die Welt dreht sich nicht um Selenskyj
BUDAPEST: Über Anzeichen einer «Kriegsmüdigkeit» bei den Verbündeten der von Russland angegriffenen Ukraine schreibt die regierungsnahe Budapester Tageszeitung «Magyar Nemzet» am Freitag:
«Nun fallen selbst die Polen den Ukrainern nicht mehr so um den Hals, wie sie es bisher taten. (...) Große Romanzen wie diese dauern eben nur so lange an, wie sie keine einschneidenden Interessen verletzen. Nun ist jedoch die Situation eingetreten, dass das ukrainische Getreide-Dumping die landwirtschaftlichen Interessen (...) Ungarns, Polens und der Slowakei unmittelbar verletzt. (...)
Aber auch die Begeisterung Amerikas, die für die Ukrainer von entscheidender Bedeutung ist, wird mit dem Nahen der Präsidentschaftswahlen 2024 immer lauer. Vor allem die Republikaner sind skeptisch bezüglich der Frage, wann sich das (in Waffen für die Ukraine) investierte Geld rentiert. (...) (Der ukrainische Präsident) Wolodymyr Selenskyj muss einsehen, dass sich die Welt nicht um ihn dreht. (...) Ein bedeutender Teil der Weltgemeinschaft ist nicht bereit, die Russen ans Messer zu liefern, vor allem deshalb nicht, weil darin kein Nutzen erkannt wird.»
«Corriere della Sera»: Von Selenskyj werden Antworten verlangt
ROM: Die italienische Zeitung «Corriere della Sera» sieht den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zunehmend in Erklärungsnot:
«Der Sommer begann mit einer militärischen Gegenoffensive, die Selenskyj die Rückeroberung der russisch besetzten Gebiete ermöglichen und (Kremlchef) Wladimir Putin zu Verhandlungen zwingen sollte. Er geht zu Ende in einem Zustand, den man «vorsichtigen Pessimismus» nennen könnte. Der ukrainische Anführer ist immer noch voller Energie und Kampfbereitschaft, wie er in New York vor der UN-Generalversammlung und vor dem UN-Sicherheitsrat gezeigt hat. Aber er hat nun Schwierigkeiten, mit seinen Forderungen Akzeptanz zu finden.
Die zentrale Frage, die auch von verschiedenen Abgeordneten (im US-Kongress) an Selenskyj gestellt wurde, ist scheinbar einfach: Wenn Sie Geld wollen, müssen Sie uns eine klare Perspektive geben. Wie sieht der Plan für einen Sieg aus? Wann wird der Krieg enden? Leider gibt im Moment keine Antworten auf diese Fragen.»
«Financial Times»: Polens Feindseligkeit ist schockierend
LONDON: Zum Streit zwischen Kiew und Warschau meint die Londoner «Financial Times» am Freitag:
«Seit Wladimir Putin seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat, stand Polen an der Seite seines angeschlagenen Nachbarn und versorgte ihn mit Waffen, Nachschublinien und einer freundlichen Aufnahme für mehr als eine Million Flüchtlinge, die vor dem Konflikt geflohen waren. Warschaus schon vor der Invasion mehrfach wiederholte Warnung, dass der Kreml Energielieferungen nach Europa als Waffe einsetzen könnte und dass westliche Vorstellungen über eine mögliche Verständigung mit Putin illusionär seien, hat sich als richtig erwiesen. Diese Solidarität und Weitsicht haben das Ansehen des Landes in Europa gestärkt, trotz der Besorgnis über Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit und Rückschritte in Sachen Demokratie unter der konservativ-nationalistischen Führung.
Angesichts dieses Zuwachses an moralischer Autorität ist die jetzt demonstrierte feindselige Haltung der polnischen Führung gegenüber Kiew im Streit um Getreideexporte umso schockierender. Das mag allerdings nicht überraschen, denn Polen befindet sich mitten in einem erbittert geführten Wahlkampf. (...) Die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) ist auf dem besten Weg, bei den Wahlen am 15. Oktober ihre parlamentarische Mehrheit zu verlieren. Sie muss ihre Stimmen auf dem Land stärken und zugleich die Ukraine-skeptischen Rechtsextremen zurückdrängen.»
«De Telegraaf»: Sunaks Bremse bei Klimazielen nicht überraschend
AMSTERDAM: Der britische Premierminister Rishi Sunak will die Klimaziele seines Landes auf breiter Front aufweichen. Dazu heißt es am Freitag in der niederländischen Zeitung «De Telegraaf»:
«Sunak sieht in der Aufweichung der Klimaregeln eine der letzten Möglichkeiten, die scheinbar aussichtslose Lage seiner Konservativen Partei etwas zu stabilisieren. In diesem Sinne handelt es sich nicht um eine Bremse für die Klimaziele, sondern um eine Notbremse. In der Tat muss Sunak intensiv nach Punkten suchen, in denen er sich von seinen politischen Gegnern absetzen kann, vor allem von der Labour-Partei, die ihre revolutionären Ambitionen rasch abgelegt hat. Sunak glaubte, dies mit fünf «steinharten» Versprechen erreichen zu können, die er Anfang des Jahres abgab. Die Inflation sollte halbiert werden, die Wirtschaft sollte wachsen, die Schulden sollten abgebaut, die illegale Einwanderung gestoppt und die Wartelisten in den Krankenhäusern aufgelöst werden.
Die Wähler sollten seine Regierungsführung am Ende des Jahres anhand der Erfüllung dieser Ziele beurteilen. Mit etwas Glück wird er das Wachstums- und Inflationsziel ganz knapp schaffen. Die anderen Ziele sind jedoch unerreichbar. Höchste Zeit also für etwas Neues. Von daher kommt die Bremse bei den Klimaplänen nicht wirklich überraschend.»
«NZZ»: EU muss Migrationsproblem lösen
ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung» kommentiert am Freitag die Zunahme der Asylgesuche in EU-Staaten:
«Die Zahl der Asylgesuche in Europa nähert sich dieses Jahr den Spitzenwerten der Flüchtlingskrise von 2015 und 2016. Bis zum Jahresende dürften es über eine Million Bewerber sein. Diesem Problem müssen sich die europäischen Parteien von Mitte-links bis Mitte-rechts jetzt dringend widmen. Erfolgreich bei dessen Bewirtschaftung waren bisher vor allem Rechtsaußenparteien: die AfD in Deutschland oder die FPÖ in Österreich. Auch in Skandinavien verdanken die Finnenpartei und die Schwedendemokraten ihre Stärke dem schlecht gelösten Migrationsproblem.
Wenn bei den kommenden Urnengängen in Polen, den Niederlanden und bei den Europawahlen nächstes Jahr der Durchmarsch von Rechtsaußenparteien verhindert werden soll, dann muss das liberale Europa die Probleme jetzt beim Schopf packen. (...)
Was den Zustrom wirklich bremst, sind zwei Maßnahmen: beschleunigte Verfahren und Rückführungen von abgelehnten Asylbewerbern. Letzteres ist die eigentliche Achillesferse der Migrationspolitik: 2022 wurde weniger als ein Viertel der abschlägigen Bescheide ausgeführt. Die EU braucht unbedingt mehr Abkommen mit Herkunftsstaaten, damit diese Migranten zurücknehmen.»
«Sydney Morning Herald»: Murdoch wird weiter das Sagen haben
SYDNEY: Zum Rücktritt von Rupert Murdoch als Chef von Fox und News Corp. und die Übergabe der Leitung an seinen Sohn Lachlan schreibt die australische Zeitung «Sydney Morning Herald» am Freitag:
«Rupert Murdoch hat sich zwar technisch gesehen von der Leitung des Medienimperiums zurückgezogen, das er über viele Jahrzehnte hinweg aufgebaut hat, aber man darf sich nicht von seinem neuen Titel als «Vorsitzender Emeritus» von News Corp. und Fox täuschen lassen (...) - er wird immer noch das Sagen haben. (...)
Doch während Rupert dem Ende seiner Herrschaft als einflussreichste Medienfigur, die die Welt je gesehen hat, immer näher kommt, kann er sich der karmischen Ironie nicht entziehen, die sich aus dem Nachfolgestreit seiner Familie ergeben wird, wenn er stirbt: Der Mann, der Premierministern und Präsidenten auf beiden Seiten des Atlantiks zur Macht verholfen hat, wird das Schicksal seines eigenen Familienunternehmens nicht kontrollieren können. (...) Seine Ankündigung unterstreicht nur, wie sehr er hofft, dass das Nachfolgedrama seiner Familie ein Ende findet.»