Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Sonntag

Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Sonntag

«La Stampa»: Feuer rassistisch motivierter Gewalt brennt

ROM: Zu den Unruhen nach dem Tod eines Schwarzen in den USA schreibt die italienische Zeitung «La Stampa» am Sonntag:

«In der globalen Unordnung zur Zeit Covids fehlte nur eines: ein Feuer rassistisch motivierter Gewalt, das im Herzen der größten Demokratie des Planeten brennt. (...) Es sind Szenen, die wir schon zu oft gesehen haben. Selbst zu Barack Obamas Zeiten, nach der «Hinrichtung» des 17-jährigen Trayvon Martin im Februar 2012. Es ist die Lektion, die wir seit den 1960er Jahren mit uns herumtragen. Gewaltlosigkeit zahlt sich aus, Gewalt nicht. (...) Dieses Mal gibt es im Vergleich zur Vergangenheit einen Unterschied, der das Szenario radikal verändert. Donald Trump beobachtet die Unruhen aus den Fenstern und gießt Öl in das Große Amerikanische Feuer. (...) Er lässt die Hunde los, die für die schwarze Gemeinschaft schreckliche Gespenster heraufbeschwören.»


«The Observer»: Trump markiert den starken Mann

LONDON: Die Londoner Sonntagszeitung «The Observer» kommentiert die Proteste in den USA nach dem Tod von George Floyd:

«Während Bürgermeister von Minneapolis bis Atlanta und Portland um die Aufrechterhaltung der Ordnung kämpfen und zurecht jene beschämen, die Floyds Tragödie benutzen, um sich in Diebstahl und Brandstiftung zu ergehen, war Donald Trump hauptsächlich daran interessiert, seiner zumeist weißen Anhängerschaft als starker Mann zu erscheinen. Die Wählerstimmen der Schwarzen kann er im November vergessen.

Viele andere Wählergruppen, darunter die Latinos und die Asiaten, könnten sich ebenfalls vor den Kopf gestoßen fühlen. Die Demonstranten, von denen sich die meisten rechtsgemäß verhielten, kamen aus einem weiten rassischen und ethnischen Spektrum, unter ihnen auch Weiße. Dies war ein multirassischer Protest, der das Beste in Amerika gegenüber dem repräsentierte, was im Effekt ein neuzeitlicher Lynchmord war. (...) Die Proteste werden irgendwann nachlassen. Doch Ungerechtigkeit, Borniertheit und gesellschaftliche Malaise werden erst verschwinden, wenn alle Amerikaner das wollen.»


«NZZ am Sonntag»: Trump gießt Öl ins Feuer

ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung am Sonntag» kommentiert die Amtsführung von US-Präsident Donald Trump in Krisenzeiten:

«Bei der Corona-Epidemie reagierte er zu spät, weil er der Wirtschaft nicht schaden wollte. Und in Minneapolis goß er Öl ins Feuer, indem er mit dem Einsatz von Schusswaffen drohte. In einer solchen Situation hätten die USA eine Integrationsfigur nötig, die das Land beruhigt, eint und gemeinsam mit anderen politischen Akteuren voranbringt. Die Krise scheint bei Trump aber nur das Schlechteste hervorzubringen. Er tut, was er am besten kann: das Land polarisieren, die Menschen gegeneinander aufhetzen und sich neuerdings darüber aufregen, dass Twitter nicht mehr alle seine Lügen und Diffamierungen kommentarlos verbreitet.

Bei den letzten Präsidentschaftswahlen hatte ihm diese Politik genützt. Er denunzierte die Mexikaner und stachelte die Wut derjenigen an, die sich von der politischen Elite benachteiligt fühlten. Hoffentlich geht die Strategie diesmal nicht auf.»

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Leserkommentare

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