Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Sonntag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«Handelsblatt» zu Italien/ Mario Draghi

So weltfremd es auf den ersten Blick erscheinen mag, einen Mann an die Regierungsspitze zu setzen, der immer Karrierebeamter war und noch nie eine Wahlkampfrede gehalten hat - wahrscheinlich kann nur wissenschaftsdominierte Politik die italienische Misere beenden.

Eine Regierung der ökonomischen Vernunft in Rom - das ist vielleicht eine letzte Chance, nicht nur für Italien, sondern auch für Europa.


«La Repubblica»: Republikaner müssen auch an Trump-Wähler denken

ROM: Zum zweiten Freispruch für den republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump in einem Amtsenthebungsverfahren schreibt die italienische Zeitung «La Repubblica» aus Rom am Sonntag:

«Das Thema ist, was mit den 75 Millionen Wählern zu tun ist, die am 3. November Trumps Namen gekreuzt hatten. Unabhängig davon, ob sich dieser für eine erneute Bewerbung im Jahr 2024 entscheidet oder nicht, ist die Rückkehr zur Partei von Mitt Romney und George Bush (...) keine wirklich realistische Option. Mehr noch, eine Amtsenthebung Trumps hätte wahrscheinlich eine Parteispaltung einläuten können oder die Kandidatur des Ex-Präsidenten als Unabhängiger: alles Szenarien, die den Demokraten bei den nächsten Wahlen neue Siege garantiert hätten. Am Ende verlief die zweite Amtsenthebung nicht sehr anders als die erste. Die Zahl der Überläufer von den Republikanern, die für die Verurteilung ihres ehemaligen Präsidenten stimmten, nahm nur geringfügig zu.»


«NZZ am Sonntag»: Gratisgeld zieht Spekulanten an

ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung am Sonntag» kommentiert die Rekordjagd an den Aktienmärkten:

«Man reibt sich verwundert die Augen: Da ächzt die Welt unter einer schrecklichen Pandemie, derweil die Finanzmärkte verrückte Kapriolen schlagen. Die Rekordjagd an der Börse - US-Aktien haben innert Jahresfrist 20 Prozent zugelegt - wäre allein noch kein Alarmsignal. Grund zur Sorge gibt vielmehr das wilde Treiben in einzelnen Branchen: Die Aktien von Cannabis-Herstellern etwa vervielfachten ihren Kurs in wenigen Tagen, nur um darauf wieder abzustürzen. Jüngstes Beispiel sind die phänomenalen Gewinne bei der Kryptowährung Bitcoin. Doch wo verläuft die Grenze zwischen seriösem Investieren und dubioser Spekulation? (...)

Wer am Ende als Verlierer dastehen wird, lässt sich in diesem fiebrigen Geschehen noch nicht beantworten. Frühere Finanzkrisen zeigen aber, dass die Folgen solcher Exzesse meist gravierend sind. Und schon jetzt steht fest, dass die Notenbanken den Anstoß dafür gegeben haben. Ihre Politik des Gratisgeldes ist nicht nachhaltig.»


«Sonntagszeitung»: Verfahren hat unrühmliche Rolle Trumps bekräftigt

ZÜRICH: Die Schweizer «Sonntagszeitung» schreibt zum Freispruch für Donald Trump im Amtsenthebungsverfahren:

«Welche politischen Folgen das zweite Impeachment und der neuerliche Freispruch Donald Trumps haben werden, muss sich erst zeigen. Anders als nach einer Verurteilung können die Demokraten jetzt dem Ex-Präsidenten nicht mit einfacher Senatsmehrheit verbieten, jemals wieder ein öffentliches Amt zu bekleiden. Ohnehin hält es aber eine wachsende Zahl von Beobachtern für unwahrscheinlich, dass Trump 2024 einen zweiten Anlauf auf das Weiße Haus nehmen werde. Das Impeachment hat jedoch bekräftigt, welch unrühmliche Rolle Trump nach seiner Wahlniederlage vom 3. November spielte. (...)

Dass dieser trotz aller Niederlagen vor Gericht die gefährliche Fiktion in Umlauf hielt, das Wahlergebnis könne noch umgestoßen werden, hat Trumps Vermächtnis schwer beschädigt. Darunter leidet nicht nur sein Bild in der Geschichte, sondern auch seine Fähigkeit, die republikanische Partei in die Zukunft zu führen. Sollte es den Demokraten beim zweiten Impeachment darum gegangen sein, dann haben sie ihr Ziel erreicht.»

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Leserkommentare

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