Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Sonntag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«Frankfurter Allgemeine Zeitung» zu FIFA-Präsident Infantino

Infantinos Auftritt und seine Aussage, er fühle sich als Araber, Qatarer und Afrikaner oder auch als schwul, behindert und als Arbeitsmigrant, ist ein weiterer Baustein aus dem Sammelsurium an Anmaßungen und Geschmacklosigkeiten, aus denen die FIFA ihr Fußballtollhaus zimmert.

In diesem Haus sind Auftritte wie dieser kein Zufall, sondern Programm. Illusionen braucht sich niemand zu machen: Es wird so weitergehen. Im kommenden Frühjahr wird Infantino als FIFA-Präsident wiedergewählt werden. Der Deutsche Fußball-Bund geht inzwi-schen in Opposition. Um Glaubwürdigkeit zu entwickeln, muss der mitgliederstärkste Fußballverband der Welt eine Alterna-tive zur FIFA-Megalomanie entwickeln, die Kopf, Hand und Fuß hat. Ansonsten geht das Spiel verloren.


«Süddeutsche Zeitung» zur Weltklimakonferenz

Der Gipfel in Ägypten hat damit vor allem gezeigt, auf welch schwacher Basis die internationale Klimapolitik im Jahr sieben nach dem Pariser Abkommen steht.

Die EU macht sich mit viel (grüner) Energie auf den Weg Richtung Klimaneutralität, die USA stecken Milliarden in eine klimafreundlichere Zukunft - der größte Klimasünder aber diktiert den Fortschritt in der internationalen Politik. Alle Versuche der EU, die Verbündeten Chinas zu spalten, schlugen fehl. Und das, obwohl viele dieser Verbündeten selbst zu denen zählen, die am stärksten unter dem Klimawandel leiden.


«La Repubblica»: Mögliche Annäherung Bidens und Xis zu Ukraine-Krieg

ROM: Zum Verhältnis zwischen den USA und China mit Blick auf den Krieg in der Ukraine schreibt die italienische Zeitung «La Repubblica» aus Rom am Sonntag:

«Der Krieg Wladimir Putins in der Ukraine ist sowohl für Biden als auch für Xi, die beide Überlebende wichtiger Erfolge an der politischen Heimatfront sind, eine gefährliche Wunde, die es zu heilen gilt, um in der internationalen Gemeinschaft wieder Stabilität herzustellen, die Herausforderungen der weltweiten Agenda wieder anzugehen und sich auf lange Sicht dem Kopf-an-Kopf-Duell für die Vorherrschaft in diesem Jahrhundert zu widmen.

Wenn auch durch zutiefst verschiedene Werte getrennt, haben die stabilste Demokratie und die mächtigste Autokratie des Planeten so zum ersten Mal in Bali eine mögliche, wenn auch schwache, aber reale Übereinstimmung an Interessen hinsichtlich der Ukraine gezeigt. Es bleibt abzuwarten, ob es der Diplomatie auf solchen nicht einfachen Voraussetzungen gelingt, einen gemeinsamen Weg zu bauen (...).

Es gibt aber eine weitere Frage: Wie wird Putin auf dieses Szenario, das ihn strategisch schwächen könnte, reagieren? In der Tat kann er entscheiden, die militärische Gewalt gegen die Ukraine zu erhöhen und die Option eines verheerenden globalen Krieges verfolgen oder er kann jenen in Moskau zuhören, die ihm raten, dass der Moment gekommen ist, um sich von den Träumen von Kiew zu verabschieden, um wenigstens den Kreml zu retten.»


«The Observer»: Konservative haben wirtschaftliche Eigentore geschossen

LONDON: Die Londoner Sonntagszeitung «The Observer» kommentiert die wirtschaftliche Lage Großbritanniens:

«Natürlich ist Großbritannien von denselben Rezessionsfaktoren betroffen wie der Rest der Welt: die Covid-Pandemie, gefolgt von den Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine auf die weltweiten Energie- und Lebensmittelpreise. Aber es ist unehrlich, so zu tun, als seien die düsteren Wachstumsaussichten Großbritanniens nur ein Produkt globaler Schocks. Andere Länder haben sich als widerstandsfähiger erwiesen, selbst wenn man die besondere Anfälligkeit der britischen Wirtschaft berücksichtigt. Der Grund dafür sind zwölf Jahre konservativer Wirtschaftspolitik und politischer Instabilität, die das Institute for Fiscal Studies als eine Reihe von «wirtschaftlichen Eigentoren» bezeichnet hat. (...) Der von Boris Johnson vollzogene Brexit hat das Land in doppelter Hinsicht zersetzt. Er hat das Wachstumspotenzial Großbritanniens mittelfristig verringert, und das zu einem Zeitpunkt, an dem das Land sich das kaum leisten konnte.»


«NZZ am Sonntag»: Finanzplatz Schweiz ist bereits Krypto-tauglich

ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung am Sonntag» beschäftigt sich mit den Folgen des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX:

«Die FTX-Pleite stellt einen Wendepunkt dar: Die ersten Käufer von Bitcoin und Co. sahen in Kryptowährungen eine Alternative zum herkömmlichen Finanzsystem. Ihr libertäres Ideal war eine Welt ohne Banken und staatliche Regeln. Das tönt sympathisch, öffnete aber zwielichtigen Figuren Tür und Tor. Die wilden Jahre sind jetzt vorbei. Nun gewinnt ein altmodisches Ideal an Bedeutung: Sicherheit.

Die meisten Anleger wollen ihre Token in der Obhut eines staatlich beaufsichtigten Anbieters wissen. Gleichzeitig ersuchen Kryptofirmen, die in einer rechtlichen Grauzone groß geworden sind, um Einlass ins traditionelle Finanzsystem. Sie möchten reguliert werden. Dafür kämen sie gerne in die Schweiz, wo viel Know-how in Sachen Blockchain vorhanden ist. Im Gegensatz zu anderen Finanzplätzen sind die hiesigen Gesetze bereits Krypto-tauglich. Jetzt gilt es, diese Vorteile auch auszuspielen. Das Zeitfenster dafür ist klein.»

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