Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Sonntag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«The Observer»: Tory-Abgeordnete müssen Truss stoppen

LONDON: Die Londoner Sonntagszeitung «The Observer» kommentiert die Fiskalpolitik der britischen Regierung:

«Das ist es, wohin die ideologische Übernahme der Tory-Partei durch Brexit-Hardliner führen musste. Der Brexit wurde der Öffentlichkeit als ein Weg verkauft, die Kontrolle zurückzuerlangen und die Einwanderung zu reduzieren. Was nicht gesagt wurde, war, dass Verfechter des EU-Austritts wie (Premierministerin Liz) Truss und (Finanzminister Kwasi) Kwarteng den Brexit nutzen wollten, Steuern zu senken und Regulierungen abzubauen, um Großbritannien zu einem lukrativeren Ort für millionenschwere Rentiers und zu einem grausameren Ort für einfache Briten zu machen.

Die Wähler hätten sich dafür niemals freiwillig entschieden. Also haben sie die Öffentlichkeit über ihre wahren Ziele getäuscht und nun setzen sie ihr umgekehrtes Robin-Hood-Programm (den Armen nehmen, den Reichen geben) durch, obwohl sie damit noch nie eine Wahl gewonnen haben. Das ist gefährlich für das britische Volk und für die britische Demokratie. Die einzigen, die sie derzeit aufhalten können, sind die Abgeordneten der Konservativen Partei. Sie müssen handeln, und zwar schnell.»


«NZZ am Sonntag»: Hoffnung auf Machtwechsel im Kreml

ZÜRICH: Zum Krieg Russlands gegen die Ukraine meint die «Neue Zürcher Zeitung am Sonntag»:

«Vielen Mitgliedern der politischen Elite in Russland ist der Krieg im Nachbarland, den Staatschef Wladimir Putin losgetreten hat, nicht geheuer. Alle mögen bei der Feier im Kreml in den Chor der «Russland, Russland!»-Rufe eingestimmt haben, als Putin den durch Scheinreferenden erzwungenen Beitritt von vier weiteren ukrainischen Bezirken unterzeichnet hat. Doch wohin Russlands Reise geht, weiß wohl niemand in der Führungsschicht zu sagen.

Der Krieg scheint nicht mehr gewinnbar, die Armee zu schwach und desorganisiert. Doch ein Zurück gibt es nicht mehr. Putin hat das Land und die Elite an sich gebunden. Scheitert er, reißt er alle mit sich. Aber das wollen natürlich weder die Elite noch die normalen russischen Bürger. Eine Mehrheit möchte laut Umfrage jetzt Friedensverhandlungen. Das ist mit Putin nicht mehr vorstellbar. Er wird den Krieg in der Ukraine weitertreiben, bis Russland erschöpft ist und die Elite im Kreml den Moment für einen Machtwechsel sieht. Der Weg dahin wird fürchterlich sein. Zehn-, vielleicht Hunderttausende werden noch sterben. Man kann nur hoffen, dass die Führungsriege aus reinem Willen zum Selbsterhalt den Mut findet, den Krieg zu stoppen.»

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