Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Samstag

Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Samstag

«24 Tschassa»: Epidemie der Desinformation

SOFIA: Die bulgarische Zeitung «24 Tschassa» schreibt am Samstag zu den Verschwörungstheorien zum Coronavirus und zu ihren möglichen negativen Folgen:

«Sie setzen auf die Neigung des menschlichen Gehirns, einfache Erklärungen für komplizierte Erscheinungen zu finden. Bei Covid-19 stoßen wir alle auf extrem komplizierte Begriffe zum Wesen des Virus, seiner Verbreitung, zu Heilung und Immunitätsaufbau. (...) Wir müssen uns im Klaren sein, dass wir es mit einer sehr ernsten Epidemie zu tun haben und dass ihre Opfer nicht nur diejenigen sind, die vom Virus getroffen wurden, sondern auch die, die wegen Desinformation, die einige irregeführt hat, die Schutzmaßnahmen ignorieren und keine angemessene Behandlung erhalten. Wir sollten deshalb aufpassen, was wir in den sozialen Netzen sagen und teilen.»


«De Telegraaf»: Rutte tritt kräftig auf die Bremse

AMSTERDAM: Zu den Verhandlungen über den EU-Wiederaufbaufonds für die Bewältigung der Corona-Krise heißt es am Samstag in der niederländischen Zeitung «De Telegraaf»:

«Dem Gedanken «Eile mit Weile» folgend, tritt Ministerpräsident Mark Rutte kräftig auf die Bremse. (...) Die EU-Kommission hat einen Wiederaufbaufonds für stark von Corona betroffene Länder in Höhe von 750 Milliarden Euro vorgeschlagen, wobei 500 Milliarden als Zuwendungen fließen und 250 Milliarden als Kredite vergeben werden sollen. Rutte zufolge liegen jedoch die Meinungen über Nutzen und Notwendigkeit davon noch weit auseinander. Er will, dass harte Vorbedingungen gestellt und Reformen von Ländern verlangt werden, die diese Gelder nutzen wollen. Obendrein sollen allein Kredite vergeben werden. Zudem will er, dass die Summe verringert wird und dass genauer erklärt werden muss, was mit diesem Geld geschehen soll.»


«Financial Times»: Boltons Botschaft ist glaubhaft

LONDON: Zum Enthüllungsbuch von Ex-Sicherheitsberater John Bolton über US-Präsident Donald Trump meint die «Financial Times» am Samstag:

«So schlimm es an der Heimatfront auch aussehen mag, die Wähler sollten nicht vergessen, dass Trump für die Außenpolitik der USA einen noch größeren Schock darstellt. Wahrscheinlich war kein anderer Präsident stärker als er darauf erpicht, die enorme Macht seines Landes für seine persönlichen Zwecke einzusetzen. Wenn Trump nicht weiß, dass Finnland souverän ist oder dass Großbritannien Nuklearwaffen besitzt - wie Bolton behauptet -, dann ist das «nur» Inkompetenz. Besorgniserregender ist sein Streben nach Gefälligkeiten aus dem Ausland für sich persönlich. Das schmälert die Glaubwürdigkeit der USA in der Welt. (...)

Man könnte es den vom Coronavirus und von ethnischen Streitigkeiten geplagten Amerikanern nachsehen, wenn sie bei der Präsidentenwahl in diesem Jahr eher nach innen schauen. Boltons Buch offeriert einige Gründe für die Überlegung, was insgesamt auf dem Spiel steht. Republikaner haben zwar recht, wenn sie zu verstehen geben, dieser Botschafter sei mit Makeln behaftet. Seine Botschaft hingegen ist nur allzu glaubhaft.»


«NZZ»: Neustart wäre die beste Lösung

ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung» kommentiert am Samstag die Verwicklung des Dax-Konzerns Wirecard in einen Bilanzskandal:

«Im Prinzip muss der gesamte vierköpfige Vorstand des DAX-Konzerns mittelfristig gehen. Das Gleiche gilt für den fünfköpfigen Aufsichtsrat. Sie alle haben nicht genau genug hingeschaut oder nicht genügend eindringlich Fragen gestellt. Diese Mannschaft hat das Vertrauen der Stakeholder verloren. Bestenfalls könnte noch der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Eichelmann, der erst 2019 bestellt worden ist, die Aufräumarbeiten fortführen. Da einige Banken aufgrund der verschobenen Bilanzpräsentation nun die Möglichkeit haben, der Firma die Kredite zu kündigen, ist Wirecard zum Insolvenz- und Übernahmekandidaten geworden. Letzteres wäre wohl die beste Lösung, um einen Neustart zu orchestrieren.»


«De Standaard»: Steuereinnahmen für existenzielle Bedürfnisse nutzen

BRÜSSEL: Die belgische Zeitung «De Standaard» plädiert am Samstag angesichts der Corona-Krise für eine Umverteilung von Steuereinnahmen zugunsten des Gesundheitswesens:

«Die Steuern müssen für existenzielle Bedürfnisse verwendet werden, anstatt, wie es viel zu oft der Fall ist, in Richtung Ballast zu fließen. Eine gute Gesundheitsversorgung mit motivierten Mitarbeitern ist so ein wesentliches Bedürfnis. (...) Darum also weg mit der Ineffizienz in den Verwaltungen, die von zu viel und zu komplizierten Regulierungen und vom Verzetteln herkommt. Weg mit den Subventionen für Bildungsurlaub, um das Blumenarrangieren zu lernen, mit den Subventionen für Baumkuschler oder anderen Segnungen durch eine manchmal recht verhätschelnde Regierung. Weg mit ineffizienten Unternehmenssubventionen. Weg mit der höchsten Anzahl von Ministern pro Einwohner. Wer unsere Regierungen durchforstet, von den Bundes- bis hin zu den Lokalregierungen, wird noch mehr Ballast finden. Diese Übung sollte garantieren, dass ausreichend Geld in das Gesundheitswesen fließt, das ganz bestimmt zu den Kernaufgaben der Regierung gehört.»

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Leserkommentare

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