Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Samstag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«NZZ»: Kernkraft hat einen frischen Blick verdient

ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung» plädiert am Samstag dafür, den Ausstieg aus der Kernkraft zu verschieben:

«Es ist keine Frage: Soll die Dekarbonisierung auch im Verkehr und im Wärmesektor gelingen, braucht es künftig nicht weniger, sondern mehr Strom, und dieser sollte möglichst nicht mehr aus fossilen Energieträgern stammen. Wenn man nun vor allem auf Wind und Sonne setzt, wird Elektrizität für Konsumenten und Unternehmen viel teurer als nötig, weil deren Stromerzeugung stark schwankend ist.

Betreiber bestehender Kernkraftwerke sollten diese deshalb so lange wie von der Sicherheit her möglich laufen lassen können. In vielen Fällen werden das sechzig Jahre sein, zuweilen auch achtzig Jahre. Deutschland hat sich dieser Möglichkeit jedoch bereits beraubt - ein kapitaler Fehler. (...)

Der möglichst rasche Ausstieg aus der Kernenergie ist keine gute Politik, sondern scheint angesichts der gewaltigen Herausforderung des Klimawandels zunehmend rückwärtsgewandt. Es gilt vielmehr, Vor- und Nachteile der Kernkraft neu abzuwägen. Sie hat einen frischen Blick verdient.»


«Tages-Anzeiger»: Cyberwaffen-Export kontrollieren

ZÜRICH: Zur Überwachungssoftware Pegasus des israelischen Anbieters NSO heißt es am Samstag im Zürcher «Tages-Anzeiger»:

«Jeder Vorsprung des Staates vor der digital hochgerüsteten organisierten Kriminalität und weltweit vernetzten Terroristen ist begrüßenswert. Software wie Pegasus ist dafür fraglos eine schlagkräftige Waffe. In den falschen Händen aber wird sie, wie alle Waffen, zur großen Gefahr. Wer jederzeit weiß, mit wem der andere spricht, wen er trifft, wo er ist, was er liest, wen er liebt, wem er schreibt, woran er glaubt - der kann jeden ausschalten, der seiner Meinung nach das Falsche liest, glaubt und schreibt.

Auf diese unerhörte Weise erlangtes Wissen kann dazu dienen, oppositionelle Politiker zu erpressen, kritische Journalistinnen kaltzustellen oder Menschenrechtsaktivisten mundtot zu machen - wenn es beim Mundtotmachen bleibt. Das sind meistens die Ziele von Trojanern wie Pegasus, wenn sie gegen die Regeln verwendet werden - und diese Regeln überdies nicht einmal jemand überwacht. Eine Cyberwaffenexportkontrolle mit internationalen Gesetzen und Strafen hat die Staatengemeinschaft bis heute nicht zustande gebracht. Es wird höchste Zeit.»


«De Standaard»: Laschet hat eine Chance verpasst

BRÜSSEL: Zu den Wahlchancen des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet nach seinen Auftritten im Hochwassergebiet meint die belgische Zeitung «De Standaard» am Samstag:

«Laschet hat eine einmalige Chance verpasst. Der Hamburger Politiker Helmut Schmidt machte während des Hochwassers 1962 einen so guten Eindruck, dass er dort den Grundstein für seine Kanzlerschaft legte. Gerhard Schröder - im Wasser stehend - kippte beim Desaster 2002 die schlechten Umfragewerte für die nächsten Wahlen und konnte Kanzler bleiben. Nicht so Armin Laschet. Umfragen nach der Flut zeigen, dass nur jeder vierte Deutsche den christdemokratischen Kanzlerkandidaten für einen guten Krisenmanager hält.

Die Zeit zwischen den schweren Überschwemmungen und den Wahlen Ende September ist wahrscheinlich zu kurz, als dass Laschet seine peinlichen Auftritte vergessen machen könnte. Viele Menschen werden noch kein neues Dach über dem Kopf haben, und Gewerbetreibende werden wohl noch nicht wieder arbeiten, wenn sie zur Wahl gehen müssen. Der Juli könnte der Monat sein, in dem Laschet den Kampf um die Kanzlerschaft verlor.»

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