Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Samstag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«La Repubblica»: Zoll-Einigung mit den USA hat ihren Preis

ROM: Zur vorläufigen Aussetzung von Strafzöllen im Handel zwischen der EU und den USA schreibt die italienische Zeitung «La Repubblica» aus Rom am Samstag:

«Die Aussetzung von nur vier Monaten sollte nicht falsch interpretiert werden. Die Mitteilung des Weißen Hauses zeigt, was das Ziel ist. (...) Das heißt, dass die vier Monate dazu dienen sollen, eine endgültige Einigung zu erzielen. (...) Es gilt jedoch zu beachten, dass die Beziehung zu Brüssel keinen Sonderstatus besitzt. Als Zeichen für die alte Vorzugsbeziehung zu London war 24 Stunden zuvor eine ähnliche Vereinbarung mit der Regierung von Boris Johnson (...) bekanntgegeben worden. Das Friedensangebot, das (Joe) Biden den Europäern machte, war erwartet worden und ist keine Geste, die es umsonst gibt. Die neue Handelsbeauftragte des Weißen Hauses, Katherine Tai, erklärte schon zum Zeitpunkt ihrer Ernennung, sie wolle den sofortigen Frieden mit den Europäern. Tai fügte hinzu, dass die Biden-Regierung mit den Europäern eine gemeinsame Strategie vereinbaren wolle - an vielen Fronten vom Handel bis zu den Investitionen (...), um die chinesische Expansion einzudämmen. Auf diesem Gebiet mangelt es in Brüssel, in Berlin und in anderen Hauptstädten nicht an Widerstand.»


«La Vanguardia»: Ostern letztes Opfer auf der langen Pandemiereise

MADRID: Die in Barcelona erscheinende spanische Zeitung «La Vanguardia» kommentiert am Samstag die Diskussion über den Zeitpunkt von Lockerungen der Corona-Maßnahmen vor Ostern:

«Corona ist aus den Pflegeheimen verschwunden. In Katalonien haben die Impfungen die Neuinfektionen und Todesfälle in den Wohnheimen auf Null gebracht. Dies zeigt, was möglich ist, wenn Impfstoffe den Rest der Bevölkerung erreichen. Angesichts so vieler negativer Nachrichten ist es wichtig, sich diese Trendwende bewusst zu machen. Aber die Gefahr einer vierten Infektionswelle ist nicht völlig gebannt. Dass Deutschland und Frankreich die strengen Beschränkungen aufrechterhalten, zeigt, dass sie sich immer noch nicht sicher fühlen, und es ist gut, dass auch wir dies berücksichtigen.

Die Ankündigung der Regierung, das Reiseverbot zwischen den Regionen Spaniens auch in der Osterwoche beizubehalten, scheint vernünftig. Der Wunsch, Freunde oder Familie zu treffen oder einfach nur die Freude am Reisen zu genießen, wächst, aber wir müssen warten. Um es ganz klar auszudrücken: Ostern könnte das letzte Urlaubsopfer auf dieser langen Pandemiereise sein. Wenn die Impfstoffe eintreffen, kann man sich auf den Sommer freuen. Aber dafür müssen wir jetzt noch ganz vorsichtig zu sein.»


«The Times»: Palast sollte nicht auf Harrys und Meghans Kritik reagieren

LONDON: Die Londoner «Times» kommentiert am Samstag das umstrittene Interview der US-Moderatorin Oprah Winfrey mit Prinz Harry und seiner Frau Meghan:

«Es hat sich ein transatlantischer Riss innerhalb der königlichen Familie aufgetan. In den USA gibt es eine starke Unterstützung für die Sussexes und die weit verbreitete Auffassung, dass Meghan nicht allein ein Opfer engherziger Vorurteile, sondern auch von Rassismus ist. (...)

Die Monarchie spielt eine unschätzbare Rolle bei der Förderung des nationalen Zusammenhalts, doch sie kann diese Aufgabe nur in dem Maße erfüllen, in dem die königliche Familie von der Öffentlichkeit respektiert wird. Für den Palast - und insbesondere für (den Thronfolger Prinz) Charles und (dessen Sohn und Harrys Bruder Prinz) William - wäre es am gescheitesten zu warten, dass der Sturm vorüberzieht, und nicht auf Harrys und Meghans Kritik zu reagieren. Das wäre hart und es mag unfair wirken. Doch die Bewahrung der Monarchie in einem Zeitalter des Pluralismus ist ein Ziel, das anzustreben sich lohnt.»


«Tages-Anzeiger»: Sanktionen gegen China notwendig

ZÜRICH: Der Zürcher «Tages-Anzeiger» kommentiert am Samstag den Umgang Pekings mit der Minderheit der Uiguren in der nordwestlichen Region Xinjiang:

«Forscher, Menschenrechtsaktivisten und Journalisten haben Umfang und Absicht der chinesischen Xinjiang-Politik ausführlich dokumentiert. Es sind Massnahmen, die laut UNO-Konvention gegen Völkermord unter Strafe stehen, wenn sie mit der Absicht durchgeführt werden, eine ethnische Gruppe zu zerstören. (...)

Seit die USA Sanktionen verhängt haben, sind Firmen bereit, bei ihren Lieferketten genauer hinzusehen. Die EU könnte Sanktionen gegen Schlüsselfiguren ins Visier nehmen. Bisher hatte China aus Europa wenig zu befürchten. Im Gegenteil, im Dezember belohnte die EU Peking noch mit einem Investitionsabkommen.

Die nächste Katastrophe droht im Februar 2022. Dann will China die Olympischen Winterspiele in Peking eröffnen. Rund 2700 Kilometer entfernt von der «grausamen Behandlung der Rechte von Minderheiten», wie Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, sollen Sportler um Goldmedaillen kämpfen. Das darf nicht passieren.»

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