«The Irish Times»: Willkommene Würdigung für humanitären Einsatz
DUBLIN: Zum Friedensnobelpreis für das Welternährungsprogramm meint die irische Tageszeitung «Irish Times» am Samstag:
«Die Kontrolle über die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln wird nur allzu oft zu einer Kriegswaffe. Dabei wird die Aushungerung von Menschen, die in der Falle sitzen, als legitimes Mittel angesehen, um sie zum Aufgeben zu zwingen. Das ist es jedoch keineswegs. Es ist ein Kriegsverbrechen. Die Verleihung des Friedensnobelpreises an das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen ist eine willkommene Würdigung der Arbeit dieser weltweit größten humanitären Organisation für Nahrungsmittelsicherheit und die Bekämpfung von Hunger als ein Friedensprojekt.»
«La Repubblica»: USA trotz allem größter Geldgeber des WFP
ROM: Zum Friedensnobelpreis an das Welternährungsprogramm WFP schreibt die italienische Zeitung «La Repubblica» am Samstag:
«Das WFP versorgte fünf Millionen Flüchtlinge des Kriegs in Syrien und Opfer der Politik von (Machthaber Baschar al-) Assad mit Lebensmitteln. Es half zwanzig Millionen Jemeniten. Es ist sogar an einem Hilfsplan für Nordkorea beteiligt, wo das kommunistische Regime von Kim Jong Un in Raketen investiert, einen großen Teil der Bürger jedoch unterernährt lässt. Der Südsudan und die Demokratische Republik Kongo sind weitere heikle Regionen, in denen das WFP aktiv und unverzichtbar ist.
Das Nobelkomitee betonte, dass solche Institutionen in einer Zeit des Unilateralismus unter Beschuss stehen. Donald Trump ist ein erklärter Feind der Vereinten Nationen, aber ein Blick auf die Konten dieses Programms zeigt einige Überraschungen. Die USA bleiben mit 6,3 Milliarden Dollar oder 43 Prozent des Gesamtetats bei weitem der größte Geldgeber. An zweiter Stelle steht Deutschland, das fast eine Milliarde zum WFP-Haushalt beiträgt. China gibt nur vier Millionen.»
«de Volkskrant»: Wahl des Preisträgers brüskiert keine Großmacht
AMSTERDAM: Die niederländische Zeitung «de Volkskrant» kommentiert am Samstag die Verleihung des Friedensnobelpreises an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP):
«Nicht jedes Jahr werden Menschen vom Kaliber eines Martin Luther King, Andrej Sacharow oder Nelson Mandela angeboten. Das norwegische Nobelkomitee scheint jedoch wenig Anstrengungen zu unternehmen, um diese Knappheit an persönlichem Mut zu kaschieren.
Der prestigeträchtige Friedenspreis wurde in den vergangenen zehn Jahren viermal an eine Organisation verliehen. Nach der Europäischen Union, der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) und der Internationalen Kampagne für die Abschaffung der Kernwaffen (ICAN) ist dieses Jahr das Welternährungsprogramm (WFP) an der Reihe. Nach Ansicht des Nobelkomitees mag das WFP zum Kampf gegen den Hunger und für Stabilität und Frieden beigetragen haben, aber die Entscheidung scheint auch dem Wunsch zu entspringen, keine der Großmächte zu brüskieren.»
«NZZ»: Nobelpreis ruft Hunger in Erinnerung
ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung» kommentiert am Samstag die Verleihung des Friedensnobelpreises an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP):
«Die jüngsten Prognosen gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren vor allem in Afrika die Zahl der Unterernährten und Hungernden zunehmen wird.(...)
Wie gut das WFP für diese Herausforderungen gewappnet ist, bleibt abzuwarten. Seit Jahren kämpft die Organisation mit grösser werdenden Finanzierungslücken; zwar stiegen jüngst auch die finanziellen Zuwendungen verschiedener Geberstaaten - aber weniger rasch als benötigt. Die zum Teil dramatischen Appelle verschiedener Uno-Organisationen in den letzten Monaten, die finanzielle Unterstützung zur Verhinderung des schlimmsten Leids deutlich zu erhöhen, verhallten mehrheitlich. (...)
Es ist deshalb kaum ein Zufall, dass die Begründung des Nobelkomitees für die Wahl des diesjährigen Preisträgers mit einem Appell endet: «Die Arbeit des Welternährungsprogramms zum Wohle der Menschheit ist ein Bestreben, das alle Nationen der Welt unterstützen und fördern sollten.»»
«Tages-Anzeiger»: Arbeit des Welternährungsprogramms nicht verklären
ZÜRICH: Der Zürcher «Tages-Anzeiger» kommentiert am Samstag die Verleihung des Friedensnobelpreises an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP):
«Die Bedeutung dieser Arbeit ist unbestritten; globale Nothilfe beweist Mitmenschlichkeit, sie ist Ausweis einer humanen Gesinnung, die globale Anerkennung verdient. Nur sollte man das WFP auch nicht einseitig verklären. Denn seine Arbeit löst nicht nur Probleme, sie schafft auch viele neue. Zum Beispiel dort, wo Nothilfe jahrelang geleistet wird und niemand mehr das Bedürfnis verspürt, daran etwas zu ändern, weil sich alle bestens eingerichtet haben mit dem WFP. (...)
In jedem Fall gibt es einige gute Gründe, die Rolle des WFP als universeller Friedensbringer anzuzweifeln. Wer argumentiert wie das Nobelkomitee, wird der desaströsen Dynamik von Kriegen kaum gerecht, in denen Hunger als eine besonders hässliche und wirksame Waffe zum Einsatz kommt. Das WFP kann sie nicht aushebeln. Vielmehr sind Nothelfer häufig Teil der Kalkulation von Kriegstreibern und können sich dem kaum entziehen.»