Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Samstag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«Berliner Morgenpost» zu Kontrollen an Bahnhöfen

Es soll ein starkes Signal an diejenigen senden, die die Statistik von Messerangriffen weiter in die Höhe treiben könnten: Am Wochenende gilt an vier Berliner Bahnhöfen ein Verbot für das Mitführen von gefährlichen Gegenständen, wie Messer, Schraubenzieher oder Reizgas.

Die Bundespolizei darf durchsuchen, wer ihr verdächtig erscheint. Angesichts der Zunahme von Gewalt, vor allem unter Jugendlichen, ist das ein verständlicher Reflex. Doch Kontrollen sind das eine, Prävention das andere: Im Nachgang der Silvesterereignisse wurde gefragt, wie die Polizei auch für problematische Jugendliche wieder zum Freund und Helfer werden kann. Ob dies durch solche präventiven Kontrollen gelingt, bleibt fraglich. Prävention muss deutlich weitergedacht werden - und Ver- statt Misstrauen schaffen.


«NRC»: Der Mensch ist Ursache und Lösung für den Klimawandel

AMSTERDAM: Die niederländische Zeitung «NRC» kommentiert am Samstag die Warnungen des Weltklimarates (IPCC) vor einer weiteren Erderwärmung:

«Es besteht ein globaler Konsens über den Ernst der Lage, und es gibt einen Plan: die Klimaziele, denen alle UN-Mitgliedstaaten zugestimmt haben. Aber die Maßnahmen greifen zu kurz. «Wir gehen, obwohl wir sprinten sollten», sagte der Vorsitzende des IPCC, Hoesung Lee. Der IPCC warnt unmissverständlich, dass sich Menschen und Ökosysteme den zerstörerischen Auswirkungen der globalen Erwärmung nicht länger entziehen können. Diejenigen, die jetzt zur Welt kommen, werden die Schäden an den Ökosystemen unmittelbar erleben und in weitaus größerem Ausmaß von extremen Wetterereignissen betroffen sein, als dies heute der Fall ist. (...)

In allen Formulierungen, die der IPCC wählt, steckt ein Aufruf zum Handeln. Es gibt keinen Raum für Resignation, Niedergeschlagenheit oder Zurückhaltung. Wenn jedes Dezimalprozent zusätzlicher Erwärmung katastrophale Folgen hat, kommt es auf jeden Schritt an. Nicht aufgeben, es ist noch möglich, etwas zu unternehmen, sagt der IPCC. Der Mensch ist die Ursache und das Opfer des Klimawandels, aber auch die Lösung.»


«The Times»: Macron sollte an Rentenreform festhalten

LONDON: Die Londoner «Times» kommentiert am Samstag die Absage des Staatsbesuchs des britischen Königs Charles III. in Frankreich:

«Paris war ein naheliegendes Ziel für den ersten Staatsbesuch von Charles III. als Monarch. Doch auf Beschluss der französischen Regierung wurde der für Sonntag geplante Besuch aufgrund von Protesten gegen die Regierung von Präsident Macron verschoben. Das wird für den König eine herbe Enttäuschung sein. Vor allem aber ist dies ein schwerer Schlag für die Autorität von Macron, ein Eingeständnis der weit verbreiteten Unzufriedenheit mit seiner Politik und einer daraus folgenden Bedrohung der öffentlichen Ordnung. Es ist jedoch eine vernünftige Entscheidung. Die politischen Kosten sollten den französischen Präsidenten nicht davon abhalten, an seiner wichtigsten politischen Maßnahme festzuhalten, nämlich der Reform des sklerotischen Sozialsystems durch die Anhebung des Rentenalters von 62 auf 64 Jahre.»


«Tages-Anzeiger»: Der Verdi-Chef will wiedergewählt werden

ZÜRICH: Zum angekündigten bundesweiten Verkehrsstreik heißt es am Samstag im Schweizer «Tages-Anzeiger»:

«Konservative Stimmen kritisieren, schleichend entwickelten sich die Arbeitskämpfe in Deutschland hin zu «französischen Verhältnissen»: Im Nachbarland ist es üblich, dass Gewerkschaften mit dem Mittel des Generalstreiks auch für allgemeine politische Forderungen kämpfen. Das deutsche Streikrecht ist viel enger gefasst und erlaubt Arbeitsniederlegungen nur als letztes Mittel in konkreten Lohnverhandlungen. Entsprechend liegt bislang auch die Zahl der Streiktage in Deutschland erheblich tiefer.

Konservative Stimmen in der Politik und Unternehmensverbände rufen nun bereits dazu auf, das Streikrecht künftig weiter einzuschränken. Fachleute weisen darauf hin, dass Gewerkschaften mit solchen öffentlichen Machtdemonstrationen gerne auch für sich selbst werben. Verdi hat in den letzten Jahren viele Mitglieder verloren, nach jeder Streikwelle traten aber Tausende wieder ein. Frank Werneke, der Chef von Verdi, will im September wiedergewählt werden. Viele Neueintritte und ein fetter Lohnabschluss im öffentlichen Dienst würden ihm bestimmt dabei helfen.»

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Leserkommentare

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