Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Montag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«Frankfurter Rundschau» zu Söder und die Kanzlerkandidatur

Markus Söder könnte triumphieren.

Die CDU hat einen neuen Parteivorsitzenden, und in Umfragen gilt der Bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef als aussichtsreichster Kanzlerkandidat der Unionsparteien. Söder reagiert aber zurückhaltend. Umfragewerte seien volatil und daher nicht das wesentliche Kriterium für die Kanzlerkandidatur, sagt er. Und auch von einer anderen Last befreit er den neuen CDU-Vorsitzenden: Die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz im März, die für die CDU nicht unbedingt positiv ausgehen dürften, werde für die K-Frage nicht ausschlaggebend sein. Bei einem neuen Trainer könne nicht das erste Spiel der Maßstab sein. Es sieht also so aus, als würde Söder Laschet den Weg ebnen. Er hat immer betont, sein Platz sei in Bayern. Vielleicht hat er das ernst gemeint, vielleicht ist er ein Stratege: Die Union muss damit rechnen, dass ohne Angela Merkel die Wählerzustimmung einbricht. Da sind die nächsten Wahlen in Bayern eine erfolgversprechendere Sache.


«Frankfurter Allgemeine Zeitung» zu Corona-Schnelltests

(...) sollte die Politik endlich den zweiten Trumpf ausspielen, (...) die Möglichkeit für jedermann, sich einem Corona-Schnelltest zu unterziehen, und das von eigener Hand.

Die dauerhafte Allgemeinverfügbarkeit dieser Tests würde nicht alle Beschränkungen überflüssig machen. Aber weil viel mehr Infizierte erkannt würden, ehe sie das Virus weiterverbreiten könnten, würde sich das Infektionsgeschehen schneller verlangsamen, als selbst von Optimisten erwartet. Nicht zu unterschätzen ist auch die doppelte psychologische Dimension dieser Möglichkeit: Sie wäre nicht nur eine Ermächtigung der Bürger, selbst dazu beizutragen, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Schnelltests ermöglichten es auch, langsam, aber sicher die schmerzlich vermisste Unbefangenheit im privaten wie im beruflichen Umgang miteinander wiederzugewinnen.


«Münchner Merkur» zu Corona-Gipfel

Die Woche beginnt mit guten Nachrichten: Erstmals seit dem Herbst scheint in Deutschland der Trend zu immer höheren Infektionszahlen gestoppt.

Die Maßnahmen wirken also. Eines jedenfalls geht nicht: Jetzt, da die Lage in den Intensivstationen sich endlich bessert und die Inzidenzen sinken, einfach abermals die Begründung zu wechseln und den Lockdown erneut zu verschärfen - nun eben unter Hinweis auf die drohende Briten-Mutation. Die Bürger brauchen ein Stück Verlässlichkeit. Dass wir noch eine Weile auf Sicht fahren müssen, wissen die Menschen, auch ohne dass man ihnen den Zeigefinger täglich drohend unter die Nase hält. Wichtiger wäre es, dass die Politik endlich das Impfchaos in den Griff bekommt. Israel macht vor, wie es geht.


«Diena»: Idee gut, Ausführung mangelhaft

RIGA: Lettlands Regierung hat die Einrichtung einer zentralen Impfkoordinationsstelle beschlossen, die für die landesweiten Corona-Massenimpfungen zuständig sein soll. Dazu meint die lettische liberale Tageszeitung «Diena» am Montag:

«Dass wirklich jemand ein Projekt auf dieser Ebene koordinieren muss und dementsprechend für den Erfolg oder Misserfolg des Prozesses verantwortlich sein, ist mehr als klar. Besonders angesichts der Konsequenzen der gegenwärtigen kollektiven Verantwortung - oder genauer gesagt: Verantwortungslosigkeit - der Regierung. Doch hat das neue Gremium bereits vor seiner Geburt einen eher negativen Ruf - sowohl aufgrund des hastigen und halbgeheimen Entscheidungsprozesses als auch der extrem kurzen Bewerbungsfrist für Kandidaten. Und auch aufgrund der Tatsache, dass die vorgesehenen Gehälter fast des Gehaltsniveau des Ministerpräsidenten erreichen - was bei weitem die Entlohnung vieler Mediziner übersteigt. Dafür sind auch die verschiedenen emotionalen Zuschreibungen keine Entschuldigung, mit denen die Mitglieder der Regierung versuchen, dem Gremium eine entscheidende Bedeutung für die Zukunft Lettlands zuzuweisen.»


«Pravda»: Israel nimmt das Impfen am meisten ernst

BRATISLAVA: Die linksliberale slowakische Tageszeitung «Pravda» erklärt am Montag, warum die Corona-Impfungen in Israel viel schneller ablaufen als in anderen Ländern:

«Warum gelingt das Impfen in Israel so schnell? Das hat auch mit dem Charakter des Staates zu tun, denn Israel ist die weltweite Nummer eins in Gesundheitsprävention. Darum wusste die Regierung (von Ministerpräsident Benjamin) Netanjahu sicher, dass selbst der Kauf von dreifach überteuerten Impfstoffen in Wahrheit eine großartige Investition ist.

Eine weitere Tatsache ist, dass Israel gelernt hat und gewohnt ist, in Krisenlagen blitzartig zu handeln; das hat mit der langen Terror- und Kriegserfahrung zu tun. So impft man jetzt praktisch nonstop, und das nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in Zelten, die Soldaten aufstellten. Schließlich geht es um Menschenleben.»


«Financial Times»: Europa ist ohne Merz als Anführer besser dran

LONDON: Die britische «Financial Times» kommentiert am Montag den knappen Sieg Armin Laschets gegen Friedrich Merz bei der Wahl des neuen CDU-Vorsitzenden:

«Die CDU und Deutschland - und tatsächlich auch Europa - sind besser dran ohne Merz als Anführer. Seine wirtschaftlichen und sozialen Ansichten stammen aus einer anderen Ära. Obwohl er weitgehend pro-europäisch ist, hätte eine von Merz geführte Wahlkampagne, bei der strenge fiskalische und geldpolitische Ansichten entfaltet würden, um Wähler der euroskeptischen nationalistischen AfD zurückzugewinnen, nichts Gutes bedeutet.

Der frankophile Laschet könnte Merkels vorsichtigen pro-europäischen Kurs fortsetzen und möglicherweise die angespannten französisch-deutschen Beziehungen wiederbeleben. Doch zuerst muss Laschet sich das Vertrauen seiner Partei und des Landes verdienen. Er hat am Samstag eine unbequeme Wahrheit ausgesprochen: Viele Deutsche fühlen sich vor allem zu Angela Merkel und erst danach zur CDU hingezogen. Ohne sie sind der Erfolg der Partei und sein Erfolg keineswegs sicher.»


«Hospodarske noviny»: Politik braucht Brückenbauer

PRAG: Zur Wahl des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet zum neuen CDU-Vorsitzenden schreibt die liberale Wirtschaftszeitung «Hospodarske noviny» aus Tschechien am Montag:

«Mit dieser Wahl haben die deutschen Christdemokraten bewiesen, dass sie sich nicht von der aktuellen politischen Mode haben anstecken lassen, den lautstärksten Bewerber zu wählen, nur um sich damit in einer immer stärker polarisierten Welt Gehör zu verschaffen. Diese eskalierende Spaltung der Gesellschaft hat in vielen Staaten die Bekämpfung der Corona-Pandemie und der tiefen wirtschaftlichen Krise behindert. Daher ist die Fähigkeit, Brücken zu bauen, in diesen Zeiten die wichtigste Eigenschaft eines politischen Anführers. Wie das in der Praxis funktionieren wird, können wir von Mittwoch an in den Vereinigten Staaten beobachten. Dort tritt (mit Joe Biden) ein neuer Präsident sein Amt an, der im Laufe seiner Karriere die Gräben eher zugeschüttet als vertieft hat.»


«de Volkskrant»: Laschet wird Kanzlerkandidatur nicht einfach abgeben

AMSTERDAM: Die niederländische Zeitung «de Volkskrant» beschäftigt sich am Montag mit den Chancen des neuen CDU-Vorsitzenden Armin Laschet auf die Kanzlerkandidatur:

«Ob Laschet auch Kanzlerkandidat wird, hängt unter anderem von der Entwicklung der Corona-Pandemie, den Ergebnissen seiner Partei bei den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sowie davon ab, wie viel Lärm die benachteiligten Partei-Konservativen in den kommenden Wochen veranstalten. Und von den Ambitionen seiner Konkurrenten. (...)

Doch es ist auch gut denkbar, dass Laschet nach dem bislang größten politischen Sieg seines Lebens das Podium nicht einfach so anderen überlässt. Darauf deutet die Geste vom Samstag in Richtung seines Rivalen Friedrich Merz hin, dem er eine wichtige Position versprach. Denn Laschet weiß, dass er die größte Chance hat, regieren zu können, wenn er den konservativen Flügel integriert.»


«Sme»: Nawalnys Rückkehr ist mehrfach riskant

BRATISLAVA: Die liberale slowakische Tageszeitung «Sme» rätselt am Montag, warum der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny nach Moskau zurückgekehrt ist:

«Die Rückkehr Nawalnys nach Russland ist nicht zu verstehen. Nicht nur, weil er gleich vom Flughafen ins Gefängnis eskortiert wurde. Das ließe sich noch als extreme Spekulation so erklären, dass er damit seine Reputation als Märtyrer verstärken will, der sich nicht scheut, in die Höhle des Löwen, also (des russischen Präsidenten) Putins, zurückzukehren und für sein Volk zu kämpfen.

Doch Nawalny kehrt in ein Land zurück, dessen Führung versucht hat, ihn durch Gift für immer zum Schweigen zu bringen. (...) Die Theorie, dass sich gerade wegen der dadurch hervorgerufenen internationalen Aufmerksamkeit der Kreml nicht erlauben wird, ihm nochmals nach dem Leben zu trachten, ist äußerst trügerisch. Wer würde riskieren, das zu testen? So spielt Nawalny mit seiner Rückkehr sogar noch Putins Propaganda in die Hände, die behaupten kann, ihm drohe nichts und das wisse er genau.»


«Lidove noviny»: Fortsetzung der Ära Merkel ohne Merkel

PRAG: Zur Wahl Armin Laschets zum neuen CDU-Vorsitzenden schreibt die konservative Zeitung «Lidove noviny» aus Tschechien am Montag:

«Charakteristisch für die Ära Merkel sind große Koalitionen, die es bis dahin nur ausnahmsweise gab. Wird diese Linie fortgeführt, wenn Angela Merkel nicht mehr Bundeskanzlerin sein wird? Sicherlich haben die großen Koalitionen Deutschland besser durch verschiedene Erschütterungen wie die Finanz-, Migrations- und Corona-Krise geführt als andere Regierungen in anderen Ländern. Doch zugleich haben sie scharfe Debatten verhindert und die Opposition an den Rand gedrängt. Wenn Friedrich Merz den Kampf um die CDU-Spitze gewonnen hätte, dann hätte er diesen Trend unterbrechen und die Christdemokraten zum Erbe Helmut Kohls zurückführen können. Der Sieger und neue Parteivorsitzende Armin Laschet verkörpert indes eher eine Fortsetzung des «Merkelismus» ohne Merkel, also ein Festhalten am Status quo.»


«Jyllands-Posten»: Laschet ist wie Merkel Gegenbild zu Trump

AARHUS: Die rechtsliberale dänische Tageszeitung «Jyllands-Posten» (Aarhus) kommentiert am Montag die Wahl von Armin Laschet zum neuen CDU-Vorsitzenden:

«Angela Merkel tritt bald nach 16 Jahren als Bundeskanzlerin ab, aber mit der Wahl von Armin Laschet zum neuen CDU-Vorsitzenden wird sie ihre Partei gelassen von der Seitenlinie verfolgen können. Die deutsche Politik wird weiter von der Mitte aus gesteuert werden, Europa wird immer noch sehr großgeschrieben, der Ton gedämpft sein. Keine zu scharfen Kanten und gar keine Polarisierung. Konsens ist König. Laschet ist natürlich er selbst, etwas jünger, aber in Stil, Erscheinungsbild und politischer Weltanschauung ist er eine Art Klon von Merkel. «Keine Experimente» ist weiter topmodern in der deutschen Politik. Wenn Angela Merkel das Gegenbild von Donald Trump ist, dann ist es Laschet ebenso. Deutschland wird voraussagbar und vertrauenswürdig sein.»


«De Tijd»: Merz sorgt für Streit in der CDU

BRÜSSEL: Zur Wahl Armin Laschets zum CDU-Vorsitzenden meint die belgische Zeitung «De Tijd» am Montag:

«Laschet muss zunächst einmal in die Fußstapfen von Angela Merkel treten. Und das ist keine einfache Aufgabe. Nach 16 Jahren Kanzlerschaft hat sie der deutschen und europäischen Politik wie niemand sonst ihren Stempel aufgedrückt. Laschet ist der Merkel-Linie durchaus stets treu gefolgt. Der derzeitige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen ist ein typischer offenherziger Vertreter der politischen Mitte, der stärker an Konrad Adenauer und Helmut Kohl anschließt als Angela Merkel. Das rheinische Modell ist bei dem Rheinländer in guten Händen.

Die Frage ist nur, ob das auch jeder noch haben möchte. Friedrich Merz, der den rechten Flügel der Partei repräsentiert, unterlag nur knapp. Gleich nach seinem Glückwunsch (an Laschet) kam er mit der Forderung nach einem Platz im Regierungskabinett. Das ist nicht allein eine unmögliche Forderung, sondern auch der Auftakt zu einem Streit innerhalb der CDU.»


«Nesawissimaja Gaseta»: Nebulöse Aussichten für Nord Stream 2

MOSKAU: Zur geplanten Fertigstellung der Ostseepipeline Nord Stream 2 schreibt die Moskauer Tageszeitung «Nesawissimaja Gaseta» am Montag:

«Der von Präsident Wladimir Putin für Anfang dieses Jahres versprochene Fertigbau von Nord Stream 2 wird wohl kaum gelingen. (...) Die dänischen Behörden haben zwar den Plan bestätigt, dass in ihren Gewässern vom 15. Januar an mit dem Weiterbau begonnen werden kann. Passiert ist aber nichts. Die Schiffe für die Verlegung der Rohrleitungen haben die Region verlassen, ohne auch nur orientierungsweise Fristen für eine Wiederaufnahme der Bauarbeiten zu nennen. (...) Die russischen Beamten haben allem Anschein nach die technischen Probleme und die Auswirkungen der US-Sanktionen unterschätzt. Die amerikanischen Strafmaßnahmen wirken sich stärker aus, als russische Beamte das erwartet haben. Die Ostseepipeline ist zu einem Langzeit-Bauprojekt mit nebulösen Perspektiven geworden.»


«Rzeczpospolita»: Aber beim nächsten Mal wird Putin es bereuen

WARSCHAU: Zur Festnahme des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny bei seiner Rückkehr nach Moskau schreibt die konservative polnische Zeitung «Rzeczpospolita» am Montag:

«Die Art, wie der Kreml jetzt mit Nawalny umgeht, ist wichtig. Aber wesentlich wichtiger ist, was er dann mit ihm anstellen wird, wenn im Westen das publizistische Wettrennen darum beendet ist, wer am lautesten seine Empörung über die Festnahme des wichtigsten russischen Oppositionspolitikers kundtut und wer am lautesten schreit, dass Putin nun wirklich alle Grenzen überschritten hat und man ihm nicht verzeihen darf.

Bislang hat man ihm praktisch alles verziehen. Man hat dem Kreml ein mörderisches Spektakel mit Chemiewaffen verziehen, dessen positiver Teil - die Wiederauferstehung Nawalnys - in Berlin spielte. Deutschlands Regierung zierte sich etwas, bevor sie die Genehmigung zur Wiederaufnahme des Baus der Ostseepipeline Nord Stream 2 gab. Der Kreml hat genau verstanden: Mit Nawalny kann er machen, was er will. Nur besser nicht jetzt, denn es sind noch ein paar Rohre zu verlegen. Wenn der Bau beendet ist und Milliardengeschäfte für viele Jahre abgeschlossen sind, dann sagen wir es Putin ganz direkt: «Beim nächsten Mal könnten Sie es wirklich bereuen.»»


«La Repubblica»: Italien muss frei und mit Vertrauen handeln können

ROM: Vor der geplanten Vertrauensabstimmungen im italienischen Parlament und angesichts der Probleme, vor denen Italien derzeit steht, schreibt die italienische Zeitung «La Repubblica» aus Rom am Montag:

«Es fehlt ein Bewusstsein für das System. Die derzeitige Lage erfordert eindeutig eine solide Regierung und eine Opposition, die sie kontrolliert und anspornt, um ein freies demokratisches Spiel zu garantieren, das nicht mit dem Virus infiziert ist, und in der das allgemeine Interesse in einer extrem gefährlichen Phase nachempfunden wird, und aus der sich ein Wendepunkt ergeben kann: Denn gerade jetzt kommen zwei außergewöhnliche Ressourcen auf den Markt, der Impfstoff gegen Corona, der seit Monaten erwartet wurde, und der EU-Wiederaufbaufonds mit außergewöhnlichen Finanzinstrumenten.

Der Augenblick ist daher entscheidend, und es ist unerlässlich, dass das politische Aufgebot wirksam, frei und mit Vertrauen arbeiten kann, um diese beiden Möglichkeiten nicht zu vergeuden, was sonst auch die Hoffnungen der Bürger zunichtemachen würde. In einer Krise ohne Stimmmehrheit passiert genau das Gegenteil, was zum Risiko führt, das Land politisch im Dunkeln zu lassen. Nicht nur das: Während die alles umspannende Pandemie den Rechten Platz einräumt, schwächt die Krise die Pro-Europäer, und gleichzeitig verliert die andere Hälfte des Feldes, nämlich diejenigen, die die Verantwortung haben, das Land zu führen, an Stärke.»


«El País»: Zusammenbruch des Trumpismus

MADRID: Die spanische Zeitung «El País» kommentiert am Montag die Lage Donald Trumps vor dem Ende seiner Amtszeit:

«Amerika wird der Rechtsbrecher (Donald Trump) unangenehmen, es ignoriert den Ruinierten und straft den Verlierer mit Missachtung. Entmutigt treten seine geplagten Minister und hohen Beamten zurück. Zehn Kongressabgeordnete seiner Partei sind für seine Amtsenthebung. Die Kongressabgeordnete Liz Cheney macht ihn für den «größten Verrat eines Präsidenten» verantwortlich. Und die Militärführung sprach sich gegen den Putsch in einer Erklärung aus, mit der sie ihre Verachtung für den Angriff auf das Kapitol wegen «Verstoßes gegen die Rechtsstaatlichkeit» und als Ausdruck von «Gewalt, Aufruhr oder Aufstand» ausdrückten. Straftaten, die mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden können.

Trumps Konten bei sozialen Plattformen werden blockiert und ihm nahe stehende Medien wie der TV-Sender Fox demütigen ihn. Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. So ergeht es Regimen, die von einer einzelnen Person dominiert wurden. Sie sind nicht von Dauer. Aus ihrer Hinterlassenschaft, aus den mit ihnen verbundenen Interessen und Loyalitäten erwächst kein Zukunftsprojekt, sobald der Führer fehlt.»


«Kommersant»: Neuer CDU-Chef Laschet für Moskau die beste Wahl

MOSKAU: Zur Wahl des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet zum neuen CDU-Vorsitzenden schreibt die Moskauer Tageszeitung «Kommersant» am Montag.

«Der neue Parteivorsitzende wird als energischer, positiver und lächelnder Mensch charakterisiert. (...) Aber diese ganzen positiven Eigenschaften garantieren Herrn Laschet überhaupt nicht den direkten Weg zum Sitz des Kanzlers. Diesmal gibt es mindestens einen starken Konkurrenten - Bayerns charismatischen, harten und ambitionierten Ministerpräsidenten Markus Söder. (...)

Für Moskau ist die Wahl Laschets im Vergleich zu den beiden anderen Kandidaten die beste überhaupt. Nicht nur, weil mehr als 1000 Unternehmen seines Bundeslandes wirtschaftliche Verbindungen mit Russland haben.

Armin Laschet hat sich vor allem nicht nur einmal für die Notwendigkeit eines Dialogs mit Russland ausgesprochen. Das unterscheidet ihn von Norbert Röttgen, der ein scharfer Kritiker der russischen Politik ist, und von Herrn Merz, der der transatlantischen Zusammenarbeit den Vorrang gibt.»


«Magyar Nemzet»: In Deutschland beginnt die Merkel-Ära ohne Merkel

BUDAPEST: Über die Wahl Armin Laschets zum Vorsitzenden der CDU schreibt die regierungsnahe Budapester Tageszeitung «Magyar Nemzet» in einem Kommentar am Montag:

«Die jeweilige Berliner Staatsführung ist sich über die Rolle Deutschlands in Europa im Klaren. Sie weiß, dass das, was für Europa gut ist, für Deutschland gut ist. (...) Man hat es dort mit Großmeistern der Kompromisssuche zu tun, den Ausbau pragmatischer Beziehungen hält man dort hoch in Ehren, sei es in Bezug auf die USA, China, Russland oder Ungarn. (...) Mit Laschet dürfte in Deutschland eine Merkel-Ära ohne Merkel kommen, zusammen mit deren kühlem Pragmatismus, Berechenbarkeit und Unaufgeregtheit. Von Ungarn aus besehen hätte es auch schlechter kommen können. Die minimalen Windstöße in den bilateralen Beziehungen wuchsen sich nie zu tobenden Stürmen aus, weil dies in niemandes Interesse lag. Nicht einmal in dem der (wegen ihres Umgangs mit der Flüchtlingskrise 2015) viel gescholtenen Angela Merkel.»


«New York Times»: Faire Konfrontation Putins mit Nawalny an Wahlurne

NEW YORK: Zur Festnahme des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny bei seiner Rückkehr nach Russland am Sonntagabend schreibt die «New York Times»:

«Herr Nawalny wusste, dass er festgenommen würde, weil er zuvor mehrfach festgenommen worden war. Repression ist der einzige Weg, den Herr Putin kennt. Doch er ist auch dabei zu begreifen, dass in der Ära der Sozialen Medien jede Festnahme aufgrund erfundener Vorwürfe nur die Anhängerschaft von Herrn Nawalny mehrt und seine (Nawalnys) Anklage gegen die Korruption der russischen Machthaber verstärkt.(...)

Wenn Herr Putin sich entscheidet, Herrn Nawalny ins Gefängnis zu bringen, wird er einen gefeierten politischen Häftling in seiner Hand haben. Wenn er Herrn Nawalny freilässt, wird er seinen Leutnants und Anhängern gegenüber schwach erscheinen und unter ständigem Beschuss der von Nawalny geführten Opposition stehen. Die Option, die Putin wohl am wenigsten in Betracht ziehen wird, wäre eine offene und faire Konfrontation mit Nawalny an der Wahlurne, etwa bei den im September anstehenden Parlamentswahlen.»


«Der Standard»: Weiter Lockdown in Österreich

WIEN: Über die Verlängerung des Lockdowns in Österreich, den Bundeskanzler Sebastian Kurz verkündete, schreibt «Der Standard» am Montag in Wien:

«Niemand will mehr, alle ächzen. Trotzdem verkündete Kurz die Verlängerung des Lockdowns auf 100 Tage. Was danach passiert, steht in den Sternen, beziehungsweise in den Prognosen und Berechnungen der Experten. Es bleibt also alles geschlossen, die Maßnahmen werden zum Teil verschärft. Der Regierungschef fürchtet wohl zu Recht, dass viele pandemiemüde Menschen diesem Schritt nicht mehr folgen wollen, auch wenn er angesichts der Entwicklung der Neuinfektionen und der Virusmutationen alternativlos ist - und wahrscheinlich nicht der letzte Lockdown bleibt. (...)

Erstmals nannte Kurz eine Inzidenz von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner als die Richtschnur künftigen Handelns. Auch hier schwenkt er - wenngleich sichtbar zögernd - auf den Kurs von Angela Merkel ein, die für Deutschland längst vorgegeben hat: Das ist das Ziel, das wir erreichen müssen. Danach können wir die Covid-Schutzmaßnahmen lockern. Vernünftig ist dieser Weg allemal, denn die Zahl ist für alle nachvollziehbar und gibt den Menschen (hoffentlich) den nötigen Ansporn, um den längeren Lockdown und darüber hinaus durchzuhalten. Ob das gelingt, wird auch davon abhängen, wie streng die Maßnahmen kontrolliert und sanktioniert werden - und als wie gerecht sie im Detail empfunden werden.»

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.