SASSNITZ: Ungewöhnlich viele tote Kegelrobben sind zuletzt an der deutschen Ostseeküste aufgetaucht. Die Suche nach der Ursache läuft. Am Wochenende kam ein weiterer Fall hinzu.
Die Serie von Funden toter Kegelrobben an der deutschen Ostseeküste setzt sich fort. Am Samstag sei von der Insel Rügen erneut eine tote Kegelrobbe gemeldet worden, sagte die Kuratorin für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum in Stralsund, Judith Denkinger.
Es handle sich um den 27. derartigen Fund in der Region seit Anfang Oktober. Die Häufung sei ungewöhnlich. «Auf jeden Fall. Das ohne Zweifel.» Das Tier sei am Strand zwischen Sassnitz und Mukran gefunden worden. Zuvor hatten Medien über den neuerlichen Fund berichtet.
Es stelle sich die Frage, wieso so viele Tiere auf einmal verendeten, sagte Denkinger. Jedes der Tiere solle untersucht werden. Drei seien bereits durch das Meeresmuseum untersucht worden. Sie wiesen laut Denkinger Spuren von Ertrinken auf.
Es sei denkbar, dass sich Tiere in Reusen verfangen und ertrinken. In der Nähe des neuerlich gefundenen Tieres soll sich eine Reuse befunden haben. Auch zuvor waren Tiere früheren Angaben zufolge in der Nähe einer Reuse gefunden worden.
Das Meeresmuseum und das Biosphärenreservat Südost-Rügen hat früheren Angaben zufolge Anzeige gegen unbekannt erstattet. Die Wasserschutzpolizei bestätigte den Eingang einer Anzeige wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.
Bislang keine Hinweise etwa auf Krankheiten
Nach Aussage Denkingers waren die bislang untersuchten Tiere gesund. Tests etwa auf Vogelgrippe, mit der sich auch Robben anstecken können, seien negativ ausgefallen. Andernorts sei bisher keine entsprechende Häufung gemeldet worden - etwa von der polnischen Küste oder der Insel Greifswalder Oie, wo sich die meisten Tiere in der Region aufhielten.
In der Ostsee sind die Kegelrobben im 20. Jahrhundert fast ausgerottet worden. Nach Schutzmaßnahmen ist der Bestand zuletzt wieder gewachsen. Laut Denkinger erreichte er in der Region in den Jahren 2022 und 2021 einen Höhepunkt. An der Küste Mecklenburg-Vorpommerns leben schätzungsweise 300 bis 400 Tiere.
Noch in dieser Woche sollten weitere zehn Tiere seziert werden. Hinzu kämen weitere Analysen. Spätestens bis zum Jahresende sollten alle Ergebnisse vorliegen. Laut Denkinger ist der Beifang in Netzen weltweit eine der wichtigsten Todesursachen für die Tiere. Der Kontakt mit Netzen sei aber wegen des Fells schwer nachzuweisen. Spuren bildeten sich dadurch weniger ab.