Zahl der Virusfälle übersteigt 70.000

USA holen Bürger ab

Foto: epa/Stringer
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PEKING/YOKOHAMA/SIHANOUKVILLE (dpa) - Die USA fliegen Hunderte von US-Passagieren des Kreuzfahrtschiffes «Diamond Princess» in Japan aus. Nach der Entdeckung einer Infektion von der «Westerdam» gibt es neue Sorgen um Deutsche.

Die Zahl der Infektionen mit dem neuen Coronavirus hat in China 70.000 überstiegen. Mit 105 neuen Todesfällen innerhalb eines Tages sind bis Montag 1.770 Todesfälle zu beklagen, wie die Gesundheitskommission in Peking mitteilte. Die nachgewiesenen Ansteckungen nahmen um 2.048 zu und erreichten 70.548. Besonders schwer ist in Zentralchina die 60 Millionen Einwohner zählende Provinz Hubei mit der Metropole Wuhan betroffen. In der weitgehend abgeschotteten Krisenregion sind allein rund 58.000 Infektionen und 1.696 Todesfälle durch das Sars-CoV-2 genannte Virus bestätigt. Experten befürchten auch eine hohe Dunkelziffer.

Nach der Entdeckung einer Infektion unter den Passagieren des Kreuzfahrtschiffs «Westerdam», die zum Teil schon in Kambodscha an Land gegangen waren, sind nach Angaben der Reederei bislang zumindest keine Symptome der Covid-19 genannten Lungenkrankheit aufgetreten. Allerdings gibt es eine Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen, bis sich Symptome zeigen, und Infizierte können dann auch schon ansteckend sein. Zuvor war eine 83-jährige Amerikanerin bei der Weiterreise in Malaysia positiv getestet und ins Krankenhaus gebracht, wie die malaysische Gesundheitsbehörde mitteilte.

Unter den Reisenden waren laut Reederei 57 Deutsche. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sind noch einige an Bord der «Westerdam», während andere bereits die Heimreise angetreten haben. Die Gäste, die bereits nach Hause gereist seien, würden von ihren örtlichen Gesundheitsbehörden kontaktiert, teilte die Holland America Line mit. Die US-Passagierin Christina Kerby schrieb bei Twitter, die Reisenden, die im Hotel in Pnomh Penh seien, würden getestet. Mehrere Länder hatten dem Schiff aus Angst vor dem Virus das Einlaufen untersagt. Erst Kambodscha stimmte dem schließlich zu.

Nach der Verbreitung des Virus auf dem seit zwei Wochen im Hafen von Yokohama unter Quarantäne stehenden Kreuzfahrtschiff holten die USA Hunderte - nicht infizierte - Landsleute von Bord der «Diamond Princess» aus Japan ab. Zwei gecharterte Flugzeuge hoben am Montag vom Tokioter Flughafen Haneda ab. Bislang sind 355 Fälle des Erregers unter den Menschen von Bord bestätigt. Unter ihnen sind auch zwei Deutsche. Von den rund 400 US-Passagieren waren 44 positiv getestet worden. Die Infizierten wurden in örtliche Krankenhäuser gebracht.

Die USA ließen ihre Landsleute in der Nacht mit Fahrzeugen des japanischen Militärs aus dem Hafengelände in Yokohama holen. Die Fahrer trugen dabei Schutzanzüge. Die Betroffenen sollen 14 Tage auf US-Militärstützpunkten in Kalifornien und in Texas in Quarantäne. Wer auf dem Flug Symptome entwickeln sollte, werde noch im Flugzeug von anderen getrennt und in den USA in spezielle Einrichtungen gebracht, sagte der Direktor des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten in den USA, Anthony Fauci, dem TV-Sender CBS.

Auch Kanada, Hongkong und Israel bereiten sich nach japanischen Medienberichten vor, ihre eigenen Landsleute von Bord des Schiffes in Japan zurückzuholen. Gegenwärtig befinden sich noch rund 3.000 Menschen auf dem Kreuzfahrtschiff. Außer den zwei infizierten Deutschen sind noch acht andere Bundesbürger an Bord.

Unterdessen setzte Japan seine Rückholaktionen von Staatsbürgern und Angehörigen aus der schwer von dem Virus heimgesuchten Stadt Wuhan in Zentralchina fort. Eine fünfte Chartermaschine der japanischen Regierung landete mit 36 Landsleuten und 29 ihrer chinesischen Familienmitglieder auf Tokios Flughafen Haneda. Japan hatte zuvor bereits 763 Landsleute aus Wuhan ausgeflogen.

Mit einem Fahrverbot für privaten Autoverkehr waren in der ohnehin weitgehend von der Außenwelt abgeschotteten Krisenregion am Vortag neue radikale Beschränkungen der Bewegungsfreiheit der Menschen erlassen worden. In Städten der Provinz dürfen nur noch Dienst- und Notfallfahrzeuge sowie Transporte mit Waren des täglichen Bedarfs auf die Straßen. Ende Januar waren bereits Flüge, Zugverbindungen und Fernbusse eingestellt worden.

Während die Zahl der Infektionen und Todesfälle durch das neue Coronavirus in China weiter steigt, hat sich am Wochenende die Lage in Deutschland entspannt. Im pfälzischen Germersheim endete am Sonntag die Quarantäne für rund 120 China-Rückkehrer. In Bayern wurden Corona-Patienten als geheilt entlassen. Frankreich meldete hingegen den ersten Todesfall durch die neue Lungenkrankheit Covid-19 in Europa. Der chinesische Tourist, ein 80-Jähriger aus der Provinz Hubei, erlag der Krankheit in einer Pariser Klinik.

Außerhalb Festland-Chinas sind damit fünf Patienten gestorben. Mehr als 700 Virusfälle wurden in mehr als zwei Dutzend Ländern entdeckt worden - die meisten in Japan wegen des Kreuzfahrtschiffes.


Risiken für Konjunktur und Autoindustrie durch Coronavirus

FRANKFURT/MAIN (dpa) - Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in China steigt. Produktionsanlagen stehen teilweise still. Das kann die globale Konjunktur in Mitleidenschaft ziehen.

Die Sorge um die Weltwirtschaft wächst angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in China. Einer Studie zufolge könnte das Virus der globalen Autoindustrie empfindlich schaden. Die Deutsche Bundesbank sieht Risiken für die deutsche Konjunktur. Nach Einschätzung des Chefs des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr werden die Schäden «überproportional größer» mit jedem Tag, an dem die Produktionsanlagen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt stillstehen. Hersteller in Deutschland und anderen Ländern seien auf chinesische Vorleistungen angewiesen, die Vorräte reichten nicht ewig, sagte Felbermayr dem «Handelsblatt» (Montag).

Ein vorübergehender Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage in China könnte den deutschen Export dämpfen, erläuterte die Deutsche Bundesbank im aktuellen Monatsbericht. China ist ein wichtiger Markt für Waren «Made in Germany». Zugleich werden dort zahlreiche Produkte hergestellt - auch für die Weiterverarbeitung in anderen Ländern. Durch die Sicherheitsvorkehrungen wegen des Virus könnten einige globale Wertschöpfungsketten beeinträchtigt werden, hieß es im Monatsbericht. «Lieferengpässe in einzelnen Branchen hierzulande wären die Folge», schrieben die Bundesbank-Experten.

Aus Sicht des RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hängen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Epidemie davon ab, wie lange die Produktion in China behindert wird. «Nach unserer Schätzung könnte das Wirtschaftswachstum in China im ersten Quartal um etwa 2,5 Prozentpunkte gedämpft werden», sagte Konjunkturexperte Roland Döhrn der dpa. Im Vergleich zum Vorjahr läge es dann nur zwischen drei und vier Prozent statt wie erwartet bei sechs Prozent. «Diese Entwicklung wird sich auch in Deutschland bemerkbar machen, insbesondere durch geringere Exporte und eine stockende Lieferung von Vorprodukten durch chinesische Zulieferer», erläuterte Döhrn.

Einer Studie zufolge könnte das Sars-CoV-2 genannte Virus der globalen Autoindustrie empfindlich schaden. Allein in der besonders betroffenen chinesischen Provinz Hubei würden an gut einem Dutzend Standorten fast zwei Millionen Autos pro Jahr gefertigt, heißt es in der Analyse der Beratungsgesellschaft BCG. Das seien etwa acht Prozent der Fahrzeugproduktion Chinas.

Das neuartige Coronavirus habe schon viele Branchen in Mitleidenschaft gezogen, heißt es der Studie der Boston Consulting Group (BCG). «Aber die Autoindustrie sticht hervor als eine, die die Auswirkungen schnell und tief spürt angesichts der entscheidenden Rolle Chinas.» So sei das Land der größte Absatzmarkt für Neuwagen und zugleich wichtiger Standort für Hersteller und Zulieferer. «Die Autoindustrie wird lokal und rund um den Globus betroffen sein», schreiben die Berater mit Blick auf gestörte Lieferketten.

Für deutsche Hersteller wie Mercedes-Benz, Audi, BMW, Volkswagen und Porsche ist China der wichtigste Markt. Bei VW steht die Volksrepublik für gut 40 Prozent der Auslieferungen. Und bei der Umstellung auf Elektro-Autos sind die Konzerne auf Batteriezellen aus China angewiesen. Auch US-Hersteller sind von Fernost abhängig: GM verkaufe mehr Autos in China als in den USA, so BCG.

Die neuartige Lungenkrankheit hat schon die deutschen Autokonzerne getroffen. So hatte BMW wegen des Coronavirus die chinesischen Neujahrsferien an seinem weltgrößten Standort in der Millionenstadt Shenyang verlängert.

Volkswagen musste die Produktionsaufnahme wegen der Epidemie teils weiter verschieben. Die Fertigung in den Werken des Gemeinschaftsunternehmens mit Shanghai Automotive (SAIC) solle erst am 24. Februar statt an diesem Montag wieder aufgenommen werden, erklärte der Konzern. Grund seien Probleme in den Lieferketten und der Logistik sowie nur begrenzte Reisemöglichkeiten für Mitarbeiter. Die anderen Werke, die mit Hersteller First Automotive Works betrieben werden, hätten zum Teil die Produktion wieder aufgenommen oder dürften «in den kommenden Tagen» alle wieder laufen, hieß es.

Die Chemieindustrie spürt bislang «kaum Auswirkungen» für die Branche in Deutschland. In China aber hätten deutsche Chemiefirmen schon die Produktion gedrosselt, so der Branchenverband VCI. Die Nachfrage in der Volksrepublik sei gesunken, und Wertschöpfungsketten seien beeinträchtigt. «Mit jedem weiteren Tag, den die Corona-Epidemie andauert, vergrößert sich das Risiko negativer Folgen für die globale Wirtschaft», warnte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup.


Gericht zwingt Russin nach Flucht wieder in Coronavirus-Quarantäne

ST. PETERSBURG (dpa) - Eine Frau, die im nordrussischen St. Petersburg aus der Coronavirus-Quarantäne ausgebrochen war, ist per Gerichtsentscheid zurück in die Klinik zwangseingewiesen worden. Sie wurde am Montag gegen ihren Willen mit einem Krankenwagen direkt vom Gerichtsgebäude zur Isolierstation gebracht, wie lokale Medien berichteten. Die Maßnahme galt lediglich bis Mittwoch.

Die 32-Jährige hatte vor anderthalb Wochen in der Klinik das elektronische Schloss einer Tür geknackt und war aus dem Gebäude geflohen. Die Chefärztin hatte daraufhin das Gericht eingeschaltet. Russische Medien sprachen von einer beispiellosen Entscheidung, weil niemand gegen seinen Willen in Quarantäne gestellt werden dürfe. In dem Gerichtssaal trug niemand eine Schutzmaske.

Die Frau hatte nach einer China-Reise über Halsschmerzen geklagt. Obwohl bei ihr nach eigenen Angaben kein Sars-CoV-2 festgestellt wurde, sollte sie vorsorglich zwei Wochen zur Beobachtung in der Klinik bleiben, um mögliche Ansteckungen zu vermeiden.

Die russischen Behörden sind wegen der Ausbreitung der neuen Lungenkrankheit Covid-19 im Nachbarland China nervös. In Russland sind bislang zwei Fälle nachgewiesen worden. Die russische Verbraucherschutzbehörde teilte am Montag mit, dass im äußersten Osten des Landes mehr als 500 Chinesen unter ärztlicher Beobachtung stünden.


Zwei Flugzeuge mit Kreuzfahrtpassagieren in USA gelandet

FAIRFIELD (dpa) - Die Quarantäne auf dem Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» ist für viele amerikanische Urlauber vorbei - geht aber für sie auf einer Militärbasis in den USA weiter. Zu den Rückkehren gehören auch Menschen, bei denen das Virus Sars-CoV-2 bereits nachgewiesen ist.

Hunderte US-Passagiere des in Japan wegen des Coronavirus Sars-CoV-2 unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes «Diamond Princess» sind in ihre Heimat ausgeflogen worden. Zwei von der US-Regierung bereitgestellte Charterflugzeuge hoben vom Tokioter Flughafen Haneda ab und landeten in der Nacht zum Montag (Ortszeit) auf US-Militärstützpunkten in Kalifornien und Texas, wie der Nachrichtensender Fox News berichtete. Das US-Außenministerium hatte mehr als 300 US-Bürgern, die sich noch auf dem Kreuzfahrtschiff befanden, eine freiwillige Rückreise angeboten. Die Rückkehrer sollen nun für 14 Tage in Quarantäne kommen.

Unter den zurückgebrachten Passagieren seien auch 14 Menschen, die in den vergangenen zwei bis drei Tagen positiv auf das Coronavirus getestet worden seien, hatten zuvor das US-Außenministerium und das Gesundheitsministerium in einer gemeinsamen Erklärung mitgeteilt. Sie saßen demnach isoliert von den anderen Passagieren und sollen nun in geeignete Einrichtungen zur weiteren Behandlung gebracht werden. Dasselbe gelte auch für Menschen, die während des Rückflugs Symptome entwickelt hätten, hieß es in der Erklärung weiter.

Unklar war Fox News zufolge, in welcher der beiden Maschinen die 14 Infizierten ausgeflogen wurden. Der Sender CBS SF berichtete, sie hätten sich in dem Flugzeug befunden, das am Sonntag kurz vor Mitternacht (Ortszeit) auf dem kalifornischen Luftwaffenstützpunkt Travis nahe Fairfield nordöstlich von San Francisco gelandet sei.

An Bord der «Diamond Princess» hatten sich anfangs rund 400 US-Bürger befunden. 44 waren positiv getestet und in Japan in örtliche Krankenhäuser gebracht worden. Das Schiff liegt seit zwei Wochen im Hafen der Stadt Yokohama nahe Tokio. Nach derzeitigem Stand haben bisher rund 20 der Infizierten von Bord schwerere Covid-19-Symptome entwickelt.

In den Vereinigten Staaten wurden laut der Gesundheitsbehörde CDC bisher 15 Infektionen mit Sars-CoV-2 nachgewiesen. Nach Angaben des Weißen Hauses haben die USA neben ihren Quarantäne-Zentren die Untersuchungseinrichtungen an fünf Flughäfen mit den meisten Gästen aus Wuhan in China erweitert. Auch Maßnahmen an 20 weiteren Einreiseorten seien gesteigert worden.

In einer weiterhin geltenden Mitteilung von Ende Januar auf der Internetseite des Weißen Hauses warnt die US-Regierung bei einer Ausbreitung vor schwerwiegenden Folgen für Sicherheit und Wirtschaft des Landes: «Die CDC verfügt zusammen mit den staatlichen und lokalen Gesundheitsämtern über begrenzte Ressourcen, und das öffentliche Gesundheitssystem könnte überfordert sein, wenn in den USA eine anhaltende Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch erfolgt.»


Absage für 38.000 Läufer des Tokio-Marathons

TOKIO (dpa) - Wegen der Gefahren durch das neuartige Coronavirus dürfen nur rund 200 Elite-Athleten am traditionellen Tokio-Marathon teilnehmen. Ursprünglich waren 38.000 Läufer für den Wettkampf im Vorfeld der Olympischen Spiele im Sommer in der japanischen Hauptstadt erwartet worden. Doch aus Sorge um das in China ausgebrochene Sars-CoV-2 genannte Virus dürfen Amateure nun am 1. März nicht teilnehmen, wie die Organisatoren am Montag bekanntgaben.

Man entschuldige sich bei den Betroffenen, «aber diese Restriktionen sind nötig», sagte Tokios Gouverneurin Yuriko Koike. Japan, wo inzwischen mehr als 510 Fälle des neuen Erregers bestätigt sind, davon 454 auf einem im benachbarten Yokohama unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiff, versucht ein halbes Jahr vor Olympia eine Ausbreitung zu verhindern.

Der Tokio-Marathon ist zugleich ein Qualifikations-Wettkampf für die vom 24. Juli bis zum 9. August geplanten Spiele. Das Feld der Top-Athleten umfasst 176 Läufer und 30 Rollstuhl-Athleten. Japan will ungeachtet der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus wie geplant die Spiele austragen. Der Chef des japanischen Olympischen Komitees, Yoshiro Mori, bekräftigte kürzlich bei einem Treffen mit dem Internationalen Olympischen Komitee in Tokio, dass die Planung für die Spiele nicht durch die neue Lungenkrankheit Covid-19 beeinträchtigt werde. «Ich möchte noch einmal klarstellen, dass eine Absage oder Verschiebung der Tokio-Spiele nicht erwogen wurden».


Kasinos in Macao dürfen wieder öffnen

MACAO (dpa)- Nach einer zweiwöchigen Zwangspause wegen des Coronavirus Sars-CoV-2 dürfen die Kasinos im Glücksspiel-Eldorado Macao bald wieder öffnen. Wie die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungsregion am Montag mitteilte, sollen die Kasinos ab Donnerstag wieder schrittweise den Betrieb aufnehmen dürfen. Mit der Schließung der Kasinos hatte die Stadt vorübergehend seine wichtigste Einnahmequelle verloren. Die Umsätze der Glücksspielindustrie in der ehemaligen portugiesischen Enklave sind größer als in Las Vegas. Vor allem viele Chinesen reisen über die Grenze nach Macao, um dort zu spielen. Portugal gab Macao 1999 an China zurück. Seither wird das Territorium wie Hongkong nach dem Grundsatz «ein Land, zwei Systeme» unter chinesischer Souveränität autonom in seinen eigenen Grenzen regiert.


Epidemie soll sich erst Ende April stabilisieren - 1886 neue Fälle

PEKING (dpa) - Es ist eine düstere Prognose: Der Chef von Chinas Expertenkommission rechnet mit einer Stabilisierung der Epidemie erst zu Ende April. Die Zahl der Ansteckungen und Toten steigt. Auch die Automesse fällt aus.

Die Epidemie mit der neuen Lungenkrankheit in China wird sich nach Einschätzung eines führenden chinesischen Experten möglicherweise erst Ende April stabilisieren. «Das ist eine sehr grobe Schätzung», sagte Professor Zhong Nanshan, der Chef der Expertengruppe der chinesischen Regierung, in einem Video von einer Schalte mit Medizinern aus der Südprovinz Guangdong, über das die Zeitung «Nanfang Dushibao» (Southern Metropolis Daily) am Dienstag berichtete.

Mit einem Höhepunkt des Ausbruchs im ganzen Land sei voraussichtlich bis Ende Februar zu rechnen. «Den Höchststand zu erreichen, bedeutet aber nicht den Wendepunkt», mahnte der renommierte Mediziner zur Vorsicht. Er sagte allerdings, dass die radikalen Maßnahmen in China zur Eindämmung des Sars-CoV-2 genannten neuen Coronavirus wirkten.

Durch die jetzt laufende Rückreisewelle von Wanderarbeitern nach den wegen des Virus verlängerten Ferien zum chinesischen Neujahrsfest erwarte er «möglicherweise keinen großen Anstieg». Es seien sehr strenge Maßnahmen zur Kontrolle der Reiseströme ergriffen worden, sagte Zhong Nanshan in dem Dienstag im Internet veröffentlichten Video von der Konferenzschalte am Vortag.

Innerhalb eines Tages kletterte die Zahl der neu nachgewiesenen Infektionen bis Dienstag erneut um 1886. Die Zahl der Ansteckungen erreichte insgesamt 72 436, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Auch waren weitere 98 Tote zu beklagen. An der Covid-19 genannten neuartigen Lungenkrankheit sind in Festland-China damit schon insgesamt 1868 Patienten gestorben. Die meisten Fälle werden in Zentralchina in der schwer betroffenen Provinz Hubei gezählt.

Zum ersten Mal ist auch ein Krankenhauschef der neuen Lungenkrankheit zum Opfer gefallen. Liu Zhiming, der Direktor des Wuchang Hospitals in Hubeis Provinzhauptstadt Wuhan, sei Montag gestorben, berichtete die Nachrichtenagentur China News. Ein Medizinerkollege berichtete demnach, der Chefarzt sei in gutem Gesundheitszustand gewesen und hätte selbst nicht erwartet, dass er an der Covid-19 genannten Lungenkrankheit sterben würde. Am Freitag war schon eine 59-jährige Krankenschwester desselben Hospitals an dem Virus gestorben.

Im Kampf gegen das Virus haben sich bislang schon mehr als 1700 Ärzte und Pflegekräfte angesteckt. Bis Ende vergangener Woche waren mindestens sechs Helfer daran gestorben, wie das Staatsfernsehen CCTV berichtet hatte. Der überwiegende Teil der Betroffenen war demnach in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei im Einsatz, in deren Hauptstadt Wuhan das Virus ausgebrochen war.

Wegen der Epidemie wird auch die internationale Automesse im April in Peking verschoben. Wie die Veranstalter mitteilten, sei die Entscheidung getroffen worden, «um die Gesundheit und Sicherheit der Aussteller und Teilnehmer zu gewährleisten». Die wichtigste Messe auf dem weltgrößten Automarkt sollte eigentlich vom 21. bis 30. April in der chinesischen Hauptstadt abgehalten werden. Wann die Ausstellung nachgeholt werden soll, blieb offen.

Apple wird wegen des Coronavirus-Ausbruchs in China die erst wenige Wochen alte Umsatzprognose für das laufende Quartal verfehlen. Bei iPhones gebe es Lieferengpässe, weil die Produktion in China langsamer hochgefahren werde als geplant, teilte der Konzern mit. Zudem sei der Absatz von Apple-Geräten in China zuletzt gedämpft gewesen, da viele Geschäfte - und auch die Stores der Firma - zeitweise geschlossen blieben und schlecht besucht worden seien.

Die Werke der Apple-Fertiger wie Foxconn und Pegatron sowie der wichtigsten Zulieferer befinden sich zwar außerhalb der besonders von der neuen Lungenkrankheit betroffenen Provinz Hubei. Doch in China wurden auch anderswo die traditionellen Werksferien zum Neujahrsfest verlängert, um eine Ausbreitung zu vermeiden. Alle Produktionswerke liefen zwar wieder. Aber: «Die iPhone-Lieferengpässe werden vorübergehend den Umsatz weltweit beeinträchtigen.»


Krankenhausdirektor stirbt an Coronavirus in China

PEKING (dpa) - Zum ersten Mal ist in China ein Krankenhauschef der neuen Lungenkrankheit zum Opfer gefallen. Liu Zhiming, der Direktor des Wuchang Hospitals in der schwer vom Coronavirus betroffenen Metropole Wuhan, sei am Montag gestorben, berichtete am Dienstag die Nachrichtenagentur China News. Ein Medizinerkollege berichtete demnach, der Chefarzt sei in gutem Gesundheitszustand gewesen und hätte selbst nicht erwartet, dass er an der Covid-19-Lungenkrankheit sterben würde. Am Freitag war schon eine 59-jährige Krankenschwester desselben Hospitals an der Lungenkrankheit gestorben.

Im Kampf gegen das Sars-CoV-2-Virus haben sich schon mehr als 1.700 medizinische Helfer wie Ärzte und Pflegekräfte angesteckt. Bis Ende vergangener Woche waren schon mindestens sechs Helfer daran gestorben, wie das chinesische Staatssender CCTV berichtet hatte. Der überwiegende Teil der Betroffenen war demnach in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei im Einsatz, in deren Hauptstadt Wuhan das Virus ausgebrochen war.


WHO: Sars-CoV-2-Neuinfektionen gehen laut Daten aus China wohl zurück

GENF (dpa) - Die Zahl der Neuinfektionen mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 in China geht nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wohl zurück. Das deuteten Daten zu 44.000 Fällen an, die China der WHO zur Verfügung gestellt habe, erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf. «Es ist zu früh, um zu sagen, dass dieser Rückgang andauern wird. Alle Szenarien sind weiterhin möglich.» Darüber hinaus zeigten die Daten, dass Covid-19 wohl nicht so tödlich sei wie vergleichbare Erkrankungen wie Sars oder Mers.

Die WHO betonte erneut, dass das neuartige Virus außerhalb von China nur einen sehr kleinen Anteil der Menschen betreffe. Forderungen nach drastischeren Maßnahmen wie allgemeinen Reiseverboten wies die UN-Behörde zurück. «Alle Maßnahmen müssen der Situation angemessen sein», sagte Tedros. WHO-Experte Michael Ryan ergänzte: «Es gibt kein Nullrisiko auf der Welt - für gar nichts.»

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