Xi fordert «Wiedervereinigung» mit Taiwan

​Warnung vor bösem Ende

Foto: Pixabay/Timo Volz
Foto: Pixabay/Timo Volz

PEKING/TAIPEH: Erst erhöht Peking mit Militärflügen im Luftraum nahe Taiwan den Druck. Jetzt appelliert Xi Jinping an die Taiwaner, sich besser friedlich China anzuschließen. Die Antwort aus Taipeh kommt prompt.

In den verschärften Spannungen um Taiwan hat Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zu einer «Wiedervereinigung» aufgerufen. Eine Vereinigung mit «friedlichen Mitteln» diene am besten den Interessen der ganzen chinesischen Nation, sagte der Präsident am Samstag bei einer Feier in der Großen Halle des Volkes. Er warnte, dass eine Abspaltung Taiwans kein gutes Ende nehmen werde.

Anlass seiner Rede war der 110. Jahrestag der Revolution von 1911 in China, auf die sich sowohl die heutige kommunistische Volksrepublik als auch die damals gegründete und auf Taiwan weiter existierende Republik China berufen. Peking sieht das heute freiheitliche Taiwan als Teil der Volksrepublik an und droht mit einer Eroberung.

Mit dem Hinweis auf seine Unabhängigkeit und Demokratie wies Taiwan den Appell Xi Jinpings umgehend zurück. Die Inselrepublik sei ein «souveränes und unabhängiges Land und nicht Teil der Volksrepublik China», sagte in Taipeh der Sprecher von Präsidentin Tsai Ing-wen. «Die Zukunft des Landes liegt in den Händen des taiwanischen Volkes.»

Bei der Revolution von 1911 sei eine «demokratische Republik, nicht eine autoritäre Diktatur» gegründet worden, so der Sprecher. Auf Taiwan sei diese Demokratie «wahrhaftig verwirklicht» worden. Er bezog sich auf die nach dem Sturz der Qing-Dynastie geschaffene Republik China, wie sich Taiwan auch heute noch offiziell nennt.

Unter Hinweis auf Hongkong, das oft als Vorbild für eine Vereinigung genannt wird, warf der Sprecher Peking vor, Versprechen gebrochen zu haben. Es habe widerrufen, dass sich 50 Jahre nichts ändern solle. Der Grundsatz «ein Land, zwei Systeme» sei nicht machbar. Die Mehrheit der 23 Millionen Taiwaner lehne das Modell ab. Sie verteidigten ihren demokratischen und freiheitlichen Lebensstil.

Xi Jinping hatte zuvor gesagt: «Die Landsleute auf beiden Seiten der Taiwanstraße sollten auf der richtigen Seite der Geschichte stehen und sich zusammenschließen, um die völlige Wiedervereinigung und Erneuerung der chinesischen Nation zu erreichen.» Er warnte zugleich: «Jene, die ihr Erbe vergessen, ihr Vaterland verraten und versuchen, das Land zu spalten, werden ein böses Ende nehmen.»

Ohne die USA zu nennen, die sich der Verteidigungsfähigkeit Taiwans verpflichtet haben, verbat sich der Präsident jede ausländischer Einmischung: «Die Taiwanfrage ist eine rein interne Angelegenheit Chinas.» Seine Mahnungen erfolgten angesichts einer Verschärfung des Konflikts, indem China den Druck mit verstärkten Militärflügen im Luftraum nahe Taiwan erhöht. Peking ist auch verärgert, dass die USA ihre Beziehungen zu Taiwan auf eine höhere Ebene gehoben haben.

In der Revolution von 1911 wurde die Qing-Dynastie gestürzt und unter Sun Yat-sen die Republik China gegründet. In dem späteren Bürgerkrieg setzten sich aber die Kommunisten durch und die nationalchinesische Kuomintang-Partei flüchtete mit der Regierung nach Taiwan. Taiwans Nationalfeiertag an diesem Sonntag ist der Jahrestag der Revolution.

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Strauss 10.10.21 23:30
Dann halt etwas deutlicher
Wer im letzen Weltkrieg, wen in der Normandie am Uebergriff auf die englische Insel gehindert hat, wissen eigentlich heute die Meisten.Die Taiwanesische Regierung ist OK, Aber gegen die Chinesische mit ihrem jetzigen Machthaber muss geschickt angegangen werden. Auf dem gesamten Rest der Welt praktisch alles vor Ort produzieren, dann kommen die von selbst nochmals auf die Welt. Dazu müssen Schulsysteme hier wieder mehr auf manuelle Arbeit gerichtet werden. Dies gilt vor allem für welche die glaubten, man könne langfristig nur noch mit Kaufleuten mittels ``Im- und Expörtlen`` dauerhaft im Wohlstand leben.
Marc Weber 10.10.21 21:00
@Strauss
Ich wusste gar nicht dass die Chinesen im 2. Weltkrieg die Normandie invasieren wollten. Man lernt eben nie aus. Dass Sie mit Protesten die Taiwanesische Regierung wegputschen wollen ist ja hoffentlich nur ein Gag. Mit Protesten erreicht man gar nichts. Das hat die Geschichte oft genug bewiesen. In Hongkong wird täglich protestiert. Mit dem Resultat, dass immer mehr Leute in den chinesischen Gefängnissen verschwinden. Idem Russland. Und noch viele andere Staaten. Da hilft nur effiziente Zurwehrsetzung.
Ole Bayern 10.10.21 15:20
Thema Taiwan .....
.. die CN - Kommunisten verlangen de facto die Wiedervereinigung zu ihren Bedingungen. Und wenn Taiwan ablehnt , was zu erwarten ist , wir wieder gedroht.
Das kleine Land Litauen als EU - Mitglied hat es zu spüren bekommen, als sie im August bessere Beziehungen zu Taiwan ankündigten.
Den Botschafter haben die Chinesen gleich des Landes verwiesen.
Und wo blieb die Antwort der EU hierauf ?
Das Thema könnte diplomatisch einfach gelöst werden, denke ich .
Die großen westliche Wirtschaftsnationen wie USA , Kanada , UK , Frankreich , D , Italien , Australien usw. brauchten nur in einer gemeinsamen Erklärung Taiwan anzuerkennen.
Die Chinesen würden sich dann dreimal überlegen, ob sie dann genauso reagieren würden wie mit Litauen.
Dann könnten sie nämlich ihren ganzen Wirtschaftsmüll im eigen Land verkaufen und nicht die halbe Welt überschwemmen mit dem Zeug.
Eines ist ja aber auch klar, militärisch hat Taiwan nicht die geringste Chance bei einer Invasion der Chinesen.
Und wenn die freie demokratische Welt einem anderen freien und demokratischen Land helfen will ,bitte sehr...dann muß etwas getan werden !!
Ich persönlich halte China für die größte Gefahr für den Weltfrieden derzeit.
Mit der wirtschaftlichen Erholung kam die militärische Macht und das Expansionsbestreben.
Und die westliche Welt schaut zu ... möglicherweise bis es zu spät ist.
Ähnlich lief es ja in Deutschland schon mal ab...mit denen dann leider folgenden Ergebnissen für Deutschland und Europe / Welt.

VG Ole
Strauss 10.10.21 14:20
politisch keine einfache Lösung
Unter Mithilfe der Alierten kann ein Einmarschieren der Chinesen in Taiwan gut gestoppt werden. Wie im 2. Weltkrieg in der Normandie.Aber dauernd eimem so grossen Land gegenüber zu stehen sollte friedlich gelöst werden.Möglicherweise mit Protesten, die jetzigen Regierung von der Macht wegzukriegen.
Ingo Kerp 10.10.21 13:10
Taiwan sieht sich als "souverän und unabhängig", was sich leider nicht in der intern. Anerkennung ausdrückt. Lediglich eine Handvoll Staaten anerkennt Taiwan als Staatengebilde. Allerdings, demokratisch ist Taiwan auf jeden Fall und sticht dabei auch in Asien hervor. Es scheint dennoch eine Zeitfrage, wann Taiwan unter dem Druck von CHN zusammenbricht und es die nach chines. Ansicht, "Wiedervereinigung mit dem Mutterland" geben wird.
Dieter Kowalski 10.10.21 10:00
Formosa (Taiwan) war nie ein Teil Chinas. Dort lebten fast ausschließlich austronesischen indigene Völker (etwa 4000 v. Chr. bis Anfang des 20. Jahrhunderts), bevor sie von den eingewanderten Han-Chinesen assimiliert wurden. Made in Taiwan war schon vor Jahrzehnten ein Begriff in der westlichen Welt, bevor China im Stande war, seine eigene Bevölkerung zu ernähren geschweige denn Hochtechnologien zu beherrschen.