Wohl älter als gedacht: die Bettwanze

Foto: Mark Chappell/University Of Cailfornia, Riverside/dpa
Foto: Mark Chappell/University Of Cailfornia, Riverside/dpa

DRESDEN (dpa) - Mit ihnen, aber nicht auf ihnen: Bettwanzen und Dinosaurier waren einer neuen Analyse zufolge Zeitgenossen. Inniger war die Beziehung wohl nicht. Doch wessen Blut saugten die frühen Parasiten dann?

Bettwanzen piesacken ihre Mitgeschöpfe wohl schon weit länger als bisher angenommen. Die Parasiten gab es einer neuen Analyse zufolge schon vor etwa 115 Millionen Jahren, als noch Dinosaurier auf der Erde lebten. Damit können nicht - wie bisher angenommen - Fledermäuse ihre erste Wirte gewesen sein: Diese bevölkerten nach derzeitigem Kenntnisstand erst rund 30 Millionen Jahre später den Planeten, wie es im Fachmagazin «Current Biology» heißt.

Auf welche Lebensform die frühen Exemplare spezialisiert waren, ist unbekannt. Dinos waren es wahrscheinlich nicht, mutmaßen die Forscher. Denn Bettwanzen, auch Plattwanzen (Cimicidae) genannt, piesacken stets Tiere mit einem «Zuhause», zu dem diese immer wieder zurückkehren - einem Nest, einer Höhle oder einem Bett. Eine solche Lebensweise habe es bei den Sauriern nach derzeitiger Kenntnis nicht gegeben.

Aus Erbgutvergleichen errechneten die Forscher außerdem, dass die beiden für Menschen relevanten Vertreter - die gewöhnliche und die tropische Bettwanze - wohl deutlich älter sind als der Mensch. «Dieses Ergebnis widerspricht der gängigen Vorstellung, dass die evolutionäre Aufspaltung des Menschen in Homo erectus und Homo sapiens die Aufspaltung der Bettwanze in zwei neue Arten verursacht hat», teilte die TU Dresden mit.

Die Forscher um den Dresdner Biologen Klaus Reinhardt und seinen Kollegen Steffen Roth aus Bergen (Norwegen) schließen aus ihren Analysen zudem, dass etwa alle 500 000 Jahre eine neue Art von Bettwanze den Menschen als Wirt eroberte. Für die Zukunft rechnet Reinhardt mit mehr Tempo: «Es wird sicher nicht noch einmal eine halbe Million Jahre dauern, bis die nächste Art der Blutsauger unsere Betten bevölkert, da derzeit viel mehr Menschen auf der Erde leben und der Handel von Tieren und Haustieren viel mehr Möglichkeiten zum Kontakt bietet.»

Das Forscherteam hatte über 15 Jahre hinweg weltweit in Museen und im Freiland Bettwanzen eingesammelt und ihr Erbgut untersucht, um die evolutionären Verbindungen innerhalb der Gruppe und zum Menschen zu klären.

Heutzutage haben rund zwei Drittel der Plattwanzen-Spezies Fledermäuse als Wirt, die übrigen vor allem Vögel. Mehr als 100 Arten sind bekannt, allesamt blutsaugende Parasiten.

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