Wo ist das Handy von Elise Dallemagne geblieben?

Sanitäter: Wir fanden es neben der Leiche – Polizei ermittelt weiter

Elise Dallemagne: Freitod oder doch ein Verbrechen? Ihr Mobiltelefon wird nun gesucht, auch ein deutscher Guru, mit dem sie auf Koh Phangan zusammen gewesen sein soll.
Elise Dallemagne: Freitod oder doch ein Verbrechen? Ihr Mobiltelefon wird nun gesucht, auch ein deutscher Guru, mit dem sie auf Koh Phangan zusammen gewesen sein soll.

KOH TAO: Der mysteriöse Tod der Belgierin Elise Dallemagne an der Tanote Bucht zieht weitere Kreise: Die Spezialpolizeieinheit ‚Crime Suppression Division‘ (CSD) hat auf Koh Tao die Ermittlungen aufgenommen und laut einem Bericht der Bangkok Post wird nun auch nach einem deutschen Guru der indischen Bewegung Sathya Sai Baba gesucht.

Der aus Nordrheinwestfalen stammende Guru soll wechselweise mit Elise Dallemagne und anderen Gesinnungsgenossen auf Koh Phangan gelebt und gewirkt haben. Die Polizei erhofft sich von seiner Befragung mögliche Hinweise. Hinweise in seine Richtung von Elises Mutter Michele van Egten Anfang Mai bei der Koh Tao Polizei – während ihres traurigen Besuches nach dem Tod der Tochter – waren damals noch mit dem Kommentar abgetan worden: Die Polizei auf Koh Tao habe keine Rechtsmöglichkeiten auf Koh Phangan.

Mutter Michele van Egten, die im Schriftkontakt mit unserer Redaktion steht, wunderte sich gestern darüber, wie schnell die Crime Suppression Division der Polizei neue Informationen herausgefunden habe, die ihr bisher verwehrt geblieben seien. Dass sie das Obduktionsergebnis, „Tod durch Ersticken nach Strangulierung mit einem Nylonseil“ aus der Bangkok Post habe erfahren müssen und nicht wie versprochen in einem zugesandten Autopsie-Bericht, empfand sie ebenfalls als wenig angenehm.

Interessant ist laut Michele van Egten insbesondere die Aussage des Rettungssanitäters Chalermsak Saithanu aus Koh Tao, der in der Bangkok Post zitiert wird. Er gab an, am Fundort der Leiche oberhalb der Tanote Bay zwischen mehreren Felsen im Dschungel sei auch das Mobiltelefon von Elise Dallemagne geborgen worden, außerdem ein Brief (kein Abschiedsbrief/die Red.), eine Flasche Whiskey und eine Flasche Benzin. Letztere war unweit der Fundstelle aus einem Resort gestohlen worden.

Polizeiexperten aus Deutschland, die früher auch für das BKA in Thailand gearbeitet hatten, bewerteten diese Aussage als alarmierend. „Das Telefon der toten Frau ist ein Hauptbeweisstück und hätte viele Antworten liefern können.“ Mutter Michele van Egten sagte, die Polizei auf Koh Tao habe ihr Anfang Mai bei ihrem Besuch erklärt, das Mobiltelefon der Tochter sei möglicherweise bei dem Hotelbrand am Mae Haad vernichtet worden. Ihre Frage: „Wo bitte ist das Telefon meiner Tochter?“

Auch die Aussage eines Polizeisprechers gegenüber der Bangkok Post vom Donnerstag, das Hauptgepäck ihrer Tochter sei nicht in Chumphon gefunden worden, versteht Michele van Egten nicht. „Wir selbst haben Anfang Mai bei unseren Recherchen auf Koh Tao und Koh Phangan nach dem Gepäck gesucht, einer großen roten und schweren Reisetasche“, sagt die Mutter. Sie seien fündig geworden. „Mit der freundlichen Hilfe des Fähranbieters Lomprayah wurde Elises Tasche in Chumphon gefunden und dann sogar kostenlos zu uns nach Koh Phangan geschickt“, schrieb Michele van Egten gestern in einer Email.

Der Ermittlungsbedarf im Nachklang dieses weltweit in die Schlagzeilen geratenen Todesfalles scheint eminent. Noch kann nicht überblickt werden, ob sich Elise Dallemagne mutterseelenalleine an der Tanote Bay aufgehängt hat oder ein Dritter im Spiel war. Die Pannen bei der Untersuchung nach dem Leichenfund werfen hingegen ein unrühmliches Licht auf die Ermittlungsqualität der Koh Tao Polizei. Mutter Michele van Egten setzt ihre Hoffnung in die professionelle Arbeit der Crime Surpression Division der Bangkoker Spezialpolizei. „Ich will einfach nur wissen, was mit Elise geschehen ist.“

Ins Kreuzfeuer der Kritik in Thailands Justizkreisen sowie in manchen lokalen Medien ist die englischsprachige ‚Samui Times‘ mit ihrer Chefredakteurin Suzanne Buchanan geraten. Ihr wird eine gezielte Kampagne gegen Koh Tao unterstellt. Sie habe, so lautet der Vorwurf, mit unbewiesenen Behauptungen den Ruf der Insel sowie den Tourismus geschädigt. Frau Buchanan, die vor 14 Monaten Thailand verlassen hat und von England aus ihre Internetplattform weiterbetreibt, wollte dazu keine Stellung nehmen. Sie erklärte nur, dass sie aufgrund der häufigen Todesfälle auf Koh Tao ihrer journalistischen Aufklärungspflicht nachgekommen sei und Missstände bei polizeilichen Ermittlungen habe offenlegen wollen.

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