Wo gibt es Einwanderungsgesetze?

Freiheitsstatue in New York. Wer unbefristet in den USA wohnen und arbeiten möchte, braucht eine «Green Card». Foto: epa/Justin Lane
Freiheitsstatue in New York. Wer unbefristet in den USA wohnen und arbeiten möchte, braucht eine «Green Card». Foto: epa/Justin Lane

WASHINGTON/PARIS (dpa) - Die Bundesregierung plant ein Zuwanderungsgesetz speziell für Fachkräfte, ähnlich wie in den «klassischen» Einwanderungsländern Kanada, Australien und USA. Ähnliches gibt es in den EU-Staaten praktisch nicht. Die Reglen der Staaten sind meist vor ganz anderen historischem Hintergründen gewachsen. Das gilt auch für Großbritannien, das eine Vielzahl von Sonderregelungen hat, die nicht systematisiert sind. Am weitesten gehen noch Frankreich und Österreich.

In FRANKREICH gibt es einen «passeport talents», eine Aufenthaltserlaubnis für hoch qualifizierte Zuwanderer, Firmengründer, Investoren und Künstler. In der Praxis spielt das Instrument keine große Rolle: Insgesamt 7.800 solcher Berechtigungen bestanden 2017, dazu kommen 4.700 Visa für Familienangehörige. Der Teil für Hochqualifizierte setzt dabei nur die «Blaue Karte EU» um, die es für Deutschland und andere EU-Staaten auch gibt.

ÖSTERREICH versucht seit 2011 mit der Rot-Weiß-Rot-Karte qualifizierte Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern zu bekommen. Die Auflagen sind aber so streng und der Bürokratieaufwand so hoch, dass sie längst nicht die erhoffte Wirkung gezeigt hat. Pro Jahr sollten 8.000 Menschen angelockt werden, es kamen auf diesem Weg aber weniger als 2.000 Fachkräfte pro Jahr. «Es dauert zu lange, um einen ukrainischen Molekularbiologen nach Österreich zu bringen. Die betreffende Person sagt dann: Na dann gehe ich lieber nach Großbritannien oder in die USA», sagte Bildungsminister Heinz Faßmann. Junge Doktoranden müssten ein zu hohes Gehalt nachweisen, lautet eine der Klagen. Der Bedarf an Fachkräften wäre auch in Österreich enorm - er wird auf 50.000 pro Jahr geschätzt.

In AUSTRALIEN gibt es ein Punktesystem. Wenn sich ein Ausländer dauerhaft auf dem Kontinent niederlassen möchte, spielen Ausbildung, Sprachkenntnisse, Berufserfahrung und Alter eine Rolle. Dazu gehört auch ein Multiple-Choice-Test mit Fragen zu Demokratie, Gesetzen, Regierung und Landeskunde. Gefragt sind Mangelberufe. Neuankömmlinge sollten jünger als 45 Jahre alt sein.

USA: Wer unbefristet in den USA wohnen und arbeiten möchte, braucht eine «Green Card». Gute Chancen hat, wer etwa besonders qualifiziert oder mit einem US-Staatsbürger verheiratet ist oder in den USA investieren will. Ein weiterer, aber nicht so aussichtsreicher Weg ist es, eine «Green Car» zu beantragen, wenn man bereits ein Einwanderungsvisum hat. Die Behörden veranstalten zudem eine Lotterie, über die «Green Cards» nach dem Zufallsprinzip vergeben werden. Daran können Menschen aus Ländern teilnehmen, die zuletzt eine niedrige Einwanderungsrate hatten. Die Regierung von Präsident Donald Trump hat Änderungen eingeführt, die den Antragsprozess erschweren. So sind die Formulare umfangreicher geworden. Außerdem müssen sich nun viel mehr Bewerber einer Befragung stellen, was den Prozess aus Sicht von Beobachtern verzögern könnte.

KANADA: Hier wendet sich die Einwanderungspolitik vor allem an qualifizierte Arbeitskräfte. Das wird per Test und Punktesystem überprüft. Wer legal einwandern möchte, muss mindestens 67 von 100 Punkten erreichen. Getestet werden etwa Bildungsgrad sowie Englisch- und Französischkenntnisse. Besonders viele Punkte bekommen jene, die schon ein Job-Angebot haben, jung sind und bereits längere Zeit im Land gelebt haben. Neuerdings gibt es auch Punkte dafür, wenn schon Geschwister dauerhaft in Kanada leben oder kanadische Bürger sind.

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