Wo die Welt noch in Ordnung ist

Visite auf Koh Kood – Thailands letzter Insel aus der guten alten Zeit

Inselträume des Ostens.
Inselträume des Ostens.

KOH KOOD: Es ist nicht lange her, dass Thailands Osten für den Tourismus entdeckt wurde... Viele werden bedauern, dass die Entwicklung nun auch im Koh Chang-Archipel gewaltig vorangeschritten ist, zeugten die 52 Inseln doch bis weit bis in die 1990er Jahre noch von besonderer Ursprünglichkeit und Idylle. Andere wiederum werden die facettenreichen Möglichkeiten nutzen, die diese reizvolle Meeresregion mit all den neuen Reisewegen, Resorts und Restaurants, Serviceangeboten und Sehenswürdigkeiten bietet. Neulandsucher fühlen sich vor allem von Koh Kood angezogen. Die landesweit viertgrößte Insel wird bisher vorwiegend von Einheimischen besucht – und gilt als Thailands letztes großes Geheimnis!

Wie aus dem Bilderbuch entsprungen, erscheint Koh Kood… Dass die mit 130 Quadratkilometern zweitgrößte Insel des Koh Chang-Archipels bisher ein derartiges Schattendasein führen durfte und noch mit so viel Ursprünglichkeit fasziniert, verdankt sie ihrer exponierten Lage bzw. der Nähe zu Kambodscha. Doch wird bereits fieberhaft daran gearbeitet, Thailands letzten Schatz zu heben – oder wohl treffender: zu plündern.

Dieses Pfahlbaudorf könnte glattweg als Kulisse für einen Piratenstreifen dienen: An der Ostküste Koh Koods auf Stelzen im Meer thronend und bis vor kurzem nur über den Seeweg erreichbar, erstreckt sich Ao Yai als illustres Konglomerat aus hölzernen Fischerhäusern und Schiffsanlegern, die über schmale Pfade miteinander verbunden sind. Bei Sturmwarnungen suchen hier bis zu 200 Kutter Schutz, die keineswegs immer nur Fisch an Bord haben…. Es gibt reichlich Schmuggelgut aus dem nahen Kambodscha sowie illegales Glücksspiel und lasterhafte Karaoke-Bars. Kaum zu glauben, dass in dieser rustikal-romantischen, rauen Männerdomäne mit der resoluten Phi Wassana eine Frau das Sagen hat. Aber das gehört eben zu den Besonderheiten dieser Insel, die in vielerlei Beziehung einzigartig ist im Königreich.

Die ausgedehnten Strände von Koh Kood sind erst mit wenigen Bungalow-Anlagen bebaut und lassen sich deshalb – wie der Ao Tapao – auch in der Hochsaison noch mit einem erfreulich hohen Maß an Einsamkeit genießen. Fotos vk/nip
Die ausgedehnten Strände von Koh Kood sind erst mit wenigen Bungalow-Anlagen bebaut und lassen sich deshalb – wie der Ao Tapao – auch in der Hochsaison noch mit einem erfreulich hohen Maß an Einsamkeit genießen. Fotos vk/nip

Mit der beschaulichen Siedlung Ao Salad, wo auch die bis zu 120 Passagiere mitbringenden, komfortablen Fähren vom Festlands-Pier in Laem Sok anlegen, sowie Klong Mat, das durch seine beiden kleinen Hafenbecken einen gewissen mediterranen Charme versprüht und mit einem fotogen geschwungenen Holzpier auf das Meer hinausführt, gibt es sogar noch zwei weitere Ortschaften. Doch in keiner davon findet sich eine Filiale von 7-Eleven oder irgendein anderer klimatisierter Supermarkt – auch keine Bankfiliale oder ATM-Automat, und sogar Kriminalität gibt es hier bisher kaum. Auch frei von Sonnenstuhlverleihern und Strandhändlern, Jetskis oder (Moped)Taxis ist dieses Eiland noch, während an der erst vor kurzem betonierten, entlang der Westküste führenden Hauptstraße (1,5-spurig und insgesamt 50 Kilometer lang für die nur etwa 100 Autos der Insel) vorwiegend wohltuendes Grün statt Beton dominiert.

Strände locken als Sicheln aus Sand

Wie vor 20 Jahren auf Koh Chang: Vielerorts läuft der Verkehr noch über schmale, von Palmen flankierte Pfade, rotlehmige Pisten und provisorische Holzbrücken.
Wie vor 20 Jahren auf Koh Chang: Vielerorts läuft der Verkehr noch über schmale, von Palmen flankierte Pfade, rotlehmige Pisten und provisorische Holzbrücken.

Auch an seinen Rändern kann das 130 Quadratkilometer große Koh Kood noch mit überraschend viel Ursprünglichkeit aufwarten. Zwar hat sich die Anzahl der Strandresorts und Homestay-Unterkünfte in den letzten 15 Jahren bereits von zwei auf rund 45 erhöht (zwischen Juni und Oktober ist rund die Hälfte geschlossen, die übrigen bieten meist Nachlässe bis zu 50 Prozent), doch fast alle fügen sich denkbar harmonisch in die Landschaft ein. Das gilt sogar für das weitläufige Soneva Kiri Resort, das zu den exklusivsten Hotels Thailands zählt und mit unglaublichen Superlativen aufwarten kann. Es liegt im herrlichen Nordteil der Insel, doch die ganze Westküste hinunter ziehen sich ebenso schöne Strände. Fast alle sind halbmondförmig geschwungen, mit dichten Palmenhainen bewachsen und führen sehr flach ins Meer. Insgesamt um die zehn sind es – verwöhnend mit einem wohltuenden Maß an Einsamkeit, Idylle sowie faszinierenden Sonnenuntergängen.

Schnorcheln und Schnuppertauchen

An der vor kurzem zweispurig betonierten Hauptstraße findet sich sogar ein hübsch angelegter Aussichtspunkt, von dem sich ein herrlicher Blick auf Ao Yai eröffnet.
An der vor kurzem zweispurig betonierten Hauptstraße findet sich sogar ein hübsch angelegter Aussichtspunkt, von dem sich ein herrlicher Blick auf Ao Yai eröffnet.

Als Hauptstrand gilt der beliebte, leicht erreichbare Ao Klong Jao (oder Chao), als einsamster der Ao Tapao und als mit 800 Metern längster der Ao Phrao. Für Schnorchler (Tagestrips ca. 1.000 Baht) und Taucher (Touren mit zwei Tauchgängen 3.000-3.500 Baht) indes gestaltet sich der Ngam Kho Beach als erfreulich unkomplizierter Einstieg in die Unterwasserwelt von Koh Kood. Hier erstreckt sich schon dicht am Strand ein emsig belebtes Korallenriff. Doch auch andernorts versprechen schon geringe Tiefen von acht bis zwölf Metern faszinierende Begegnungen – sogar mit größeren Fischschwärmen, Seepferdchen, seltenen Nacktschnecken, Weihnachtsbaum- und Blattwürmern sowie allerlei Muschelarten, Krebsen und bunten Hartkorallen. Geringe Strömungen und erfreulich gute Sichtweiten bieten ideale Bedingungen zum Schnuppertauchen. Erst rund einen Kilometer von der Insel entfernt fällt der Meeresgrund auf bis zu 30 Meter ab.

Lautlos durch malerische Lagunen

Natürlich finden sich auch auf Koh Kood etliche der als Fotomotive stets beliebten Fischkutter.
Natürlich finden sich auch auf Koh Kood etliche der als Fotomotive stets beliebten Fischkutter.

Zudem fasziniert Koh Kood auch als Paradies für Paddler. Fast alle Unterkünfte stellen ihren Gästen – gratis oder gegen eine Tagesmiete von 300 bis 400 Baht – Kajaks zur Verfügung. Damit kann man zum Schnorcheln oder Sonnenuntergang auf das Meer hinaus gleiten, aber auch zu vorgelagerten Inseln wie Koh Raet oder einsamen Stränden wie dem Lonely Beach vordringen, die nur über den Seeweg erreichbar sind. Besonders einladend sind die von Mangroven flankierten Lagunen. Als Klassiker empfiehlt sich der 30-minütige Kajaktrip durch den Klong Chao-Fluss, von dessen Ende es nur noch zehn Minuten Fußweg sind bis zum gleichnamigen Wasserfall. Rund 600 Meter tief kann man in die breite Klong Yai Kee-Lagune hinein paddeln – stets die bis zu 315 Meter hohen Inselberge im Blick.

Insel-Originale

Mike macht alles möglich

Tourismus-Pionier Michael Misic (Mike).
Tourismus-Pionier Michael Misic (Mike).

Einst hat er als Maler und La­ckierer die Domizile von Prominenten wie Sportstars und Industriellen ausgeschmückt oder auch Kirchendecken restauriert – bis sich Michael Misic (Mike) im Alter von 27 Jahren entschloss, aus Deutschland auszuwandern. Eigentlich war Kolumbien sein Traumziel, doch dann landete er in Thailand und um genauer zu sein: auf Koh Mak, wohin er nach Probe-Aufenthalten auf Phuket und Koh Samui wieder zurückkehrte. Nun lebt der gebürtige Münchner schon sieben Jahre auf Koh Kood und kennt die Insel wie kein anderer. Das Restaurant seines Happy Days Guesthouse (zehn einfache Zimmer zu 300 bis 500 Baht), fungiert nicht nur als wichtigste Geheimtipp-Börse und Ausgangspunkt für Tauch-, Schnorchel- oder Trekkingtouren, sondern bietet auch jede Menge le­ckere Seafood-Gerichte, zuweilen sogar frische Backwaren oder bayerische Spezialitäten. Sein Unternehmen Paradise Divers umfasst in der Hochsaison bis zu acht Mitarbeiter, um Besucher durch die vorgelagerten Korallengärten zu führen. Zudem hat sich der 37-jährige, knuffige Tourismus-Pionier auf erlebnisreiche Trekkingtouren durch das Inselinnere spezialisiert, die er bisher noch exklusiv anbietet. Telefon 087-1445.945, www.thailandtauchen.com.

Fischer Tim bittet an Bord

Fischer Tim ist nicht nur an Fischen interessiert.
Fischer Tim ist nicht nur an Fischen interessiert.

Früher war Khun Tim nur an Fischen interessiert, heute fängt er auch mal Touristen, um sie mit seinem Longtail-Boot von Klong Mat auf das Meer hinaus zu bringen – wie zur Insel Koh Raet oder zu einer Umrundung von Koh Kood. Der 36-jährige Insulaner ist inselweit der bisher einzige Fischer, der so etwas anbietet (Tages-Charter für bis zu fünf Personen: 4.000 Baht, Telefon 089-534.421).

Sorgenvoller Blick in die Zukunft

Es ist vor allem die entlegene Lage vor der Küste Kambodschas, die Thailands viertgrößtes Eiland bisher davor bewahrt hat, das gleiche Schicksal zu erleiden wie die größeren, schon seit Jahrzehnten boomenden Schwestern Phuket, Koh Samui und natürlich auch Koh Chang. Die meisten der insgesamt rund 2.000 Insulaner sträuben sich dagegen – auch wenn sie den „Fortschritt“ nicht werden aufhalten können…. Auf jeden Fall sollte sich beeilen, wer dieses Inselparadies noch in weitgehender Ursprünglichkeit erleben möchte…. Der letzte Schatz des Königreichs ist bereits auf dem besten Weg, gehoben – oder wohl treffender – geplündert zu werden: Eine Stromversorgung vom Festland ist ebenso im Gespräch wie eine verhängnisvolle Anbindung mit Autofähren oder sogar ein (weiterer) inseleigener Flughafen…

Resorts & Restaurants

Schöne Resorts

Fast alle Unterkünfte auf Koh Kood faszinieren mit einem ganz eigenen, besonderen Reiz – und es werden immer mehr… Nach dem Soneva Kiri bestes Resort wird wohl das Cham`s House (www.chamshouse.com): Ende Januar sollen die ersten der 48 Luxus-Villen beziehbar sein, die offizielle Eröffnung ist für April geplant. Weiterhin zur ersten Garnitur zählen das schöne Shantaa Resort (http://shantaakohkood.com), die wohnlichen Villen des perfekt gelegenen, freundlichen Tinker Bell Resort (www.tinkerbellresort.com) und das Koh Kood Beach Resort (www.kohkoodbeachresort.com). Erheblich preiswerter und in herrlicher Hanglage lockt das familiär geführte Hindard Resort (www.hindardresort.com). Von besonderem Reiz sind die drei jeweils romantisch an einem Klong liegenden Homestay-Unterkünfte Ban Klong Jao Homestay (www.kohkoodbanklongjao.com), Bann Makok (www.bannmakok.com) und For Rest Boutique House (www.forrestkohkood.com). Schon ab 250 Baht wohnen kann man im Cozy House (www.kohkoodcozy.com), für 450 Baht im Happy Days.

Gute Restaurants

Es hat sich viel verlockende Gastronomie entfaltet… Schon wegen ihrer romantischen Lage empfehlen sich das direkt am Klong Jao lockende, ausgezeichnete Restaurant Baan Klong Jao oder das auf einem Hügel am Meer thronende View Point Cafè (Shakes oder Lassies ab 70 Baht, alkoholfreie Cocktails 100 Baht). Deftige, bezahlbare Hausmannskost wird im rustikalen Holzterrassen-Restaurant Chiang Mai (Catfish-Spezialitäten ab 80 Baht) oder im ebenfalls an der Straße liegenden, familiär geführten Klong Chao Garden View serviert. Der Lust auf mediterrane Küche lässt sich am besten im Pizza & Pasta (Pizzas 250-300 Baht) frönen, wo ein echter Italiener für Authentizität sorgt. Wer sich etwas Besonderes gönnen will, sollte eines der vier absolut stilsicheren Restaurants im Soneva Kiri Resort besuchen. Hier wird zu Preisen ab ca. 800 Baht aufgetischt, die himmlischen Lammkoteletts z.B. kosten allerdings stolze 1.650 Baht.

Reise-Tipps

Anreise

Bequem ist die Anreise z.B. mit dem Ninmounkorn Express Boat (Telefon 086-1267.860), das täglich um 12.30 Uhr vom Pier in Laem Sok startet. In der Hochsaison gibt es auch eine Abfahrt um 15.30 Uhr. Bei Bedarf ist der Transfer aus Trat (26 Kilometer) im Ticketpreis von 350 Baht enthalten. Die Fähre bietet 98 AC-Plätze im Unter- und ca. 15 Sonnenstühle auf dem Oberdeck, die Passage (82 Kilometer) dauert rund 1,5 Std. In der Saison wird Koh Kood vom Festland oder den Nachbarinseln Koh Chang (900 Baht, ca. 90 Minuten) und Koh Mak (500 Baht, ca. 45 Minuten) mit Schnellbooten z.B. von Leelawadee oder Bang Bao Boat angebunden, die meist direkt bei den Resorts am Strand oder Klong anlegen.

Geld

Da es auf der Insel weder Banken noch ATM-Automaten gibt, sollte man sich vom Festland ausreichend Bargeld mitbringen.

Transport

Die Ticketpreise der Fähren enthalten den Inseltransfer zu/von den Unterkünften. Für alle anderen Touren müssen die Pickups der Resorts (ab 200 Baht) gechartert oder Mopeds (250 bis 300 Baht) gemietet werden.

Literatur

Sowohl die Haupt- als auch die Süd-Ausgabe des neuen Thailand-Reiseführers aus der Stefan-Loose-Edition (954 Seiten/26,95 Euro bzw. 844 Seiten/24,95 Euro, www.stefan-loose.de) aus dem MairDuMont-Verlag befassen sich ausführlich mit dem Koh Chang-Archipel und haben Koh Kood sogar als Highlight ausgewiesen.

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