Wo das spirituelle Herz von Myanmar schlägt

Eine Visite in Mandalay – der zweitgrößten Stadt des Nachbarlands

Mingalabar in Mandalay (Fotos: vk).
Mingalabar in Mandalay (Fotos: vk).

MANDALAY: Wer hohe Erwartungen an den klangvollen Namen von Mandalay knüpft, könnte auf den ersten Blick enttäuscht sein: Die zweitgrößte Stadt im Nachbarland Myanmar – neuerdings per Direktflug mit Bangkok Airways aus Bangkok und Chiang Mai erreichbar – präsentiert sich mit der Profanität einer neumodischen, quirligen und zuweilen auch etwas chaotischen Metropole. Dennoch fungiert Mandalay als spirituelles Herz des Landes, birgt eine Fülle von kulturhistorischen Bauwerken, illustren Superlativen und Überresten versunkener Königreiche.

Mandalay, wo es am schönsten ist: Am gemächlich dahinströmenden Ayeyarwady bzw. auf der parallel dazu verlaufenden Strand-Road tobt stets üppiges Alltagsleben, dem man – zum Beispiel aus den szenischen Ufer-Restaurants „Ya Mone Hlaing“ oder „Mya Nandar“ – herrlich bei eisgekühltem Fassbier (ab 0,5 US-Dollar pro Glas) zuschauen kann.
Mandalay, wo es am schönsten ist: Am gemächlich dahinströmenden Ayeyarwady bzw. auf der parallel dazu verlaufenden Strand-Road tobt stets üppiges Alltagsleben, dem man – zum Beispiel aus den szenischen Ufer-Restaurants „Ya Mone Hlaing“ oder „Mya Nandar“ – herrlich bei eisgekühltem Fassbier (ab 0,5 US-Dollar pro Glas) zuschauen kann.

Die Begierden am Hof waren gut organisiert. König Mindon soll seine 49 Frauen nach einem festen, von einem Minister entworfenen Terminplan besucht haben…. Meist waren es zwei am Tag, so dass das familiäre Gefolge schließlich auf 53 Söhne und 60 Töchter anwuchs. Doch auch die anderen Herrscher der rund 130 Jahre residierenden Konbaung-Dynastie zeichneten sich durch eine üppige, sich stets vermehrende Verwandtschaft aus, in die sie hin und wieder mal – durch die brutale, massenhafte Beseitigung von potentiellen Rivalen – blutige Ordnung brachten.

Um das damit verbundene Unheil abzuschütteln, pflegten sie ihre Hauptstadt oftmals zu verlegen - und das ist auch der Grund, warum sich heute in der Region Mandalay auf engstem Raum insgesamt fünf ehemalige Königsstädte finden. Doch die nach der Hafenmetropole Yangon zweitgrößte Stadt von Myanmar lockt nicht nur mit den geheimnisvollen Hinterlassenschaften längst versunkener Reiche oder ungeahnten, faszinierenden Weltwundern, sondern schlägt mit unzähligen Klöstern und Produktionsstätten religiösen Kunsthandwerks auch als spirituelles Herz des ehemaligen Burmas.

Hautenge Jeans statt Wickelröcke

In emsigen Arbeitsgemeinschaften hocken Einheimische den ganzen Tag zusammen, um traditionelles Kunsthandwerk und Devotionalien zu produzieren – wie hier zum Beispiel das für religiöse Rituale essentiell wichtige Blattgold.
In emsigen Arbeitsgemeinschaften hocken Einheimische den ganzen Tag zusammen, um traditionelles Kunsthandwerk und Devotionalien zu produzieren – wie hier zum Beispiel das für religiöse Rituale essentiell wichtige Blattgold.

Schon die legendären Schriftsteller Rudyard Kipling, Somerset Maugham oder George Orwell waren einst dem Charme dieses Orts erlegen. Doch wer zu sehr in romantischen Phantasien schwelgt und sich vom melodischen Klang des Namens Man-da-lay betören lässt, fühlt sich auf den ersten Blick enttäuscht: Die rund eine Million Einwohner zählende Stadt präsentiert sich mit der überraschenden Profanität einer neumodischen, vitalen und zuweilen etwas chaotischen Metropole. Ihr Zentrum besteht aus einem Schachbrettmuster mit systematisch durchnummerierten, rechtwinkelig aufeinanderstoßenden Straßen, die aufgrund des heißen, im Norden besonders regenarmen Klimas stets staubige Erlebnisse garantieren.

Der Wandel, der das Land nach der Wende bzw. Lockerung des politischen Systems erfasst hat, spiegelt sich auch in Mandalay wider. Auch hier zwängen sich die Jugendlichen vermehrt in hautenge Jeans – statt einen der landes­typischen, bequem-luftigen Longyi-Wickelröcke anzulegen. Ständig werden Smartphones gezückt, um zu telefonieren, surfen oder Selfies ohne Ende zu produzieren – natürlich auch in den altehrwürdigen Tempelanlagen. Der Verkehr ist dichter geworden, wird zunehmend von japanischen Import-Limousinen unterminiert. Ebenso unübersehbar ist der Reigen neuer Hotels, die ihren Gästen nun deutlich mehr Klasse und Komfort zu bieten haben.

Superlativen und Schnäppchenjagd

Als erstes großes Bauwerk der Neuzeit wurde um 2000 der Hauptbahnhof errichtet – nun wachsen rundherum immer mehr moderne Fassaden in den Himmel.
Als erstes großes Bauwerk der Neuzeit wurde um 2000 der Hauptbahnhof errichtet – nun wachsen rundherum immer mehr moderne Fassaden in den Himmel.

Doch nach dem Sonnenuntergang liegt die Metropole nach wie vor weitgehend im Dunkeln, waschen sich etliche Bewohner noch immer an den öffentlichen Wasserstellen. Auch die Touristenpfade haben sich nicht verändert: Sie führen zum rekonstruierten Königspalast, über 934 Stufen auf den heiligen Mandalay-Hill oder zur vier Meter hohen, mit einer dicken, ständig wachsenden Goldschicht überzogenen Mahamuni-Statue. Allmorgendlich gegen vier Uhr wird ihr Gesicht von den Mönchen gewaschen, ohne jemals das pittoreske Putzen der Zähne zu vergessen... Nicht weit entfernt locken die 729 beschriebenen Marmortafeln der Kuthodaw-Pagode als größtes Buch der Menschheit, die 1,2 Kilometer lange Teakholz-Brücke in Amanapura oder die 90 Tonnen schwere Glocke von Mingun, die ebenfalls zu den Superlativen der Welt gezählt werden dürfen.

Zu den faszinierenden, historischen Sehenswürdigkeiten von Mandalay zählt das hölzerne Kloster Shwenandaw. 1782 errichtet und als einziges Überbleibsel vom Kern des einstigen Königspalastes, hat es bereits zwei Umzüge überstanden.
Zu den faszinierenden, historischen Sehenswürdigkeiten von Mandalay zählt das hölzerne Kloster Shwenandaw. 1782 errichtet und als einziges Überbleibsel vom Kern des einstigen Königspalastes, hat es bereits zwei Umzüge überstanden.

Wem es nach so viel Exotik nach einem verstärkten Hauch westlichen Flairs gelüs­tet, durchstreift die neuen, imposanten Einkaufsmeilen – wie sie sich mit ihren avantgardistischen Fassaden vor allem an der 78th Street aufreihen. Gewiss hat auch die Gastronomie einen gewissen Quantensprung geschafft, lockt mit allerlei halboffenen BBQ-Biergärten oder arg heruntergekühlten und auch sonst recht coolen Cafès. Und wer es bis in das angesagte Restaurant „Central Park“ schafft, kann sich sogar an originellen Cocktails wie dem „Adios Motherfucker“ versuchen – und was in Buddhas Zauberland auf dem Weg zur Moderne sonst noch alles munden könnte….

Neue Generation von Hotels

Blick in das spektakuläre Foyer des Bagan King Hotels.
Blick in das spektakuläre Foyer des Bagan King Hotels.
Bei den neuen Hotels geht der Trend eindeutig zu mehr Stil, Romantik und Komfort. Ein markantes Beispiel dafür ist das im September eröffnete, nostalgische Bagan King Hotel (noch keine Website), das mitten im Zentrum durch seine außergewöhnliche, rote Backstein-Architektur besticht – einmal ganz abgesehen vom authentisch- schmuckreichen Interieur…

Zudem verstärkt angesagt sind Unterkünfte mit lauschigen, gern als „Sky Bars“ bezeichneten Dachterrassen-Restaurants, die einen herrlichen Ausblick auf die Silhouette der Stadt zu bieten haben – wie zum Beispiel die empfehlenswerten Hotels United (www.hotelunitedmandalay.com), Smart (www.stayatsmart.com), Ayarwaddy River View (www.ayarwaddyriverviewhotel.net), Yadanarbon (www.hotelyadanarbonmandalay.com) oder Yadanarpon Dynasty (www.yadanarpondynastyhotel.com).

Die Doppelzimmer-Preise der neuen Hotels liegen meist bei 50 bis 80 US-Dollar. Budget-Reisende indes pflegen die betagten, deutlich profaneren Chinesen-Hotels im Stadtkern zu bevorzugen, wo man inkl. Klimaanlage sowie oft auch mit Minibar und TV stets für 20 bis 30 US-Dollar unterkommen kann. Fast alle Unterkünfte bieten kostenloses WIFI – meist sogar auf dem Zimmer.

Reise-Infos

• Anreise

Bangkok Airways (www.bangkokair.com) fliegt Mandalay tgl. aus Bangkok und 3 x wchtl. aus Chiang Mai an, One-Way-Tickets kosten 4.500–7.500 Baht, Flugzeit je ca. 1,5 Std.). Das Visum für eine Einreise über Mandalay gibt es bei der burmesischen Botschaft in Bangkok (s. Seite 35) oder für rund 2.500 Baht als bequeme Serviceleistung (ca. 3 Wochen) von Joe Hoffmann bzw. Check In Tour & Travel (www.checkin-tour.de).

• Geld

Der Umtausch ist überall problemlos, wenn die Geldscheine in bestem Zustand sind. 1 US-Dollar = ca. 1.000 Kyat, 1 Euro = ca. 1.250 Kyat. Banknoten gibt es von 100 bis 10.000 Kyat. An ATMs kann man bis zu 300.000 Kyat abheben, die Gebühren betragen stets 5.000 Kyat.

• Literatur

Als vorzügliche Reiselektüre empfiehlt sich Der Glaspalast von Amitav Ghosh, der vorwiegend in Mandalay spielt und auf 624 Seiten gelebte Geschichte in mitreißende Geschichten überträgt (München 2002, 12,99 Euro, ISBN 3-89667-120-0).

Die Burma-Bibel: Als umfang- und erfolgreichster Reiseführer für Buddhas Zauberland gilt das 610-seitige Myanmar-Handbuch aus der Stefan Loose-Edition (Berlin 2013, 24,99 Euro, ISBN 978-3-7701-6724-1).

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Leserkommentare

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