WM-Silber für Kletterer Megos

Historischer Sieg «war in Griffweite»

Foto: epa/Philipp Guelland
Foto: epa/Philipp Guelland

HACHIOJI (dpa) - Alexander Megos hat bei der Kletter-Weltmeisterschaft in Japan die zweite deutsche Medaille erkämpft. In einem spannenden Finale musste er sich nur um Zentimeter geschlagen geben. Für den Kampf um die Olympia-Tickets aber könnte die Silbermedaille Gold wert sein.

Mit letzter Kraft streckte sich Alexander Megos nach dem winzigen gelben Griff, als sein linker Fuß wegrutschte und er einen historischen Kletter-Erfolg um wenige Zentimeter verpasste. Der Sportler aus Erlangen gewann bei den Weltmeisterschaften in Japan die Silbermedaille in der Disziplin Lead, also dem klassischen Schwierigkeitsklettern mit Sicherung am Seil. Er musste sich am Donnerstag nur Szenestar Adam Ondra geschlagen geben. Der Tscheche kam an der überhängenden Wand in Hachioji nahe Tokio einen Griff weiter als Megos. Bronze ging an Jakob Schubert aus Österreich.

Die Freude über den Podiumsrang in der Königsdisziplin war im deutschen Team zunächst ein wenig getrübt, hatte der 26-Jährige doch die Riesenchance, als erster Deutscher Weltmeister bei den Männern zu werden. «Am Ende hatte ich nicht mehr genug Power», berichtete Megos der Deutschen Presse-Agentur nach dem Wettkampf. «Es war in Griffweite», sagte auch Bundestrainer Urs Stöcker und ärgerte sich über die verpasste Möglichkeit. Aber das war Hadern auf hohem Niveau.

Als einer der besten Felskletterer war Megos erst im Vorjahr zurück in das Wettkampfgeschehen gekommen und hatte bei der WM in Innsbruck gleich Bronze gewonnen. Nun folgte die nächste Plakette und darüber hinaus eine gute Ausgangslage für den Kombinationswettkampf. Zum WM-Abschluss werden da nämlich die ersten sieben Startplätze für Olympia 2020 vergeben, wenn Klettern die Sommerspiel-Premiere feiert.

«Alex war der fitteste im ganzen Feld», resümierte Coach Stöcker. Weil sein Schützling aber schlecht in die Route reinkam, früh etwas patzte und dabei Kraft vergeudete, reichte es nicht zu Gold. «Ich habe zwei, drei Fehler eingebaut. Aber eine WM-Medaille ist immer ein Gewinn», stellte Megos klar. «Da muss ich glücklich sein.»

Als Gewinner des Halbfinales war Megos bei der Entscheidung der letzte von acht Startern. «Die Frage ist, ob der Kopf mitspielt und er die Nervosität unter Kontrolle hat», hatte Stöcker davor gesagt. «Ich hätte gedacht, dass Alex gewinnt», sagte Sieger Ondra, der sein viertes WM-Gold gewann. «Er war so stark. Ich bin glücklich, weiß aber, dass ich nur wegen des Fehlers von Alex gewonnen habe.»

Seit den ersten Weltmeisterschaften 1991 warten die deutschen Männer weiter auf eine Goldmedaille, Kletter-Ikone Stefan Glowacz 1993 und nun Megos waren als jeweils Zweite am nächsten dran. Bei den Frauen konnte sich Juliane Wurm 2014 in München zur Weltmeisterin im Bouldern krönen. Bei dieser Disziplin werden komplizierte Elemente ohne Seilsicherung in Absprunghöhe geklettert.

Der Aachener Yannick Flohé hatte am Dienstag WM-Bronze im Bouldern geholt und dem DAV das erste Edelmetall beschert. Weil Megos da nicht unter die Top 20 kam, stand er in seiner Paradedisziplin unter Druck. «Er musste einen raushauen und einen Spitzenplatz erreichen», erklärte Bundestrainer Stöcker im Hinblick auf die Olympia-Quali.

Nach den drei Disziplinen Bouldern, Lead- und Speedklettern, dem Geschwindigkeitsklettern an einer genormten Wand, werden die Ergebnisse der Athleten miteinander verrechnet. Die 20 Besten bestreiten dann eine Qualifikation mit nochmal allen drei Disziplinen um den Einzug in das Finale. Am Ende sichern sich die besten sieben Athleten ihr Ticket für die Sommerspiele in Tokio. Am Freitag ist bei der WM ein Ruhetag, ehe am Samstag der Speed-Wettkampf ansteht.

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