Wir sind noch einmal davongekommen

Letzter Flug nach Udon Thani – Hausquarantäne – Passionen im Nong-Khai-Garten

Schleppt da ein Farang aus der Roten Zone Covid-19 ein? Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Fotos: hf
Schleppt da ein Farang aus der Roten Zone Covid-19 ein? Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Fotos: hf

Das war knapp: Ich bin mit einem der letzten Flüge gerade noch vom Pattaya-Flughafen U-Tapao nach Udon Thani entwischt, bevor in der Chonburi Provinz ein de facto Lockdown in Kraft trat.

Tolle rote Blüten liefert diese Lady Margaret.
Tolle rote Blüten liefert diese Lady Margaret.

Dass U-Tapao inzwischen geschlossen wurde, überrascht mich nun überhaupt nicht. Die Schalterhalle war gähnend leer als ich eincheckte. Ich hatte den Flug am Vorabend – also ganz kurzfristig – gebucht und war mir nicht sicher, ob er überhaupt stattfinden würde. Offenbar hatten 40 Passagiere den Air-Asia-Flug FD 2001 gebucht, aber meine Zählung im gespenstisch leeren Flieger ergab: 17 Passagiere waren am Ende tatsächlich an Bord, mich eingeschlossen. Dass so etwas nicht rentieren kann, war augenscheinlich. Und inzwischen braucht man eine Reisebewilligung, auch wenn man die Provinz Chonburi auf dem Landweg verlassen will.

Am Flughafen von Udon Thani gab es – neben dem üblichen Fiebermessen – an diesem Abend überhaupt keine Kontrollen, obwohl unser Flug ja aus einer Roten-Covid-19-Zone kam. Auch das ist inzwischen anders.

Farang: „Wir wissen gut Bescheid“

Mit Stecklingen schafft man identische Pflanzen.
Mit Stecklingen schafft man identische Pflanzen.

Am nächsten Morgen erschienen zwei vorsichtige junge Damen mit Masken und nahmen meine Temperatur. Der Dorfvorsteher, der Puh Yai Baan, hatte sie geschickt. Die Botschaft war klar: Farang, wir wissen, dass du aus einer Roten-Covid-19-Zone kommst, „Big Brother is watching you“. Später erfuhr ich, dass ich für knappe zehn Tage Haus und Garten nicht verlassen dürfe, also häuslicher Quarantäne unterstand.

Wäre ich ein „Thailand Greenhorn“ gewesen, also ein Farang mit einem heißen Herzen, hätte ich mich vielleicht furchtbar aufgeregt, ausgerufen wie ein Wald voller Affen, mit Menschenrechten als Argumente um mich geworfen, einen Zirkus veranstaltet. Das habe ich, dreißig Jahre Thailand auf dem Buckel, natürlich alles unterlassen, denn das bringt genau so viel, wie wenn ein Irrer gegen die Wände seiner Gummizelle anrennt. Die Leute hier haben eine völlig übersteigerte Angst vor einer Covid-19-Infektion, aber es ist ihr Land.

So habe ich mich also ohne den geringsten Widerspruch in meine häusliche Quarantäne begeben, die zu 90 Prozent im Garten stattfand. Das ist nämlich wirklich auszuhalten, und inzwischen bin ich bereits wieder frei, fahre am Morgen mit dem Fahrrad durch die Reisfelder oder dem Mekong entlang.

Es gibt viel zu tun, packen wir es an

Eine betörende Schönheit.
Eine betörende Schönheit.

Es hat in meiner langen Abwesenheit natürlich ein paar Opfer im Garten gegeben. So sind die Brombeeren beispielsweise verschwunden. Da sie aber ohnehin nie Früchte geliefert haben, und ich daran zweifle, dass sie im tropischen Klima je Früchte liefern können, ist der Verlust zu verschmerzen.

Gut gewachsen sind die Malabar-Nüsse (Pachira aquatica). Da ich abgemooste Exemplare gepflanzt habe, liefern sie bereits diese prachtvollen Blüten und bald schon auch die delikaten Samen, die an Haselnüsse erinnern.

Drei Sorten Passionspflanzen habe ich momentan. Passiflora foetida liefert die kleinsten Passionsfrüchtchen der Welt. Die prachtvolle Lady Margaret bringt betörende rote Blüten hervor ist aber steril. Das heißt, sie hat ganz, ganz selten Früchte, die aber dann nur ganz wenige Samen enthalten. Man kann sie dennoch vermehren: Ihre weit verzweigten Wurzeln liefern hier und dort neue Triebe, die ich ausgegraben und eingetopft habe.

Am interessantesten ist jene Passiflora edulis, die süße Früchte hervorbringt. Wenn man nun ihre Samen pflanzt, kommen wieder saure Früchte heraus. Man muss sie deshalb vegetativ vermehren, also klonen, wenn man die süßen Früchte erhalten will. Das habe ich nun erstmals über Stecklinge versucht und denke, dass ich auf gutem Weg bin.


Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!

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