Biathlon: Mit einem fünften Platz mit der Mixed-Staffel haben die deutschen Skijäger den Weltcup auf der Pokljuka in Slowenien beendet. Roman Rees, Benedikt Doll, Sophia Schneider und Denise Herrmann-Wick leisteten sich am Sonntag beim überlegenen Sieg Frankreichs vor Italien und Schweden zwei Strafrunden durch Debütantin Schneider und insgesamt elf Nachlader. Zum ersten Mal in diesem Winter schafften die DSV-Skijäger bei einem Weltcup keinen Podestplatz. Zuvor waren Janina Hettich-Walz und Justus Strelow im Single-Mixed nicht über Platz 13 hinausgekommen. Es war das schlechteste deutsche Resultat in der Weltcup-Geschichte dieser Disziplin. Auch in den vier Einzelrennen zuvor hatte es kein Podium für die Mannschaft von Bundestrainer Mark Kirchner gegeben.
Skispringen: Die Vierschanzentournee ist mit schlechten deutschen Ergebnissen zu Ende gegangen. Karl Geiger, Andreas Wellinger und Co. fielen allesamt aus den Top 10 der Gesamtwertung. Es war das schlechteste deutsche Abschneiden seit der Jahrtausendwende. Der Tournee-Sieg ging an den Norweger Halvor Egner Granerud, der sich vor dem Polen Dawid Kubacki und dem Slowenen Anze Lanisek durchsetzte. Bei den Frauen schaffte Deutschlands beste Springerin Katharina Althaus in Sapporo einen Sieg und einen vierten Platz.
Nordische Kombination: Die deutschen Nordischen Kombinierer haben nach den jüngsten Krankheitsmeldungen mal wieder für positive Schlagzeilen gesorgt. Julian Schmid gewann am Sonntag im estnischen Otepää mit einem starken Schlussspurt den Weltcup-Wettbewerb. Bester Athlet des Wochenendes war der Österreicher Johannes Lamparter, der am Samstag und am Sonntag gewann. Die Olympiasieger Vinzenz Geiger (Fieber) und Johannes Rydzek (Corona) fehlten. Bei den Frauen gewann mal wieder die Norwegerin Gyda Westvold Hansen.
Langlauf: Achtungserfolge bei der Tour de Ski der Langläufer: Katharina Hennig als Gesamt-Fünfte und Friedrich Moch als Achter haben bei dem Prestigeevent gute Resultate eingefahren. Die Gesamtsiege gingen an die Schwedin Frida Karlsson und den Norweger Johannes Hoesflot Klaebo. Klaebo hatte mit sechs Etappensiegen für einen alleinigen Rekord gesorgt. Auch Hennig war der größte Erfolg bei der Tour vor dem finalen Anstieg zur Alpe Cermis am Sonntag gelungen: Sie gewann am Samstag den Massenstart und sorgte damit für den ersten Weltcup-Sieg der deutschen Frauen seit über 13 Jahren.
Ski alpin: Ski-Superstar Mikaela Shiffrin hat mit ihrem 82. Weltcupsieg den Rekord von Lindsey Vonn eingestellt. Die 27 Jahre alte Amerikanerin gewann den Riesenslalom am Sonntag in Kranjska Gora vor Federica Brignone aus Italien. Zwei Olympiasiege, sechs Weltmeistertitel und die 82 Erfolge im Weltcup untermauern Shiffrins Vormachtstellung im alpinen Skisport. Den Allzeit-Rekord bei den Herren hält nach wie vor der schwedische Ex-Skistar Ingemar Stenmark mit 86 Siegen. Bei den Herren in Adelboden fuhr Linus Straßer im Slalom am Sonntag als Dritter aufs Podest und bestätigte einen Monat vor der WM in Frankreich seine gute Form. Der Sieg ging an den Norweger Lucas Braathen.
Rodeln: Rennrodlerin Dajana Eitberger hat schon wieder gewonnen, Max Langenhan sich eindrucksvoll im Weltcup zurückgemeldet. Der frühere Juniorenweltmeister schaffte es bei seiner Rückkehr nach Verletzungspause am Sonntag im Eiskanal von Sigulda im Einsitzer auf Anhieb auf das Podest. Gut drei Wochen nach ihrem Sieg in Park City gewann Dajana Eitberger an ihrem 32. Geburtstag am Samstag auch das Einsitzer-Rennen. Auch die Doppelsitzer schafften es auf das Podest.
Bob: Auch verletzt ist Francesco Friedrich nicht zu stoppen. Trotz eines Muskelfaserrisses gewann er den Viererbob-Weltcup in Winterberg. Der zweimalige Doppel-Olympiasieger setzte sich am Sonntag mit 0,18 Sekunden Vorsprung gegen den Briten Brad Hall durch. Dritter wurde Johannes Lochner, der am Samstag die Konkurrenz im Zweierbob gewann. «Das schafft man nur mit einem Superteam, das einem in solch einer Situation immer den Rücken frei hält», sagte Friedrich. Zuvor hatte Laura Nolte nach ihrem Sieg im Monobob auch den Zweierbob auf ihrer Heimbahn gewonnen. Mit Anschieberin Neele Schuten gewann die Zweierbob-Olympiasiegerin von Peking beim deutschen Dreifacherfolg vor Lisa Buckwitz und Anschieberin Kira Lipperheide. Dritte wurde Kim Kalicki mit Leonie Fiebig.
Eisschnelllauf: Die Niederlande haben die Europameisterschaften im Mehrkampf und im Sprint mit dem Gewinn aller vier Titel dominiert. Antoinette Rijpma-de Jong und Patrick Roest haben sich am Sonntag im norwegischen Hamar zu den besten Allroundern Europas gekrönt. Die Niederländerin gewann den EM-Titel im Vierkampf aus 500 Meter, 1500 Meter, 3000 Meter und 5000 Meter mit 159,769 Punkten. Beste Deutsche war Michelle Uhrig aus Berlin als Achte mit 171,617 Punkten. Den Mehrkampf-Titel der Männer holte sich Patrick Roest mit 147,961 Punkten vor Sander Eitrem aus Norwegen (148,180) und dem Belgier Bart Swings (150,567). Der Erfurter Konstantin Götze verpasste nach den Rennen über 500 Meter, 1500 Meter und 5000 Meter den abschließenden 10.000-Meter-Lauf der besten Acht und belegte am Ende den elften Rang. Am Vortag hatten sich die Niederländer Jutta Leerdam und Merijn Scheperkamp nach jeweils zwei Rennen über 500 Meter und 1000 Meter die EM-Titel im Sprint gesichert.
«Größte der Geschichte»: Ski-Welt verbeugt sich vor Shiffrin
KRANJSKA GORA: Mit Weltcup-Sieg Nummer 82 krönt sich Mikaela Shiffrin zur besten Skirennfahrerin. Selbstzweifel und familiäre Rückschläge prägen ihre Karriere. Neue Kraft gibt ihr auch die Liebe.
Mikaela Shiffrin sank in den Schnee und küsste ihre Ski, dann weinte sie in den Armen von Mama Eileen. Unter dem Applaus ihrer Konkurrentinnen feierte die amerikanische Ausnahmeathletin in Kranjska Gora ihren 82. Weltcuperfolg, mit dem sie den Rekord ihrer 2019 zurückgetretenen Ex-Teamkollegin Lindsey Vonn einstellte. «Ich war so nervös, dass ich sogar Flecken im Gesicht hatte. Es war ein Kampf», sagte die 27-Jährige mit zittriger Stimme und äußerte lachend einen Wunsch: «Vielleicht können wir jetzt endlich aufhören, über den Rekord zu sprechen.»
Egal ob Trainer, Renn-Organisatoren, Pistenarbeiter oder Vonn selbst: Am Sonntag blickten alle voller Bewunderung auf Shiffrins Fabellauf in den slowenischen Bergen. «Ich wusste von Anfang an, dass sie diejenige sein würde, die alle Rekorde bricht. Aber dass sie das in einem so jungen Alter schafft, ist wirklich beeindruckend», schrieb Vonn in einem Beitrag für die Nachrichtenagentur AP. Vonn feierte 2018 im Alter von 33 Jahren ihren 82. Titel im Weltcup, Shiffrin erreichte diese historische Marke nun sechs Jahre früher. «Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden», befand Vonn.
Rund elf Jahre nach ihrem ersten Weltcupstart und ein Jahr nach dem medaillenlosen Olympia-Debakel ist Shiffrin also endgültig die erfolgreichste Skirennfahrerin in der Geschichte des Alpinsports. Zwei Olympiasiege, sechs Weltmeistertitel und 82 Erfolge im Weltcup, dazu kommen vier große Kristallkugeln für den Triumph im Gesamtklassement: Die Vormachtstellung der 27-Jährigen ist unverkennbar. «Das war heute vielleicht mein bestes Skifahren. Ich hoffe, ich kann das wiederholen», sagte Shiffrin.
In Kranjska Gora überzeugte die Allrounderin erneut mit ihrem sehr simplen Fahrstil. Ihre ruhige und zentrale Haltung des Oberkörpers sowie die runden Schwünge waren wie so oft nahe der Perfektion. Technisch kommt niemand an die Vollblutfahrerin ran. «Sie ist jetzt einfach die Größte der Geschichte», würdigte Federica Brignone Shiffrin im ZDF. Die Italienerin wurde am Sonntag mit 0,77 Sekunden Rückstand Zweite.
Der deutsche Alpin-Chef Wolfgang Maier adelte den US-Superstar zuletzt als beste Sportlerin in allen Bereichen. «Sowohl von der Athletik her, auch von der Skitechnik. Hat keine Innen- und Außenlagen, steht total zentral über dem Ski.»
Shiffrins Name steht schon lange für Superlative. In Sotschi wurde die Frau aus Colorado mit 18 Jahren die jüngste Olympiasiegerin im Slalom. Ende 2018 war sie die erste Skifahrerin, die in allen sechs Weltcup-Disziplinen ein Rennen gewinnen konnte. 2019 stand Shiffrin die vierte WM hintereinander im Torlauf ganz oben auf dem Podest.
Die Karriere der beliebten Sportlerin ist aber auch durchzogen von Selbstzweifeln. Ihr über viele Siege aufgebautes Selbstbewusstsein war phasenweise verschwunden. So wie bei Olympia in Peking, als die Amerikanerin in ihren Paradedisziplinen Slalom und Riesenslalom ausschied. Über Niederlagen grübelte sie oft lange. Doch irgendwie gelang es Shiffrin immer, sich aus Tiefs zu befreien. Auch aus dem mentalen, nachdem ihr Vater Jeff 2020 gestorben war.
Damals dachte Shiffrin sogar an ein Karriereende. Die Motivation fehlte, um sich täglich auf den Pisten und in den Krafträumen zu quälen. Ihr Weg aus dem quälenden Loch führte auch über ihren Freund Aleksander Aamodt Kilde. Im Sommer 2021 machten die Amerikanerin und der norwegische Skirennfahrer ihre Liebe öffentlich. «Alex war einer der ersten Menschen, mit dem Mika wieder Spaß an Gesprächen hatte», sagte Shiffrins Mutter Eileen einmal.
Noch ist Shiffrins Rekordjagd aber noch nicht vorbei. Bis zur Bestmarke des legendären Schweden Ingemar Stenmark mit 86 Weltcupsiegen fehlen ihr vier Erfolge. Nur eine Frage der Zeit. Da sind sich alle in der Alpin-Szene einig. «Für sie ist der Himmel die Grenze. Ich glaube nicht, dass Stenmark unbedingt der Maßstab ist. Sie wird den neuen Standard setzen, und wir müssen einfach abwarten, wie hoch sie ihn setzen kann», sagte Vonn. Shiffrins Wunsch, nicht mehr über Rekorde zu sprechen, wird sich also vorerst wohl nicht erfüllen.
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