Die Formel 1 bangt um Niki Lauda

​Wille, Disziplin und rote Kappe

Niki Lauda. Foto: epa/Ahmad Yusni
Niki Lauda. Foto: epa/Ahmad Yusni

WIEN (dpa) - Niki Lauda ist eine Institution in der Formel 1. Sein Unfall 1976 und seine unglaubliche Rückkehr machten ihn zur Legende. Mit den Folgen des Unglücks hat der dreimalige Weltmeister zeit seines Lebens zu tun. Nun muss der 69-Jährige wieder um sein Leben kämpfen.

Die Szene aus dem Film «Rush» sagt viel über den Menschen Niki Lauda aus. Nach seinem verheerenden Unfall auf dem Nürburgring 1976 versucht der Formel-1-Pilot - gespielt von Daniel Brühl - noch am Krankenbett, unter unerträglichen Schmerzen immer wieder den Helm über seinen verbrannten Kopf zu ziehen. Er will wieder zurück auf die Strecke, will um den WM-Titel fahren. Und tatsächlich: Mit unbändigem Willen und eiserner Disziplin gelingt es ihm, 42 Tage nachdem er nur knapp dem Tod im Flammeninferno entronnen war, ins Cockpit zurückzukehren.

42 Jahre später bangen die Formel 1 und viele Österreicher nach einer Lungentransplantation wieder um «Niki Nazionale». Und erneut sind Wille und Disziplin des 69-Jährigen gefordert. Immerhin gibt sich sein behandelnder Arzt Walter Klepetko zuversichtlich, was Laudas Genesung angeht. «Es ist momentan alles in einem sehr guten Verlauf, und wir sind sehr zufrieden», sagte der Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie im Allgemeinen Krankenhaus in Wien.

Wille und Disziplin - es sind diese Eigenschaften, die Lauda zu einem der größten Fahrer in der Formel-1-Geschichte und zu einem erfolgreichen Unternehmer gemacht haben. Und so hat er auch Schicksalsschläge überwunden.

Nikolaus Andreas Lauda, den alle nur Niki kennen, wurde am 22. Februar 1949 in Wien als Sohn eines wohlhabenden Industriellen geboren. Gegen den Willen seiner Familie und ohne finanzielle Unterstützung ging er seinen Weg in die Formel 1. 1975, 1977 und 1984 holte er jeweils den WM-Titel und gewann insgesamt 25 Rennen.

1985 beendete er seine Fahrer-Karriere, hatte sechs Jahre zuvor aber schon seine eigene Fluglinie gegründet. Der 26. Mai 1991 wurde der schlimmste Tag in seinem bewegten Leben. In Thailand stürzt eine Maschine seiner Lauda Air ab. Alle 223 Insassen sterben. Es sei das Schlimmste, was er je erlebt habe, sagte Lauda einmal. «Mein Unfall war nichts gegen das, was ich dort gesehen habe.»

Die Bilder, wie er über das Trümmerfeld geht, gingen damals um die Welt. Die Erschütterung über das Unglück ist ihm auch heute noch anzumerken, wenn er darüber spricht.

Ansonsten ist Lauda kein Mensch großer Sentimentalitäten. Viele Jahre hat er für RTL das Geschehen in der Formel 1 kommentiert. Rücksicht hat er dabei auf niemanden genommen. Auch nicht, nachdem Lauda 2012 Aufsichtsratschef des Mercedes-Team um den britischen Weltmeister Lewis Hamilton wurde. Gemeinsam mit seinem Landsmann und Teamchef Toto Wolff führte er den Rennstall an die Spitze. Seit 2013 gewannen die Silbernen vier Fahrer- und vier Konstrukteurstitel.

Dass Lauda ein Rennen auslässt, geschieht selten. Umso mehr fiel auf, dass er in Hockenheim am 22. Juli und Ungarn am 29. Juli wegen seiner Erkrankung nicht auftauchte.

Die Folgen seines Horrorunfalls 1976 in der Grünen Hölle auf dem Nürburgring haben ihn stets begleitet. Seitdem trug er stets eine rote Kappe, die zu seinem Markenzeichen wurde. Anfangs nahm er sie, damit der Verband auf seiner verbrannten Kopfhaut beim Abnehmen des Rennfahrerhelms nicht verrutschte. Später nutzte er sie als Werbefläche für seine unternehmerischen Aktivitäten.

Zweimal musste er sich einer Nierentransplantation unterziehen. Eine Niere spendete ihm 1997 sein Bruder Florian, eine weitere 2005 seine spätere Ehefrau Birgit. Mit ihr hat Lauda achtjährige Zwillinge - Max und Mia. Aus seiner ersten Ehe hat er zwei Söhne Lukas (39) und Mathias (37).

Auch wenn er das WM-Duell 1976 mit dem Briten James Hunt, das in dem Film «Rush» von 2013 im Mittelpunkt steht, um einen Punkt verlor, wurde Lauda durch den Unfall zur Legende. «Wie kann der Depperte wieder fahren, wenn er gerade verbrannt ist?», fragte Lauda einmal. Die Erklärung lieferte er gleich selbst: «Die schnelle Rückkehr gehörte zu meiner Strategie, nicht lange daheim zu sitzen und darüber nachzugrübeln, warum und wieso mir das Ganze widerfahren ist.»

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