Naumburger Dom ist neues Welterbe

Der Naumburger Dom. Foto: epa/Hendrik Schmidt
Der Naumburger Dom. Foto: epa/Hendrik Schmidt

MANAMA (dpa) - Deutschland kann sich über neues Welterbe freuen. Die Entscheidung für die Wikingerstätten in Schleswig-Holstein fiel schnell. Dagegen hatte die zweite deutsche Bewerbung mächtig zu kämpfen.

Deutschland hat zwei neue Welterbestätten: Der Naumburger Dom sowie die Wikingerstätten Haithabu und Danewerk gehören nun zum Weltkulturerbe. Dies entschied das Unesco-Welterbekomitee am Wochenende in der bahrainischen Hauptstadt Manama. Damit gibt es nun 44 Welterbestätten in Deutschland.

Die Entscheidung für den Naumburger Dom fiel erst nach einer mehr als einstündigen spannungsgeladenen Diskussion. Sie kam überraschend, weil der Weltdenkmalrat Icomos keinen außergewöhnlichen universellen Wert der Stätte erkennen konnte und deshalb eine Ablehnung empfahl.

Während der intensiv geführten Debatte sprach sich aber die Mehrheit der 21 Mitglieder des Welterbekomitees für die Bewerbung aus. Die Pracht des Doms sei klar offensichtlich, sagte der Vertreter Australiens. Am Ende fand ein Entwurf Zustimmung, der von den Vertretern des Inselstaates St. Kitts und Nevis vorgelegt worden war und die Aufnahme des Doms auf die Welterbeliste vorsah.

Unter den deutschen Vertretern brach Jubel aus. Der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich, dankte dem Komitee für die Unterstützung. Die Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, sagte, die Einschreibung in die Welterbeliste unterstreiche, dass der Naumburger Dom ein Meisterwerk menschlicher Schöpferkraft sei. «Er steht in einer Reihe mit den Kathedralen von Amiens in Frankreich, Modena in Italien und Burgos in Spanien.»

Der Naumburger Dom St. Peter und Paul wurde im 13. Jahrhundert geschaffen und wird zu den bedeutendsten Kathedralbauten des europäischen Hochmittelalters gezählt. Berühmt sind die vom «Naumburger Meister», einem bis heute unbekannten Steinbildhauer, geschaffenen zwölf Stifterfiguren in der Kathedrale, die zu den wichtigsten Kunstwerken der Epoche gehören. Es war bereits der dritte Anlauf für den Eintrag in die Welterbeliste. Zweimal war die Aufnahme des Naumburger Doms samt der hochmittelalterlichen Kulturlandschaft an Saale und Unstrut gescheitert. Diesmal galt die Bewerbung dem Dom alleine.

Dagegen machte es die Tagungsleitung bei den Wikingerstätten Haithabu und Danewerk kurz: «Any Comments? No?» Ohne Diskussion nahm das Komitee die deutsche Bewerbung am Samstag an. Die Stätte sei ein einzigartiges Zeugnis der Wikingerzeit und ihrer kulturellen Traditionen, hieß es zur Begründung. Bei der deutschen Delegation brach nach der Entscheidung Jubel aus.

Nur 6 Minuten und 36 Sekunden dauerte der Aufruf der Wikingerstätten. Prof. Claus von Carnap-Bornheim hat die Zeit mitgestoppt. Sichtlich bewegt und stolz steht der Geschäftsführende Direktor der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf und Initiator der Bewerbung am Tag nach der Entscheidung am Danewerk.

Seit 2004 war der Welterbeantrag für Haithabu und das Danewerk vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein unter seinem langjährigen Leiter von Carnap-Bornheim vorbereitet worden. Der jetzige Anlauf war bereits der zweite. Einen internationalen Antrag von Wikingerstätten gemeinsam mit Island, Dänemark, Lettland und Norwegen hatte das Welterbekomitee 2015 zur weiteren Überarbeitung zurückgewiesen.

Die Schleswig-Holsteiner entschieden sich aber weiterzumachen und mit einem Einzelantrag an den Start zu gehen. Schleswig-Holsteins Kulturministerin Karin Prien (CDU) jubelte am Danewerk, «das ist Weltklasse. Wir können Weltkulturerbe!»

Die Befestigungsanlage Danewerk und der Handelsplatz Haithabu gehören zu den bedeutendsten archäologischen Zeugnissen Nordeuropas. Das Danewerk bestand im Mittelalter aus Erdwällen, Mauern, Gräben und einem Sperrwerk in der Schlei. Das Verteidigungssystem sicherte die Grenze des dänischen Reichs. Die Wikingerstadt Haithabu bei Schleswig war vom 9. bis 11. Jahrhundert eines der bedeutendsten Handelszentren Nordeuropas. Sie lag zwischen dem fränkischen Reich und dem dänischen Reich auf einer wichtigen Route zwischen Nord- und Ostsee. 1897 wurde sie wiederentdeckt. Die ersten Ausgrabungen begannen um 1900. Die Stätte sei wegen ihrer reichen archäologischen Funde von wesentlicher Bedeutung für die Erforschung der Wikingerzeit, erklärte die Unesco.

Seit Freitag hat die Konferenz weltweit eine Reihe von weiteren Stätten zum Weltkulturerbe erklärt. Dazu zählen die Kalifatsstadt Medina Azahara in Spanien, die Industriestadt Ivrea in der italienischen Region Piemont und das viktorianische und Art-Déco-Ensemble von Mumbai in Indien. Auch die archäologische Landschaft der Sassaniden in der Region Fars (Iran), die archäologische Stätte Thimlich Ohinga in Kenia, die antike Stadt Kalhat im Oman, die buddhistischen Bergklöster in Südkorea und die verborgenen christlichen Stätten in der Region Nagasaki in Japan wurden in die Liste aufgenommen.

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