Radikalisierung der Corona-Gegner befürchtet

Österreichs Innenminister Karl Nehammer (R) kommt zur Tagung des Rates
Österreichs Innenminister Karl Nehammer (R) kommt zur Tagung des Rates "Inneres" in Luxemburg an. Foto: epa/Julien Warnand

WIEN: In Österreich droht nach Einschätzung von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) eine weitere Radikalisierung der Gegner der Corona-Maßnahmen. Das sei sein Eindruck aufgrund der Kontrollen der 2G-Regel und von Vorkommnissen bei der Demonstration von rund 40.000 Menschen am Samstag in Wien, sagte Nehammer am Sonntag.

Ein konkretes Beispiel für die Gewaltbereitschaft sei ein Brandanschlag auf ein Polizeiauto in Linz. Die beiden Tatverdächtigen hätten danach zugegeben, dass sie dabei die beiden Polizisten, die sie zuvor kontrolliert hätten, töten wollten. «Das ist ein Ausmaß an Radikalisierung, das in keiner Weise hinnehmbar ist.» Es gebe Morddrohungen gegen den Kanzler und den Gesundheitsminister.

Bei der Demonstration hätten die meisten Menschen zwar friedlich ihren Unmut kundgetan, es habe sich aber auch gezeigt, dass «altbekannte Neonazis und Vertreter der neuen rechtsextremen Szene» versuchten, die Stimmung aufzuheizen. Zu den Vorfällen habe die Verharmlosung des Holocausts gehört, indem sich Demonstranten mit Judenstern als «ungeimpft» kenntlich gemacht hätten. Außerdem sei Kanzler Alexander Schallenberg mit dem KZ-Arzt Josef Mengele verglichen worden. Mengele hatte während des Nazi-Regimes viele Juden durch medizinische Versuche umgebracht.

In Österreich ist der Druck auf Ungeimpfte enorm. Es herrschen eine 3G-Regel am Arbeitsplatz, eine 2G-Regel, die Ungeimpfte aus weiten Teilen des öffentlichen Lebens ausschließt, sowie ab Montag ein Lockdown für alle. Während diese Maßnahme für Geimpfte und Genesene am 13. Dezember enden soll, gilt sie danach für Ungeimpfte unbefristet fort. Das Land leidet unter einer massiven Corona-Welle mit einer Sieben-Tage-Inzidenz weit über 1000 Fällen pro 100.000 Einwohner.

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